- 31. Mai 2022
Selbsthilfegruppe in Konstanzu versucht Neustart
— Für Zwängen, Phobien, psychotischen Erkrankungen und Depressionen
Die Selbsthilfegruppe zu Zwängen, Phobien, psychotischen Erkrankungen und Depressionen im Landkreis Konstanz versucht nach Aufhebung der wichtigsten Corona-Maßnahmen einen Neubeginn. Wie ihr Ansprechpartner Dennis Riehle mitteilt, seien die vor der Pandemie aufgebauten Strukturen nahezu vollends zerbrochen, nachdem während der Gesundheitskrise Versuche der digitalen Zusammenkunft ausprobiert wurden, aber bei der Mehrheit der Teilnehmer nicht auf Gegenliebe gestoßen waren. „Selbsthilfegruppe über Zoom mag ein Ansatz sein, er hat sich in unserem Fall nicht bewährt“, erklärt Dennis Riehle. „Ob wir allerdings wieder zu einer regelmäßigen Zusammenkunft in Präsenz finden werden, das ist fraglich“, sagt der 37-Jährige, der die Gruppe 2005 gegründet hatte.
„Man muss erkennen, wonach sich die Präferenzen geändert haben. Heute wünschen viele Betroffene und Angehörige punktuelle Antworten auf ihre Fragen. Die Auseinandersetzung mit der Leidensgeschichte des Gegenübers, aus der man für die eigene Krankheitsbiografie profitieren kann, hat leider an Wertschätzung verloren. Heute wollen viele Erkrankte eine schnelle Hilfe – und das möglichst vom Sofa aus. Damit verliert das über Jahrzehnte nicht ohne Grund hochgehaltene Alleinstellungsmerkmal einer Selbsthilfegruppe als Ort der persönlichen Begegnung mit Raum für die Beschäftigung zu eigenen und fremden Themen an Bedeutung, was ich überaus bedauere“, so Riehle. Allerdings blieben wenige Möglichkeiten, man müsse schlussendlich auch respektieren, dass die Bedürfnisse mit der Zeit gingen. Deshalb habe man sich nun vermehrt auf die individuelle Beratung fokussiert: Betroffene konsultieren einzelne, erfahrene Mitglieder der Gruppe, die dann punktgenaue Auskunft auf die Anliegen der Anfragenden geben und mit ihrem Wissen als Experten der eigenen Krankheit Tipps und Vorschläge unterbreiten, was ihnen selbst geholfen hat.
Entsprechend kann der Ratsuchende aus dieser Einlassung für sich ableiten, was ihm in seiner jeweiligen Situation guttut und was er davon für sich nutzen möchte. „Die Beratung von Betroffenen für Betroffene als Form der weniger auf Persönlichkeit und Dauer ausgerichteten Unterstützung, sondern als komprimierte und stilisierte Möglichkeit des Austauschs zwischen zwei Personen ist eine Variante der Selbsthilfe im 21. Jahrhundert, bei der man sich auf dem kleinsten Nenner trifft“, meint Riehle – und ergänzt: „Wir wollen dennoch nichts unversucht lassen, auch unsere Gruppe wiederzubeleben. Allerdings scheint schon jetzt deutlich zu werden, dass die Mailberatung ein neues, innovatives und elementares Instrument zur Verwirklichung des Selbsthilfegedanken ist, der bis heute nichts an Wirrkraft verliert“. Insofern können sich sowohl Interessenten für mögliche Gruppentreffen in Präsenz, aber auch jene Betroffene und Angehörige bei der Selbsthilfeinitiative melden, die Fragen zu ihrer Erkrankung haben und die eine Meinung und Erfahrungsaustausch per Mail-Austausch wünschen, fasst Dennis Riehle seinen Aufruf zusammen. Dabei kann es um Themen wie Diagnose, Behandlung, niederschwellige und alternative Heilmethoden, psychosoziale Aspekte und Therapeutensuche gehen.
Kontaktaufnahme ist über
Das ehrenamtliche Angebot kann kostenlos bundesweit und aus der anliegenden Schweiz in Anspruch genommen werden.
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