
- 22. August 2025
Bargeld vs. Kartenzahlung: Schleichender Wechsel oder schneller Umbruch?
In der Art, wie bezahlt wird, zeigt sich ein deutlich spürbarer Wandel. Vor wenigen Jahren erledigte noch die große Mehrheit ihre Einkäufe mit Bargeld. 2017 wurden hierzulande rund drei Viertel aller Transaktionen mit Scheinen und Münzen abgewickelt. Sechs Jahre später liegt der Anteil nur noch bei etwas über der Hälfte. Kartenzahlung ist auf dem Vormarsch, besonders die Girokarte hat sich bei den bargeldlosen Varianten als beliebtestes Zahlungsmittel etabliert. Sie macht gut 55 Prozent der unbaren Zahlungen aus.
Auch Mobile Payment, also das Bezahlen per Smartphone, findet immer mehr Anhänger. Zwar liegt der Anteil laut einer Statista Umfrage aktuell nur bei rund 20 Prozent bei den bargeldlosen Bezahlmethoden, doch hat sich diese Methode seit 2020 mehr als verdoppelt. Vor allem Jüngere nutzen diese Technik gern, sei es beim Einkauf, beim Ticketkauf oder im Restaurant. Insgesamt bevorzugen heute 72 Prozent der Menschen in Deutschland allerdings noch immer das Bargeld.
Im direkten Vergleich mit anderen Ländern zeigt sich auch: Deutschland ist beim Zahlungsverhalten eher zurückhaltend. In China etwa werden schon zwei Drittel aller Transaktionen über mobile Anwendungen abgewickelt. Der Bargeldanteil liegt dort mittlerweile deutlich unter 50 Prozent. Während weltweit digitale Zahlungsmittel längst Alltag sind, bewegen sich viele Deutsche noch auf traditionellen Pfaden. Doch der Trend ist eindeutig. Der Umgang mit Geld verändert sich, und digitale Optionen gewinnen Stück für Stück an Vertrauen und Bedeutung.
Wenn der Preis entscheidet
Ob fünf oder fünfzig Euro den Besitzer wechseln, macht für Händler einen Unterschied, zumindest bei der Wahl der passenden Zahlungsart. Bei geringeren Beträgen punkten oft Münzen und Scheine, weil sie keine zusätzlichen Gebühren verursachen. Je höher der Rechnungsbetrag, desto eher lohnt sich für viele Geschäfte die Kartenzahlung. Denn während sich Fixkosten auf große Summen besser verteilen, schlagen Gebühren bei kleinen Beträgen deutlich stärker zu Buche.
Im Detail bedeutet das: Eine Barzahlung kostet den Händler im Schnitt rund 24 Cent – vom Kasseneinsatz bis zur Einzahlung. Bei Kartenzahlung liegt der Aufwand durchschnittlich bei 34 Cent, hinzu kommen abhängig vom Anbieter prozentuale Gebühren. Besonders Kreditkarten fallen bei der Abrechnung ins Gewicht, denn sie bringen oft höhere Entgelte mit sich und benötigen zusätzlich einen externen Dienstleister. Diese Kostenstrukturen haben spürbaren Einfluss auf die tägliche Planung im Geschäft – von der Preisgestaltung bis zur Liquidität.
Auch bei der Infrastruktur zeigt sich deutlich, wohin die Reise geht. Im Jahr 2024 waren deutschlandweit über 1,21 Millionen Kartenterminals im Einsatz, ein Zuwachs von 6,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Egal ob dieser Anstieg auf Kundennachfrage oder technisches Aufrüsten zurückgeht: Am Ende zählt für den Einzelhandel, dass sich digitale Bezahlmethoden wirtschaftlich rentieren müssen. Und genau hier zeigen sich die Vor- und Nachteile jeder Zahlungsart besonders klar.
Warum Kartenzahlung immer mehr überzeugt
Im Alltag überzeugt die Kartenzahlung durch ihre einfache Handhabung und den spürbaren Komfort. Viele Menschen greifen deshalb lieber zu Karte oder Smartphone als zu Bargeld. Ein zusätzlicher Vorteil liegt in der besseren Übersicht über die eigenen Finanzen, denn Banking-Apps zeigen Zahlungen sofort an und erleichtern die Kontrolle über Ausgaben.
Auch das Sicherheitsgefühl spielt eine wichtige Rolle, da PIN-Abfragen und die Möglichkeit, jede Transaktion nachzuvollziehen, mehr Vertrauen geben als das Mitführen von Bargeld. Auf diese Weise wird die Debitkarte für viele zum festen Begleiter im täglichen Leben.
Die Entwicklung des digitalen Bezahlens wurde auch durch das Online-Glücksspiel beflügelt. Kaum eine andere Branche steht in einem so intensiven Wettbewerb, weshalb zum einen Casinos mit hohen Auszahlungsquoten überzeugen müssen, zum anderen aber entscheidend ist, dass Ein- und Auszahlungen reibungslos und ohne Verzögerungen funktionieren. Dieser Anspruch an Schnelligkeit und Effizienz hat den Druck auf andere Branchen erhöht und trägt dazu bei, dass digitale Payment-Lösungen auch im Alltag immer selbstverständlicher genutzt werden, etwa beim Einkaufen oder Tanken.
