- 07. August 2024
Geflügelhof Kaiser lädt zum Brunch auf dem Bauernhof
Wasser als Schlüssel zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft
Südschwarzwald – Der Brunch auf dem Bauernhof sorgt seit 17 Jahren für regionalen Genuss direkt beim Erzeugerbetrieb. Neben dem kulinarischen Erlebnis steht auch das Kennenlernen der Höfe auf dem Programm. Auf dem Geflügelhof Kaiser wurde hierzu das Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“ vorgestellt, das auf der Fläche in Stühlingen-Wangen erprobt wird.
Regional genießen direkt beim Erzeugerbetrieb – das dürfen Besucherinnen und Besucher immer am 1. Sonntag im August auf zahlreichen Höfen im Naturpark Südschwarzwald. Im Jubiläumsjahr des Naturparks luden zehn Betriebe zum Brunch auf dem Bauernhof ein – allesamt waren ausgebucht. Rund 1.200 Gäste lassen sich vor Ort mit regionalen Spezialitäten verwöhnen und erfahren bei individuellen Hofführungen etwas über den Alltag bäuerlicher Betriebe. Auf den Geflügelhof Kaiser in Stühlingen-Wangen waren darüber hinaus Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Presse sowie von beteiligten Verbänden eingeladen, um sich in einer Talkrunde zum Naturparkprojekt „Landschaft als Wasserspeicher“ auszutauschen.
In diesem Jahr stand in Stühlingen-Wangen das Thema „Landschaft als Wasserspeicher“ im Mittelpunkt. Der Naturpark Südschwarzwald führt hierzu ein gleichnamiges Projekt durch, bei dem landwirtschaftliche Maßnahmen erprobt werden, die dazu geeignet sind, Trockenphasen ebenso wie Hochwassersituationen besser zu bewältigen. Beispielsweise geschieht dies durch eine humusfördernde Landwirtschaft, die Anpflanzung von Heckenstrukturen oder die Auswahl von geeigneten Kulturpflanzen. Der Geflügelhof Kaiser nimmt an dem Projekt als Praxisbetrieb teil. Zum Gespräch vor Ort waren Marion Dammann, Landrätin des Landkreises Lörrach und Vorsitzende des Naturpark Südschwarzwald e. V., Sabine Hartmann-Müller (CDU), Landtagsabgeordnete Wahlkreis Waldshut, Niklas Nüssle (Grüne), Landtagsabgeordneter Wahlkreis Waldshut, Tina Schlick, Erste Landesbeamtin Landratsamt Waldshut, Bernhard Bolkart, Präsident des BLHV, Joachim Burger, Bürgermeister Stühlingen, Christiane Wangler, Präsidentin des Landfrauenverbandes Südbaden im BLHV e.V., Annegret Lauer, Landorado (ehem. „Urlaub auf dem Bauernhof“) sowie Bernd Wippel, Leiter Abteilung Forestry bei der unique land use GmbH.
Geflügelhof Kaiser als Landwirtschaft und Genusstreffpunkt
Bettina und Wilfried Kaiser sowie deren Töchter Johanna und Jennifer arbeiten auf dem Geflügelhof Kaiser und sorgen für einen reibungslosen Ablauf in Hühnerhaltung, Ackerbau, Nudelmanufaktur und Hofstube. Beim Besuch der Eier-Packstation erläuterte Kaiser seinen Entschluss, eine eigene Nudelmanufaktur zu betreiben: „Für uns war das ein naheliegender Schritt, da die Eier nur eine begrenzte Haltbarkeit haben und wir so bei Absatzschwankungen flexibel bleiben. Zu viele sowie zu kleine Eier gehen direkt in die Nudelherstellung. So können wir eine vollumfängliche Verwertung der Produkte garantieren und müssen keine Eier wegschmeißen.“ Eier, Nudeln und mehr werden auch in der Hofstube vor Ort serviert. Hier finden regelmäßig kulinarische Termine statt, die gerne und gut besucht werden. „Während vielerorts Gastronomiebetriebe schließen, haben wir dank des mutigen Voranschreitens von Herrn Kaiser hier in Wangen die Hofstube und damit einen kleinen Dorftreffpunkt dazugewonnen“, freut sich Bürgermeister Joachim Burger. Unter dem Motto „Landschaftspflege mit Messer und Gabel“ unterstützt der Naturpark mit vielen Projekten die erzeugenden Betriebe. Neben dem Brunch auf dem Bauernhof zählen hierzu auch die Naturpark-Wirte sowie die jährlich rund 20 Naturpark-Märkte, wie die Vorsitzende des Naturpark Südschwarzwald e. V., Marion Dammann, vor Ort erläuterte.
