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Ein „Danke“ ist heutzutage überbewertet!
Danke für die Blumen ©Gerald Kaufmann
  • 12. März 2022

Ein „Danke“ ist heutzutage überbewertet!

Von Dennis Riehle | Konstanz

Kommentar zur Etikette in heutiger Zeit

Ich weiß nicht, ob es lediglich mir so ergeht: Unsere Gesellschaft des 21. Jahrhunderts befindet sich in einem massiven Wandel. Die Tendenz zu Narzissmus und Eigennutz scheinen erheblich gestiegen zu sein. Das Verteidigen der eigenen Rechte und Ansprüche mit Ellenbogen und Selbstverständlichkeit dürfte mittlerweile zum Tagesgeschäft jedes Einzelnen gehören. Man kann die Verrohung vieler Bevölkerungsteile nicht nur anhand der Zunahme von Gewalttaten gegenüber der öffentlichen Ordnung sichtbar machen. Viel eher hat sich auch die Etikette maßgeblich gewandelt.

„Früher“ noch war es gängig und gehörte zur Höflichkeit dazu, auf Mails oder Post zu reagieren. Heute bleiben wohl achtzig Prozent vom Gegenüber unbeantwortet. Wir haben keine Zeit mehr, uns mit Verbindlichkeit um soziale Beziehungen zu kümmern. Stattdessen pflegen wir unpersönliches Miteinander in immer neuen Kommunikationsmedien, Foren und Plattformen, die vor Verlogenheit und Wichtigtuerei nur so strotzen. Es geht uns allein um das „Ich“ – und wie wir es gegen den Rest der Welt durchsetzen können. Gleichermaßen sind Benimmregeln gänzlich in Vergessenheit geraten, ein „Bitte“ scheint aus dem Wortschatz umfänglich verschwunden zu sein.

Die Gereiztheit und Oberflächlichkeit sind nicht erst seit der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges gewachsen. Der Umstand, dass wir offenkundig unter Dauerstress stehen, macht uns zu abgestumpften Wesen, denen selbst die grundlegenden Umgangsformen abhandengekommen sind. Die Verkürzung eines Gesprächs auf „LOL“, *freu* und sonstige Emojis trägt sicherlich auch dazu bei. Vieles, wofür man einst dankbar war, wird heute zu einer Normalität ohne jegliches Achselzucken. Erwartungshaltungen nehmen zu, aus Meinungen werden Rechte formuliert, auf denen man beharrt. Freundlichkeit und Zugewandtheit gehören der Vergangenheit an, die Stimmung im Land ist anders geworden.

Kurz angebunden zu sein und schnippisch, besserwisserisch und abgehoben zu reagieren, das gehört jetzt zum guten Ton. Argumente und Gründe zählen kaum mehr, viel eher hat die Rechthaberei die Oberhand gewonnen. Der Respekt vor einem pfleglichen Umgang miteinander hat keine Konjunktur mehr. Stattdessen steht derjenige hoch im Kurs, der sich polternd und lautstark zu Wort meldet. Die Anerkennung von anderslautenden Ansichten fällt immer mehr Menschen schwer, weshalb auch unsere demokratische Streitkultur ganz erheblich leidet. Doch was kann gegen diese Entwicklung getan werden? Letztlich reicht es manchmal, sich auf manch eine Lehre aus der Bibel zu besinnen: „Was du nicht willst, das man dir tut, füg’ auf keinem Andern zu!“.


Ressort: Glaube und Gesellschaft

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