- 16. Februar 2022
Argentinien: Hoffnung für vier Tiger nach 15 Jahren in zurückgelassenem Bahnwaggon
VIER PFOTEN bereitet Rettung und Transfer in das LIONSROCK Großkatzenschutzzentrum vor
Hamburg/San Luis, Argentinien, 16. Februar 2022 – Seit 15 Jahren sind vier Tiger in einem zurückgelassenen Bahnwaggon in der Provinz San Luis in Argentinien gefangen. Jetzt gibt es Hoffnung: Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN arbeitet aktuell daran, die Tiger aus ihrem Gefängnis zu befreien und in das Großkatzenrefugium LIONSROCK zu bringen.
Bei den vier Tigern handelt es sich um eine Familie: Ein Wanderzirkus bat 2007 einen Bauern in der Provinz San Luis, sich sechs Monate lang um einen heute 18-jährigen männlichen Tiger und eine inzwischen 15-jährige Tigerin zu kümmern. Der Zirkus kehrte jedoch nie mehr zurück. Zwischenzeitlich bekamen die beiden Großkatzen Nachwuchs. Die Privathaltung von Wildtieren ist in Argentinien illegal, daher informierte der Bauer, der sich nach bestem Gewissen um die Tiger kümmerte, die Behörden nicht sofort. Als die Behörden 2021 auf die unzureichenden Haltungsbedingungen der Tiger aufmerksam wurden, begann die Suche nach einer anderen Unterbringung. Als VIER PFOTEN von dem Fall erfuhr, bot die Organisation mit jahrelanger Erfahrung in Wildtierrettungen und -transfers den Behörden ihre Unterstützung an. Auf Einladung des argentinischen Ministeriums für Umwelt und nachhaltige Entwicklung wird VIER PFOTEN nun in den kommenden Wochen nach Argentinien reisen, um die Tiger zu retten.
„Die Tiger lebten jahrelang verdreckt zwischen Exkrementen, Fleisch- und Knochenresten. Inzwischen wurde der Bahnwaggon glücklicherweise gereinigt. Tiger müssen umherstreifen, rennen, spielen und baden können. Eingesperrt auf 75 Quadratmetern konnten sie nur vor und zurück laufen. Das ist kein würdiges Leben für einen Tiger. All die Jahre auf solch kleinem Raum haben mit Sicherheit sowohl die geistige als auch die körperliche Gesundheit der Tiere beeinträchtigt. Wir haben jetzt die Möglichkeit, sie zu retten, und das werden wir auch tun“, sagt VIER PFOTEN Tierarzt Dr. Amir Khalil, der die Rettungsmission leitet.
Wildtiere leiden auf der ganzen Welt
„Missstände erkennen, Tiere in Not retten und sie beschützen – dieser Ansatz bestimmt unsere Arbeit. Indem wir Tiere wie diese Tiger retten und darüber sprechen, decken wir systemische Probleme und rechtliche Unzulänglichkeiten auf. Wir schärfen das Bewusstsein dafür, warum diese Themen wichtig sind. Ein Beispiel für eine solche Verbindung ist unsere aktuelle Kampagne ‚Break the Vicious Cycle‘, die aufzeigt, dass die illegale Haltung von Großkatzen Realität ist und ein Problem darstellt. Solche Aktionen sind für den Schutz gefährdeter Arten von entscheidender Bedeutung, und in unserer stark vernetzten Welt hat all dies Auswirkungen auf die Zukunft des Planeten“, sagt der VIER PFOTEN Vorstandsvorsitzende Josef Pfabigan.
Tiger – eine bedrohte Art
Weltweit gibt es nur noch etwa 3.900 Tiger in freier Wildbahn. Aufgrund fehlender weltweiter Vorschriften floriert der kommerzielle Handel mit Großkatzen. Lebende Tiger werden in die ganze Welt verschifft, um als Haustiere gehalten und zur menschlichen Unterhaltung in Zirkussen, Zoos oder für bezahlte Interaktionen missbraucht zu werden. Tiger und andere Großkatzenarten werden wegen ihrer Haut, ihres Fells, ihrer Knochen und ihrer Zähne getötet.
„Durch die Rettung dieser vier Tiger in Argentinien ermöglichen wir ihnen ein besseres Leben und schaffen ein Bewusstsein dafür, dass alle Tiere weltweit mit Respekt, Empathie und Verständnis behandelt werden müssen“, so Pfabigan.
Die erste VIER PFOTEN Rettungsmission in Südamerika
VIER PFOTEN hat Büros in 14 Ländern sowie Wildtierschutzzentren in elf Ländern. Darüber hinaus war die internationale Tierschutzstiftung bereits in vielen weiteren Staaten wie Syrien, Gaza, Pakistan, Sudan und Kambodscha aktiv. Mit der Rettung der vier Tiger in Argentinien wird die globale Tierschutzorganisation nun auch zum ersten Mal in Südamerika tätig.
„All unsere Programme, Projekte und Rettungsmissionen tragen zum weltweiten Tierschutz bei. Es ist fantastisch, dass wir mit Argentinien die Möglichkeit haben, die erste VIER PFOTEN Rettungsmission in Südamerika durchzuführen. Als Argentinierin spreche ich sicher für viele, wenn ich sage, dass es mir eine Herzensangelegenheit ist, das Unrecht, das diesen Tieren angetan wurde, zu berichtigen. Wir danken den lokalen Behörden und allen Partnern, die dies möglich gemacht haben. Wir freuen uns darauf, gemeinsam die Zukunft des Tierschutzes zu gestalten, um so das Leben so vieler Tiere wie möglich zu verbessern, heute und in Zukunft“, sagt Luciana D’Abramo, Chief Development Officer bei VIER PFOTEN.
LIONSROCK: Ein artgemäßes Zuhause in Südafrika für mehr als 100 gerettete Großkatzen
Das LIONSROCK Großkatzenschutzzentrum, eines der elf von VIER PFOTEN geführten Wildtierschutzzentren weltweit, in der Nähe von Bethlehem, Südafrika, bietet mehr als 100 geretteten Tieren ein artgemäßes, lebenslanges Zuhause. Der Großteil der Tiere sind Großkatzen, die VIER PFOTEN aus kriegszerstörten Zoos, Zirkussen, Privatbesitz und der Gatterjagd gerettet hat und die nicht wieder in die Freiheit entlassen werden können.
Der Lebensraum ist naturnah und fördert natürliche Verhaltensweisen unter höchsten Standards, so wie auch die medizinische Versorgung der Tiere und die Sicherheitsstandards der Gehege. In LIONSROCK ist die Jagd, der Handel und die Zucht von Großkatzen strengstens verboten. Darüber hinaus sind auch Interaktionen zwischen Wildtieren und Besucher:innen verboten.
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