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Basler Umweltamt in der Kritik
Chemie
  • 20. Juni 2018

Basler Umweltamt in der Kritik

Von PD Dr. med. Bettina Wölnerhanssen | AefU-Regionalgruppe Basel

Chemiemüll unter Kinderspielplatz

Der Chemiemüll unter dem Kinderspielplatz ‹Ackermätteli› in Basel gehöre untersucht, sagt der pensionierte Leiter der heutigen Abteilung Gewässerschutz im Basler Umweltamt. Er widerspricht damit seinem Nachfolger, der dies nicht für nötig hält. Recherchen der Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) bringen zudem weitere Ungereimtheiten ans Licht.

«Die chemischen Substanzen» unter dem Spielplatz Ackermätteli seien «bezogen auf die Altlastenverordnung momentan nicht untersuchungsbedürftig», erklärte Paul Svoboda, Abteilungsleiter Gewässerschutz im Amt für Umwelt und Energie des Kantons Basel-Stadt (AUE) gegenüber 20 Minuten. Diese Meinung bestätigt das zuständige Departement für Wirtschaft, Soziales und Umwelt (WSU) unter Regierungsrat Christoph Brutschin (SP) in seiner Reaktion auf einen Artikel des online-Portals ‹barfi.ch›.

Manfred Beubler widerspricht. Er hatte von 1994 bis 2013 – damals schon unter Regierungsrat Brutschin – die Stelle von Svoboda inne: «Ich bin der Ansicht, dass der Chemiemüll beim Ackermätteli im Detail gemäss Altlastenverordnung beurteilt werden muss. Das bedeutet u.a., dass Grundwasseruntersuchungen im unmittelbaren Abstrom und Abklärungen zum Risikopotential vorgenommen werden», sagt Beubler. Er hält zudem fest: «Auch wenn mit grosser Wahrscheinlichkeit keinerlei akute Gefahr besteht – Chemiemüll und ein Kinderspielplatz passen prinzipiell sehr schlecht zusammen.» Das sehen auch die AefU so.

Chemiemüll im Stadtteil Klybeck

Eine Interpellation im Grossen Rat wollte Genaueres wissen über den «Chemieschlamm» unter dem Spielplatz und an zwei weiteren Standorten. Sie sind in einem Plan des Basler Chemiekonzerns Ciba-Geigy und des Geologiebüros CSD von 1988 verzeichnet. Die AefU hatten ihn Ende 2017 veröffentlicht. Die Basler Regierung antwortete im März 2018. Sie habe «keine Hinweise», dass im Stadtteil Klybeck «ausserhalb der (...) Altrheinauffüllung Abfälle aus der chemischen Produktion abgelagert wurden». AefU-Abklärungen zeigen hingegen: Der «Chemieschlamm» beim Ackermätteli liegt nicht im Bereich des aufgefüllten Altrheinarms. Auch von den beiden anderen Standorten liegt nur der eine am ehemaligen Rheinarm. Der Andere liegt im Rheinufer unterhalb der Dreirosenbrücke. Dies geht aus zwei offiziellen Karten des Geoportals Basel-Stadt von 1896 und von heute hervor, die die AefU übereinander gelegt haben.

Chemiemüll in geringer Tiefe

Der heutige Altrheinweg beim Ackermätteli existierte 1935 noch nicht. Gemäss Luftbildern gab es scheinbar eine Böschung zur schon damals höher liegenden Hafenbahn. 1937 ist der heutige Altrheinweg fertig. Er liegt jetzt auf gleicher Höhe wie die Bahngeleise. Der Chemiemüll dürfte demnach zwischen 1935 und 1937 zum Anheben der Strasse und des anschliessenden Geländes verwendet worden sein. Der Müll liegt also über dem Grundwasser, das ihn somit auch nicht auswaschen konnte.[1]

Ein ehemaliger Angestellter des Kantons hatte den «Chemieschlamm» beim Spielplatz selber gesehen, als um 1980 ein Abwasserrohr in die Strasse verlegt wurde. Das Rohr – und damit auch der Chemiemüll – liegt gemäss Auskunft des Basler Tiefbauamts in einer Tiefe von rund 2.50 Metern.

Den Chemiemüll entfernen

Das Umweltamt hat bis heute immer noch nicht aufgezeigt, welche seiner bisherigen Untersuchungen welchen der drei fraglichen «Chemieschlamm»-Standorte betrifft und ob der Müll selbst überhaupt untersucht wurde.

Die neuste Regierungs-Antwort auf eine weitere Anfrage aus dem Parlament verwirrt eher als dass sie aufklären würde. Eine Klärung wäre aber von übergeordnetem, öffentlichem Interesse. Die AefU fordern von Departement und Amt deshalb erneut:

  • alle Untersuchungsberichte zum gesamten Chemiemüll im Klybeck umgehend zu veröffentlichen;
  • das Grundwasser und den Chemiemüll zeitnah gründlich und durch Dritte nachvollziehbar zu untersuchen;
  • den Chemiemüll gegebenenfalls auf Kosten der Verursacher BASF und/oder Novartis zu beseitigen.

Auch der Chemiemüll beim Spielplatz Ackermätteli in Basel liegt nicht auf dem aufgefüllten, alten Rheinarm: Das zeigt die AefU-Kartenkombination unter www.aefu.ch/aktuell


Ressort: Basel

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