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Mit „HyGenLab“ in die Wasserstoff
Innovatives Knowhow im Container: Die Elektrolyse-Anlage am ZSW ©ZSW
  • 23. Februar 2022

Mit „HyGenLab“ in die Wasserstoff

Von Petra Nikolić

Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) wird seine Forschungsinfrastruktur im Bereich Wasserstoff-Erzeugung und eFuels am Standort Stuttgart weiter ausbauen. Das Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg stellt dafür Fördermittel in Höhe von über vier Millionen Euro aus dem Programm „REACT-EU“ (Aufbauhilfe für den Zusammenhalt und die Gebiete Europas) zur Verfügung.

„Der Ausbau der Forschungsinfrastruktur zur Entwicklung innovativer Technologien im Bereich Wasserstoff und eFuels ist notwendig, um die Verbreitung dieser Zukunftstechnologien bei uns im Land voranzubringen. Zusätzlich unterstützen wir unsere Unternehmen dabei, sich mit klimafreundlichen Innovationen rasch und erfolgreich am Weltmarkt zu platzieren. Das ist wichtig, um die Transformation erfolgreich zu bewältigen“, so Ministerin Dr. Nicole Hoffmeister-Kraut bei der Überreichung des Förderbescheids.

Die Erweiterungen der Forschungen am ZSW betreffen vor allem drei Bereiche: Elektrolysesystem- und Elektrolyseprüftechnik, Recyclingtechnologien für die Erzeugung von Wasserstoff aus Kunststoffabfällen sowie Direct Air Capture-Technologien zur CO2-Gewinnung aus Luft als Grundlage für die Synthese von kohlenstoffbasierten synthetischen Kraftstoffen (eFuels).

Das Jahr 2022 wird zum Schlüsseljahr für die Umsetzung der Beschlüsse, die auf der Weltklimakonferenz in Glasgow gefasst wurden. Wasserstofftechnologien spielen dabei eine entscheidende Rolle. Um die nationalen wie internationalen Ausbauziele zu erreichen, ist ein schneller Markthochlauf der Technologien dringend notwendig.

Mit dem Projekt HyGenLab (Hydrogen Generation Labor) will das ZSW seine Laborinfrastruktur im Bereich von Schlüsseltechnologien zur Wasserstofferzeugung erweitern, um die Entwicklung für die Industrie zu beschleunigen. Das betrifft insbesondere die Elektrolysetechnologie. „Unser Ziel ist es, innovative Ansätze für die Technologieskalierung zu entwickeln und der Industrie standardisierte Testmöglichkeiten anzubieten, um den Markthochlauf der Wasserstofftechnologien zügig voranzutreiben“, so Dr. Marc-Simon Löffler, Fachgebietsleiter Regenerative Energieträger und Verfahren. Das ist die Voraussetzung für den Übergang zur Serienfertigung von Elektrolyseuren bis in den Multi-Megawatt-Maßstab. Die Erweiterung der Laborinfrastruktur, die bis Mitte 2023 am ZSW abgeschlossen sein soll, umfasst neben verschiedenen Elektrolyseprüfständen vom Kilowatt- bis in den Megawatt-Maßstab auch Messtechnik und Analysegeräte für die Qualitätssicherung von Bauteilen und Komponenten für Elektrolyseure. Hierzu zählt unter anderem die standardisierte Handhabung der mehrere Tonnen schweren Elektrolyseblöcke.

Weil viele Unternehmen in die Wasserstoff-Produktion einsteigen werden, rechnet Dr. Marc-Simon Löffler damit, dass der Testbedarf für die Hersteller von Elektrolyseuren und deren Komponenten signifikant zunehmen und damit auch die Anforderung an das Qualitätsmanagement steigen wird. Das ZSW betreibt am Standort Stuttgart bereits ein Testfeld für Alkalische Elektrolyseure. Für die Zukunft ist der Aufbau eines Elektrolysetestzentrums geplant.

Umweltfreundliche und nachhaltige Kreisläufe

Neben dem Bereich Elektrolyse soll das HyGenLab auch mit einer Hochtemperatur-Prozesstechnik für die Erforschung der Pyrolyse von Kunststoffabfällen ausgestattet werden, um mit dieser Technik Wasserstoff zurückzugewinnen. Die Pyrolyse ist ein thermochemischer Umwandlungsprozess, in dem organische Verbindungen bei hohen Temperaturen und weitgehend unter Ausschluss von Sauerstoff gespalten werden. Mit der Laborerweiterung sollen verschiedene Recyclingtechnologien für umweltfreundliche und nachhaltige Kreisläufe entwickelt werden. Dazu gehören unter anderem Verfahren, um CO₂-neutralen Wasserstoff und festen Kohlenstoff aus nichtsortenreinen Kunststoffabfällen zu erzeugen. Dabei fallen die CO₂ Emissionen weg, die ansonsten bei der Verbrennung von Kunststoffabfällen entstehen. Voraussetzungen für die CO₂-Neutralität des Verfahrens sind die Wärmeversorgung des Hochtemperaturreaktors aus erneuerbaren Energiequellen sowie die dauerhafte Bindung des Kohlenstoffs in fester Form. „Wir bauen den Bereich Circular Economy (Kreislaufwirtschaft) derzeit aus, um mit unseren Forschungen den Übergang von der linearen "take-make-waste" Wegwerfwirtschaft zu einer Kreislaufwirtschaft im Kontext der Energiewende zu unterstützen“, erklärt Marc-Simon Löffler

Der dritte Schwerpunkt des HyGenLab betrifft die Umwandlung von Wasserstoff in eFuels. Um Wasserstoff, der in Ländern wie Australien oder Südamerika produziert wird, nach Europa zu bringen, muss er in flüssige Energieträger wie Kohlenwasserstoffe (eFuels) umgewandelt werden, die sich kostengünstig und leicht über die bereits bestehenden Infrastrukturen transportieren lassen. Die eFuels können dann in Deutschland als Kraftstoff für Flugzeuge oder als Rohstoffe für die chemische Industrie genutzt werden. Für den Syntheseprozess wird mittel- bis langfristig die Bereitstellung von CO₂ aus der Luft notwendig sein. Das gilt insbesondere für Produktionsstandorte in Wüstenregionen, die über keine anderen CO₂-Quellen verfügen. „Wir wollen unsere bereits bestehende Testinfrastruktur im Bereich Direct Air Capture (DAC) weiter ausbauen, um DAC-Technologien für eine effiziente, kostengünstige und in große Maßstäbe skalierbare CO₂-Bereitstellung aus der Luft zu entwickeln. So können wir den Markthochlauf und die Industrialisierung dieser Zukunftstechnologie unterstützen“, betont Dr. Marc-Simon Löffler.

Über das ZSW
Das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) gehört zu den führenden Instituten für angewandte Forschung auf den Gebieten Photovoltaik, regenerative Kraftstoffe, Batterietechnik und Brennstoffzellen sowie Energiesystemanalyse. An den drei ZSW-Standorten Stuttgart, Ulm und Widderstall sind derzeit rund 300 Wissenschaftler, Ingenieure und Techniker beschäftigt. Hinzu kommen 100 wissenschaftliche und studentische Hilfskräfte.
Das ZSW ist Mitglied der Innovationsallianz Baden-Württemberg (innBW), einem Zusammenschluss von 12 außeruniversitären, wirtschaftsnahen Forschungsinstituten.


Ressort: Energie und Umwelt

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