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Mineralwasserflaschen im Test


Jede zweite ist verunreinigt

Wer Mineralwasser konsumiert, will davon ausgehen, dass es sauber ist. Zehn Flaschen Mineralwasser liessen die Ärztinnen und Ärzte für Umweltschutz (AefU) und Pingwin Planet analysieren. Die Hälfte davon ist verunreinigt oder stark verunreinigt. Sie enthalten zum Teil hormonaktive, neurotoxische und bioakkumulierende Substanzen. Pikant: In den geprüften ‹Badoit›-Glasflaschen (1) ist ein amtlicher Toleranzwert deutlich überschritten. Aber es geht auch anders: Drei der untersuchten Flaschen sind sauber – ebenso das Berner Trinkwasser, das zum Vergleich ebenfalls analysiert wurde.

Am schlechtesten abgeschnitten haben die untersuchten zwei Glasflaschen ‹Badoit›1 mit Kohlensäure des französischen Konzerns ‹Danone›. Wir beurteilen sie als «stark verunreinigt». Denn: Sie enthalten u.a.
16 299 Nanogramm pro Liter (ng/L) butyliertes Hydroxytoluol (BHT), eine Substanz, die wie ein Hormon wirkt. Dies überschreitet den zulässigen Toleranzwert von 5000 ng/L gemäss Eidgenössischer Fremd- und Inhaltsstoffverordnung (FIV) um mehr als das Dreifache. Die zwei ‹Badoit›-Flaschen enthalten in Spuren noch weitere Substanzen, die hormonaktiv sind und/oder neurotoxisch wirken.

‹Valser›-Flasche mit unbekannten und ‹Henniez›-Flasche mit hormonaktiven Substanzen
Schwieriger zu beurteilen ist die von uns untersuchte Flasche ‹Valser›-Mineralwasser im Glas mit Kohlensäure vom US-Konzern Coca-Cola. 75 Prozent der über 9000 ng/L Fremdstoffe gehen auf das Konto von acht sogenannt ‹Unbekannte Substanzen›. Das sind Stoffe, die nicht eindeutig identifiziert werden können, weshalb Aussagen zu ihrer Giftigkeit schwierig sind. Klar ist für uns aber: Sie haben im Mineralwasser nichts zu suchen. Dies gilt auch für die künstlichen Duftstoffe ‹Galaxolid› und ‹Tonalid›, die das Labor in der von uns untersuchten ‹Henniez›-Glasflasche mit Kohlensäure des schweizerischen Lebensmittelkonzerns ‹Nestlé› gefunden hat. Diese Substanzen reichern sich im Menschen an, wurden bereits in der Muttermilch nachgewiesen und wirken ebenfalls wie künstliche Hormone. Solche hormonaktive oder vermutlich hormonaktive Substanzen hat ‹ENVIReau› auch in der Flasche ‹Valser› in niedrigen Konzentrationen nachgewiesen.

Hormonaktive Substanzen: Schwellenwerte fehlen
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) hatte bei 31 verschiedenen Mineralwasser Tests auf Hormonaktivität gemacht. Die Resultate veröffentlichte das BAG 2011 jedoch anonymisiert, womit sie nicht einzelnen Marken zugewiesen werden können. Das Fazit des BAG: «Die (...) nachgewiesenen östrogenen Aktivitäten stellen für die Verbraucher kein Gesundheitsrisiko dar.» Jedoch: Für hormonaktive Substanzen existieren bis heute noch gar keine Grenz- oder Vorsorgewerte. Zwar werde «das brisante Thema international untersucht», aber: «Es ist nicht bekannt, wann klare Vorschriften erlassen werden», sagt Pierre Studer vom BAG.
Mit «leicht verunreinigt» gemäss unserer Klassifizierung schneiden die analysierte PET-Flaschen ‹Appenzell› mit Kohlensäure und ‹Aqua Classique› mit Kohlensäure von ‹Aldi› in unserem Test noch relativ gut ab. Sie enthalten ‹nur› je Spuren einer eher unproblematischen Substanz. Als «verunreinigt» stufen wir dagegen die PET-Flasche ‹Adelbodner› mit Kohlensäure ein, in der das Labor drei Substanzen mit einer Konzentration von zusammen über 900 ng/L nachgewiesen hat.

Konsumtipp Hahnenburger: sauber, günstig und ökologisch
Es geht auch ohne Verunreinigungen: Die Berner Trinkwasserprobe – das mit Abstand preiswerteste hier getestete Wasser – ist sauber. «Das Hahnenburger ist unser Konsumtipp. Es ist sauber und das günstigste und ökologischste Wasser in unserem Test», sagt Peter Kälin, Präsident der AefU. Er ergänzt: «Deshalb fordern wir von den Behörden, dass sie den Grund- und Trinkwasserschutz überall sicherstellen.» Ebenso sauber sind die zwar viel teureren, aber preisgünstigsten Flaschenwasser im Test: Die PET-Flaschen ‹M-Budget› mit Kohlensäure von ‹Migros› und ‹Prix Garantie› mit Kohlensäure von ‹Coop›. Auch die untersuchte PET-Flasche ‹San Pellegrino› mit Kohlensäure von ‹Nestlé› enthält keine Fremdstoffe. «Das zeigt: Sauberes Flaschenwasser ist möglich», sagt Ronny Haener von Pingwin Planet.

Verunreinigung mit ‹Tradition›?
Für die Mineralwasser ‹Badoit›, ‹Valser› und ‹Appenzell› im Glas und für ‹San Pellegrino› in PET – alle mit Kohlensäure – verfügt das Labor über Resultate von 2009: Wie bei unserem Test waren auch die damals untersuchten Glasflaschen von ‹Badoit› und ‹Valser› «stark verunreinigt». Verbessert hat sich ‹Appenzell› im Glas mit Kohlensäure: War die damals analysierte Flasche mit einer Fremdstoffkonzentration von 995 000 ng/L wirklich «stark verunreinigt», so ist die aktuell analysierte Flasche mit 3497 ng/L ‹nur› noch «verunreinigt». Eine PET-Flasche ‹San Pellegrino› mit Kohlensäure war auch 2009 sauber, wie die in unserem Test.

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