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Frust mit der Deutschen Bahn

Schienenersatzverkehr / Gleis 9 und 10 / das Dach und die Quellen

Gastkommentar von Dennis Riehle

seit Jahren und Jahrzehnten bin ich Kunde der Deutschen Bahn. Nicht immer war ich mit dem Unternehmen, seiner Preispolitik oder seinem Kundenservice zufrieden. Doch der Ansehensverlust, den die Bahn in den vergangenen Wochen und Monaten erlebt hat, ist bemerkenswert.

Südbaden – insbesondere die Bodensee-, Alb/Allgäu- und Hochrhein-Region – waren schon immer Stiefkinder Ihres Unternehmens. Vom Fernverkehr weitestgehend abgehängt, wurde auch die Trasse Singen-Stuttgart zunehmend vernachlässigt – und derzeit sind alle Fahrstrecken Richtung Norden durch Bauarbeiten blockiert.

Weder nach Offenburg, noch nach Stuttgart kommt man im Augenblick ohne Schienenersatzverkehr. Fahrplanumstellungen, verlorene Anschlüsse, erhebliche Fahrzeitverlängerungen und keine Fahrt ohne Verspätung: Warum all die Maßnahmen zum gleichen Zeitpunkt durchgeführt werden, die Information der Fahrgäste nicht besser erfolgt ist und nicht zumindest ein Mindestmaß an Service eingehalten werden kann, bleibt mir unverständlich.

Irgendwann einmal in Stuttgart angekommen, wartet weiterhin die bedrohliche Situation an Gleis 9 und 10: Bis heute hat die Bahn kaum  etwas dazu beigetragen, dass eine ehrliche und ernsthafte Aufklärung der Vorkommnisse über IC-Entgleisungen vorgenommen wird. Statt mit Beweisen zu widerlegen, versucht das Unternehmen, den vielfachen Vorwurf einer Kurvenverengung zugunsten der Bauarbeiten für das Projekt „Stuttgart 21“ als mögliche Ursache herunterzuspielen.

Nach dem ersten Zwischenfall hat man ein zweites Vorkommnis geduldet – sollte dies im Zusammenhang mit S 21 stehen, waren dies die nächsten Körperverletzungen nach dem Protest gegen Ihr Projekt im Schlossgarten, der mit Brutalität niedergeschlagen und über hundert Menschen zum Teil schwerstverletzt hat. Schon allein die fehlende Bereitschaft zur Aufarbeitung zeugt von einer markanten Verantwortungslosigkeit gegenüber Ihren Kunden.

Desweiteren wurde mittlerweile bekannt, dass das Restgebäude des Hauptbahnhofs nach Abriss der ersten Teile bei starken Windböen einsturzgefährdet sein könnte. Zumindest das Dach dürfte bei heftigen Herbstwinden in großer Gefahr sein. Im unterirdisch geplanten Bahnhof muss sich der Bahnfahrer künftig dagegen darauf einstellen, im Brandfall etwas schneller zu reagieren, als es die Theorie vorsieht: Nach derzeitigem Erkenntnisstand sind die vorgesehenen Maßnahmen nicht genehmigungsfähig, um den behördlichen Anforderungen standzuhalten.

Dass Sie daneben ebenso wenig Bedacht darauf zu legen scheinen, dass durch Verletzung der Mineralbadquellen eines der wertvollsten Tourismusmerkmale der Stadt in Mitleidenschaft gezogen wird und gleichermaßen eine das Erdreich aufwühlende Erosion des Untergrunds zu neuerlichen Sicherheitsbedenken führt, rundet die Kette an Peinlichkeiten, Fehltritten und Skandalen ab.

Während sich die Bahn also um die nächste Fahrpreiserhöhung bemüht, riskiert sie offenbar die Unversehrtheit von Menschenleben – und handelt sich darüber hinaus einen der größtem Imageschäden ein, die ein deutsches Unternehmen wohl je hat tragen müssen.

Dennis Riehle
Martin-Schleyer-Straße 27
78465 Konstanz


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