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Fachchinesisch in der Arztpraxis überfordert gerade chronisch Kranke und Behinderte
Rollstuhl ©Gerald Kaufmann
  • 13. Juni 2023

Fachchinesisch in der Arztpraxis überfordert gerade chronisch Kranke und Behinderte

Von Dennis Riehle | Konstanz

Beratungsstelle: „Sprachbarrieren bereits in der medizinischen Ausbildung reduzieren!“

Menschen mit Behinderung sollten laut UN-Behindertenrechtskonvention vollen Zugang zum Gesundheitssystem haben. Mittlerweile sind viele Praxen barrierefrei erreichbar, doch ohne Hürden verläuft der Arztbesuch für Patienten mit Beeinträchtigung dann eben doch nicht. Hierauf macht die Anlaufstelle „Beratung mit Handicap“ aufmerksam. Wie ihr Leiter, Dennis Riehle (Konstanz), in einer aktuellen Stellungnahme berichtet, hapert es vor allem an der Kommunikation zwischen Medizinern und Hilfesuchenden. Denn immer öfter fällt es vor allem jungen Ärzten schwer, sich nach dem Studium vom Fachchinesisch zu lösen und Zusammenhänge und Diagnosen im Alltag der Praxis derart einfach zu formulieren, dass sie von jedem verstanden werden können: „Denn nur, wenn der Patient aufgeklärt ist und Bescheid weiß, kann er mündig in etwaige Untersuchungen oder Therapien einwilligen“, unterstreicht Sozialberater Riehle. „Leichte und niederschwellige Sprache setzt vor allem bei der Wortwahl an. Nicht selten gelingt der Rollenwechsel des Arztes nicht, weil er in jenem Jargon gegenüber seinen Patienten artikuliert, den er unter Kollegen anwendet“.

Der 37-jährige Coach vom Bodensee, der selbst schwerbehindert und chronisch krank ist, führt darüber hinausgehend noch aus: „Wenngleich viele Menschen heute durch das Internet eine gewisse medizinische Grundkenntnis erwerben können, braucht es den Arzt auch weiterhin als Experten und Übersetzer, der sich zumindest bemüht, sprachliche Barrieren abzubauen, Sätze kurz und einfach zu halten, Fachbegriffe zu erklären, das Gegenüber nicht mit unnötiger Information überfrachten und es in den wichtigen Fragen für die Befunderhebung, Anamnese, Wahl der Behandlungsschritte und bei der Verordnung von Medikamenten oder anderen Hilfsmitteln durch eine zugewandte, auf das Wesentliche reduzierte, aber nicht empathielose Sprechweise stets mitzunehmen“, findet der Kommunikationsberater, der sich wünschen würde, dass das Arzt-Patienten-Gespräch bereits in der Ausbildung besser trainiert und frühzeitig auf Abkürzungen, Floskeln oder Fremdworte verzichtet wird: „Sie können  im Wortschatz von Ärzten für die Unterhaltung untereinander genutzt werden, aber sollten keinen Platz im Sprechzimmer haben!“, meint der Psychologischer Berater.




Ressort: Konstanz

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