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Hände weg von jungen Wildtieren
Ein Kitz wächst am besten bei seiner Mutter auf © VIER PFOTEN | Eva Lindenschmidt
  • 19. Mai 2022

Hände weg von jungen Wildtieren

Von Susanne von Pölnitz | VIER PFOTEN

VIER PFOTEN klärt auf: Vermeintliche Hilfe kann Wildtieren schaden

Hamburg – Die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN klärt auf: Falsch verstandene Tierliebe und vermeintliche Hilfe kann jungen Rehkitzen zum Verhängnis werden. Jedes Jahr im Frühsommer bringen Spaziergänger:innen gefundene und vermeintlich zurückgelassene Rehkitze in das Wildtier- und Artenschutzzentrum Hamburg/Schleswig-Holstein. Der Betriebsleiter der Wildtierstation, Christian Erdmann, warnt jedoch davor, Wildtiernachwuchs einfach mitzunehmen, denn häufig befinden sich die Muttertiere in der Nähe. Wer ein gefundenes Jungtier unbedacht aufsammelt, läuft Gefahr, es für immer seiner Mutter zu entreißen.

Im Mai und Juni werden viele Rehkitze geboren. Kitze sind im hohen Gras für Beutegreifer beinahe unsichtbar, denn sie besitzen anders als erwachsene Tiere noch keinen Eigengeruch. Nähert sich nun ein Hund, ein Mensch oder eine andere potenzielle Bedrohung, entfernt sich das Muttertier von seinem Kitz, um die Gefahrenquelle durch seinen Geruch nicht auf sein Junges zu lenken, kehrt aber in der Regel später zu ihm zurück.

„Auch wenn die Absicht dahinter gut gemeint ist, Fakt ist: Die meisten Rehkitze, die zu uns ins Wildtier- und Artenschutzzentrum gebracht werden, wurden vom Menschen ihrer Mutter entrissen“, sagt Christian Erdmann. „Wer ein Kitz am Wegesrand entdeckt, sollte unbedingt Abstand halten, denn die Mutter befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit ganz in der Nähe. Solange sich aber ein Mensch oder ein Hund in ihrem Umfeld befindet, wird sie nicht zu ihrem Jungen zurückkehren.“

Hunde an die Leine nehmen

Der Wildtierexperte bittet zudem, auf Spaziergängen Hunde stets an der Leine zu halten und auch nicht an der langen Schleppleine über Wiesen stöbern zu lassen. „Wir befinden uns aktuell in der Hauptbrut- und Setzzeit, weshalb Hunde in Wald und Flur unbedingt an die Leine gehören. Leider halten sich viele nicht an die Leinenpflicht, weil sie denken, dass ihr Hund nicht jagt. Doch ein Hund muss nicht aktiv auf die Jagd gehen, um Schaden anzurichten. Auf der Wiese kann er zufällig über ein Kitz stolpern und alleine seine Anwesenheit sorgt dafür, dass sich die Mutter entfernt und ihr Junges schutzlos zurückbleibt. Wer Tiere liebt, sollte sich achtsam und mit Rücksicht in der Natur bewegen, seinen Hund anleinen und Jungtiere nicht spontan mitnehmen“, bittet Wildtierexperte Erdmann.

Wildtier- und Artenschutzzentrum Hamburg/Schleswig-Holstein

Das Wildtier- und Artenschutzzentrum Hamburg/Schleswig-Holstein in Norddeutschland kümmert sich um verletzte und verwaiste Greifvögel, Füchse, Wildschweine und viele andere heimische Wildtiere in Not. Das höchste Ziel ist dabei stets die Wiederauswilderung nach erfolgreicher Rehabilitation. Sogenannte invasive Wildtierarten wie Waschbären oder amerikanische Nerze, Tiere, die nicht wieder ausgewildert werden dürfen, finden auf dem 2,6 Hektar großem Gelände in Klein Offenseth-Sparrieshoop ein permanentes Zuhause. Jedes Jahr werden in der von Christian und Katharina Erdmann geführten Wildtierstation weit mehr als 2.000 verletzte, verwaiste oder hilflose Wildtiere abgegeben und umsorgt.

Seit 2010 unterstützt die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN das engagierte Team der Auffangstation mit einer jährlichen Förderung von 100.000 Euro.


Ressort: Energie und Umwelt

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