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Sorge um die Zukunftsfähigkeit von Konstanz-Litzelstetten
Bebauung ©Gerald Kaufmann
  • 13. Juni 2022

Sorge um die Zukunftsfähigkeit von Konstanz-Litzelstetten

Von Super User

Offener Brief

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

bereits vor zehn Jahren war das Thema der Dorfentwicklung in Litzelstetten auf der Tagesordnung. In einer umfangreichen Bürgerbeteiligung zur Ortsmitte hatten viele Einwohner schon damals Ideen entwickelt, wie unser Dorf in Zukunft aussehen soll. Was hat sich bisher getan? Eigentlich kaum etwas, denn gerade aktuell müssen wir eine erhebliche Abwicklung unseres Teilortes hinnehmen – und keiner fühlt sich zum Einschreiten berufen.

Denn wenn wir dieser Tage sehen, dass zunächst der Blumenladen in der Martin-Schleyer-Straße geschlossen hat, nun wiederum die Bäckerei „Fricke“ ihr Geschäft einstellt und auch die Postfiliale immer wieder in ihrer Existenz in Frage gestellt wird, macht sich der Demografische Wandel und die Rückentwicklung des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens Litzelstettens auf eine sehr dramatische Weise bemerkbar. Schließlich warten wir nunmehr auch seit Jahren auf irgendeine Veränderung auf dem allseits bekannten WOBAK-Gelände Ecke Kornblumenweg und debattieren momentan ebenso darüber, wie gleich daneben ein gelingender Neubau auf dem Areal der früheren Gärtnerei funktionieren kann. Ja, Litzelstetten ist im Umbruch, aber nicht zum Guten.

Ich weiß, dass die Stadt für viele der langsam mahlenden Mühlen nicht verantwortlich ist und den Schandfleck inmitten unseres Dorfes nur bedingt beeinflussen kann.

Doch es geht um mehr: Prognosen zeigen eine rückläufige Entwicklung der Bewohnerzahlen unseres Vorortes – und bereits 2012, 2016 und 2017 habe ich eindringlich auf die Folgen hingewiesen.

Damals hatte ich in ausführlichen Präsentationen und der Erarbeitung eines Punkte-Plans Möglichkeiten zur Intervention aufgezeigt, blieb aber stets ungehört und habe mich mittlerweile ja auch aus diesem Grund aus meiner ehrenamtlichen Arbeit für den Teilort zurückgezogen. Es ist bedauerlich, dass dargelegte Chancen ungenutzt bleiben und Anpassung offenbar nicht gewünscht ist.

Wenn der Ortskern von Litzelstetten langsam ausstirbt, besteht die Gefahr, dass wir zum Schlafdorf werden. Insofern hatte ich wiederholt gefordert, sich gegen diese Entwicklung auch mit politischen und wirtschaftsfördernden Maßnahmen entgegenzustellen. Leider erkenne ich beim derzeitigen Ortschaftsrat und in der Stadtverwaltung nur überaus begrenzte Ambitionen, entsprechend tatkräftig aktiv zu werden und die Tendenzen aufzuhalten. Wir sollten nicht erst mit den Planungen zur Neugestaltung der Hauptstraße ein Gesamtkonzept für ein zukunftsfähiges, attraktives und lebendiges Litzelstetten angehen, sondern bereits jetzt markante Entscheidungen treffen. Die Ortsmitte, die sich in Litzelstetten nur schwerlich auf einen Punkt definieren lässt, hätte nach den früheren Vorstellungen zu einer umfassenden Begegnungszone fortentwickelt werden sollen. Doch wie soll ich als Bürger daran noch glauben, wenn dem Aussterben des dörflichen Lebens mit sehenden Augen tatenlos begegnet wird? Ja, Litzelstetten wird in der Stadtentwicklung vernachlässigt, weil andere Projekte mehr Aufmerksamkeit erzielen und Kräfte bündeln.

Ich bedauere diesen Umstand außerordentlich und fürchte mich davor, wie gerade für ältere oder chronisch kranke Menschen wie mich mein Heimatdorf auch künftig noch ein Zuhause sein kann, wenn sich die elementare Grundversorgung auf dem Rückzug befindet und die Potenziale unseres einzigartigen Dorfes aufgrund von Desinteresse und Achselzucken auf der Strecke bleiben.

Vielleicht mögen meine Zeilen zum Andenken aufrütteln. Ich würde mich freuen, wenn das Engagement um die lebenswerte Zukunft von Litzelstetten endlich wieder aufgenommen würde.

Unser Ort steht exemplarisch für die Sorgen und Nöte der urban-ländlichen Regionen und könnte damit wegweisenden Modellcharakter für nachhaltige Reformen der Peripherie haben.

Suchen Sie hierzu gerne das Gespräch mit dem zuständigen Dezernat, dem Ortschaftsrat und der Ortsverwaltung und kommen Sie bei Fragen auch jederzeit auf mich selbst zu.

Herzliche Grüße

Dennis Riehle

Martin-Schleyer-Str. 27

78465 Konstanz


Ressort: Konstanz

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