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Zwänge, Ängste oder Depression: Selbsthilfe unterstützt in der Krankheitsannahme
Zwangserkrankungen, Phobien, psychosomatische Störungen und Depressionen Dissoziative und psychotische Erkrankungen
  • 15. April 2024

Zwänge, Ängste oder Depression: Selbsthilfe unterstützt in der Krankheitsannahme

Von Dennis Riehle | Konstanz

„Daneben leisten wir Edukation, Erfahrungsaustausch, Entlastung und Eigenfürsorge“

Durch die Zunahme psychischer Erkrankungen – auch in Folge der Corona-Pandemie, des Ukraine-Krieges, des Klimawandels und komplexer finanzieller wie existenzieller Nöte der Menschen – wächst auch der Bedarf nach niederschwelligen Unterstützungsangeboten. Nicht zuletzt deshalb erfährt die Selbsthilfeinitiative zu Zwängen, Phobien und Depressionen einen verstärkten Zulauf seit einem Jahr. Schließlich sei auch die lange Wartezeit von teils mehr als zwölf Monaten auf einen Therapieplatz für diese Entwicklung verantwortlich. Dennis Riehle, Leiter des ehrenamtlichen Angebots, stellt unterdessen fest: „Gerade die Annahme einer seelischen Krankheit fällt vielen Betroffenen immer noch sehr schwer, weil sie solch eine Diagnose als Versagen interpretieren und dabei vergessen, dass für solch ein Schicksal niemand selbst schuld ist. Und eigentlich dürfte in der heutigen Zeit auch die Sorge vor einer Stigmatisierung keine Rolle mehr in unserer Gesellschaft werden, denn Depressionen sind schließlich zu einem Volksleiden geworden, das jeden treffen kann und es keinerlei Grund dafür gibt, jemanden diesbezüglich in irgendeine Schublade der Vorurteile zu verorten“, sagt hierzu der Psychologische Berater. Riehle ist ebenfalls seit 1998 psychisch erkrankt und kann daher auf eine lange Erfahrung zurückblicken: „Gerade diese Biografie mit anderen Patienten zu teilen, ihnen Mut zu geben und zu zeigen, dass man mit derartigen Beeinträchtigungen dennoch gut leben kann, dieser Gedanke ist wesentliche Motivation in der Selbsthilfe. Schon das Wissen, dass viele Millionen andere Betroffene mit einer mentalen Problematik zu kämpfen haben, entlastet die Ratsuchenden sehr und gibt ihnen die Gewissheit, dass sie damit nicht die Einzigen sind“. Überdies zeige sich trotz einer Egozentrierung in der Gesellschaft, dass das Miteinander unter Seinesgleichen sinnstiften und von einer großen Mitmenschlichkeit gekennzeichnet ist. Daran rüttele auch der Trend nichts, Vieles allein mit sich selbst ausmachen zu wollen.

Daneben leiste man einen Beitrag zur Edukation, indem man über die Krankheitsbilder aus Sicht des erkrankten Laien aufmerksam mache: „Nicht selten sind wir gerade im Zuge eines Erstkontaktes zu einem psychiatrischen Facharzt, dem Hausarzt oder dem Psychotherapeuten kaum in der Lage dazu, die vielen Informationen und Aufklärungen aufzunehmen, die oftmals in medizinischer Sprache vermittelt werden. Dabei ist das Verständnis eines Krankheitsbildes entscheidend dafür, sich daran anpassen zu können und mögliche Ursachen für dessen Entstehung ausfindig zu machen. Denn vielen Betroffenen ist beispielsweise nicht klar, welchen Anteil internistische und endokrinologische Prozesse an der Ausprägung einer Zwangserkrankung, Angststörung oder Depression beteiligt sind und dass sich neben all den aktuellen Problemen tiefliegende dynamische Vorgänge in der Seele und im Unterbewusstsein der Vergangenheit abspielen, die das Fortbestehen einer psychischen Erkrankung aufrechterhalten. Diese Zusammenhänge nachvollziehen zu können und gemeinsam mit Berater, Coach oder Therapeuten eine Strategie zu entwickeln, das Handicap an der Wurzel zu packen, ist ein wegweisender Türöffner für das Schultern der Krankheit und seiner systemischen Folgen“, so der Journalist vom Bodensee. „Aus den Konzepten zur Krisenbewältigung der Anderen Tipps und Ratschläge für den eigenen Alltag mitnehmen, Ideen und Vorgehensweisen zu entwickeln und sich darüber hinaus durch die Öffnung gegenüber einem geschützten Kreis von Mitpatienten aus der sozialen Isolation zu holen, sind Aspekte der Selbsthilfe, die auch nach über 50 Jahren seit deren Bestehen noch immer wirkungsvoll bleiben. Das Verteilen von Ballast auf den gemeinsamen Schultern, Solidarität und Zusammenhalt unter denen, die sich in ähnlichen Lebenslagen befinden – mit diesem Ansatz gelingt der Schritt aus der Defensive in eine umsichtige Eigenfürsorge, welche letztendlich befähigt, Krankheit zwar als Gegebenheit zu respektieren, sie aber proaktiv zu verändern“.


Ressort: Lifestyle & Wohlbefinden

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