Das Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“
Kaisers Hof dient als Pilotbetrieb für die Erprobung verschiedener Maßnahmen, die einerseits gewährleisten sollen, dass Wasser bei starken Niederschlägen in der Fläche gehalten wird und so Überschwemmungsereignisse unterbunden werden können. Ebenso sollen diese Maßnahmen dazu dienen, Trockenperioden besser bewältigen zu können. Im Laufe der Planungsgespräche wurden weitere Akteure wie die Stadt Stühlingen, untere Fachbehörden und das Regierungspräsidium eingebunden. Dadurch umfasst die Erprobungsfläche rund 200 Hektar. Bernd Wippel, Leiter der Abteilung Forestry bei der „unique land use GmbH“, zeigte beispielhaft vor Ort einen sogenannten neuralgischen Punkt auf, an dem Wasser durch einen engen Kanal geleitet wird und dadurch bei Starkregen zum Nadelöhr wird. Denkbar wäre hier das Anlegen eines Gewässerrandstreifens oberhalb der problematischen Stellen, um frühzeitig eine „Bremswirkung“ des Niederschlages zu erzielen. „Wir haben ein ganzes Bündel an Maßnahmen definiert und sind in enger Abstimmung mit allen Beteiligten“, erklärt Wippel.
Neben der Umgestaltung von Wasserläufen sieht das Projekt auch humusfördernde Bewirtschaftung von Flächen sowie die Anpflanzung von Heckenstrukturen zur Erosionsverminderung oder die Auswahl von geeigneten Kultur- und Zwischenpflanzen vor. Wichtig sei es, die Umsetzung so zu gestalten, dass sie von den Landwirtschaftsbetrieben tragbar bleibt. Auch Bernhard Bolkart hob angesichts der anwesenden Politikerinnen und Politiker hervor, dass die bäuerlichen Betriebe hier Unterstützung und Sicherheit in Bezug auf die Transformation von Flächenabschnitten benötigen. „Wir müssen mehr Ausprobieren wagen und dies muss von Seiten der Politik ermöglicht werden.“
Christiane Wangler vom Landfrauenverband führte an, dass beispielsweise das Thema Nachhaltigkeit bereits stark vertreten ist in der Bildungsarbeit des Verbandes: „Unser Auftrag ist es, hier weiter zukunftsorientiert aufzuklären und sowohl Erzeugende als auch Verbraucherinnen und Verbraucher mit ins Boot zu holen. Die Bewältigung der künftigen Aufgaben gelingt nur, wenn wir alle an einem Strang ziehen.“ Naturpark-Geschäftsführer Roland Schöttle verdeutlichte die Relevanz lokalen Handelns: „Als Naturpark versuchen wir, globale Probleme ernst zu nehmen und regionale Lösungen aufzuzeigen. Das gelingt unter anderem dank solcher Menschen wie Wilfried Kaiser, die etwas voranbringen wollen.“ Kaiser machte diesbezüglich auf die mangelnde Flexibilität bei den Verwaltungsverfahren aufmerksam, die spontane Reaktionen auf extreme klimatische Bedingungen erschweren. Dammann richtete die abschließende Bitte an die Abgeordneten, mehr Flexibilität zu schaffen und, wo möglich, Erprobungsklauseln für landwirtschaftliche Flächen zu formulieren.
Mehr zum Brunch auf dem Bauernhof gibt es online unter: www.naturpark-brunch.de.
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