Schattenseiten der bargeldlosen Zukunft
Was für viele bequem wirkt, kann für andere zum Problem werden. In Deutschland leben rund 500.000 Menschen, die kein eigenes Konto besitzen. Ohne Karte oder digitale App bleibt ihnen oft nur das Bargeld. Doch je stärker der Alltag auf bargeldlose Zahlungen ausgerichtet ist, desto schwieriger wird es für diese Gruppe und selbst einfache Einkäufe oder Fahrkarten können zur Hürde werden.
Gleichzeitig rücken Datenschutzfragen in den Vordergrund. Jeder digitale Bezahlvorgang hinterlässt Spuren – Daten, die gespeichert, ausgewertet und vermarktet werden können. So entstehen Verhaltensmuster, aus denen sich persönliche Vorlieben und Einkaufsgewohnheiten ableiten lassen. Wer digital zahlt, gibt damit auch ein Stück Kontrolle über die eigenen Informationen ab.
Ein weiterer Punkt betrifft das Haushalten mit dem eigenen Geld. Bargeld erlaubt es, Ausgaben direkt zu spüren. Scheine werden gezählt, das Portemonnaie wird sichtbar leerer. Bei App oder Karte fehlt oft dieses Gefühl. Der Überblick geht schneller verloren, unbedachte Käufe häufen sich. Besonders bei kleinen Einkommen kann das auf Dauer zur Überschuldung führen.
Auch gesetzliche Änderungen haben Auswirkungen. Wer gelegentlich Dinge online verkauft, etwa über Privatverkäufe bei eBay Kleinanzeigen, sieht sich vermehrt mit steuerlichen Pflichten konfrontiert. Viele weichen deshalb bewusst wieder auf Bargeld aus – nicht aus Nostalgie, sondern um bürokratischen Aufwand zu vermeiden. Gerade hier zeigt sich: Bargeld bleibt ein wichtiger Teil vieler Lebensrealitäten.
Was bleibt vom Bargeld?
Auch wenn sich Bezahlgewohnheiten stetig verändern, der Griff zum Geldschein ist längst nicht verschwunden. Über 94 Prozent der Einzelhändler akzeptieren weiterhin Bargeld, im Lebensmittelhandel liegt die Bargeldakzeptanz sogar bei fast 98 Prozent. Diese Zahlen zeigen, dass Münzen und Scheine für viele Menschen nach wie vor selbstverständlich zum Einkauf dazugehören.
Zugleich wird der Bargeldzugang schwieriger. Vor allem in ländlichen Räumen schließen immer mehr Bankfilialen, Geldautomaten verschwinden. Für viele ist das ein Problem, besonders für ältere Menschen oder Personen mit eingeschränkter Mobilität. Sie sind auf kurze Wege und regelmäßige Verfügbarkeit angewiesen.
In Krisensituationen kann Bargeld zudem zum entscheidenden Vorteil werden. Bei einem Stromausfall oder bei Netzproblemen fallen digitale Zahlungen aus. Dann bleibt Bargeld das zuverlässigste Zahlungsmittel. Gerade dieses Maß an Kontrolle und Sicherheit überzeugt viele Bürger und sorgt dafür, dass Bargeld nicht aus dem Alltag verschwindet.
Auch bei Veranstaltungen mit gemischtem Publikum bleibt Bargeld gefragt. Bei größeren Formaten wie Festivals oder Straßenfesten zeigt sich, dass Großveranstaltungen trotz digitaler Alternativen weiterhin stark auf Bargeld setzen. Es punktet dort, wo schnelle Abläufe, einfache Handhabung und breite Akzeptanz gefragt sind.
Neue Normalität oder Übergangszustand?
Der Wunsch nach mehr Tempo im Zahlungsverkehr trifft auf den Bedarf an Sicherheit und Teilhabe. Während digitale Zahlungen für viele zum Alltag geworden sind, spielt Bargeld weiterhin eine wichtige Rolle. Das liegt nicht allein an Gewohnheiten.
Gerade beim Thema Datenschutz genießt Bargeld einen klaren Vertrauensvorsprung, denn beim Bezahlen mit Münzen und Scheinen bleiben persönliche Informationen außen vor. Auch wer den Überblick über seine Ausgaben behalten will, findet in Bargeld ein praktisches Hilfsmittel. Die physische Begrenzung sorgt für mehr Kontrolle beim Haushalten.
Und es gibt noch einen Aspekt, der häufig übersehen wird: Wer kein Bankkonto besitzt, ist auf Bargeld angewiesen. Sonst droht der Ausschluss vom normalen Wirtschaftsleben. Die rein digitale Welt birgt hier das Risiko, Menschen zurückzulassen, denen der Zugang fehlt.
Auf der anderen Seite setzen die sogenannten Digital Natives im Alltag längst auf Wallets, Apps und kontaktlose Zahlungen. Für sie sind digitale Varianten selbstverständlich. Für zusätzlichen Schub könnte künftig der digitale Euro sorgen, der in Planung ist. Doch ob daraus eine neue Normalität wird oder das Nebeneinander bestehen bleibt, wird sich erst mit der Zeit zeigen.
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