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  • 23. Juli 2014

Gut Kirschen essen – ein wertvolles Vergnügen

Von Steffen Ortwein - Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung

Mit 1,1 Kilogramm jährlichem Pro-Kopf-Verbrauch sind Kirschen zwar nicht die am häufigsten, aber sicher eine der am liebsten konsumierten Obstsorten. Über 40.000 Tonnen Süß- und Sauerkirschen ernten deutsche Obstbauern pro Saison. Die Kilopreise schwanken stark, doch selbst in einem guten Erntejahr wie 2014 liegen sie über denen anderer heimischer Obstsorten. Das liegt vor allem an ihrem aufwendigen Anbau. Die Initiative Zu gut für die Tonne! des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigt, warum und wie das edle Steinobst vor dem Abfall bewahrt werden sollte. Denn immerhin: Von 68,1 Kilogramm gekauften Obst pro Kopf und Jahr (2012) landen 9,5 Kilogramm (teilweise) vermeidbare Obstabfälle im Müll der Privathaushalte.

Im Anbau überaus empfindlich

Kirschbauern benötigen viel Geduld: Bevor die Ernte spruchreif wird, muss ein Kirschbaum rund zehn Jahre in den besten Böden wachsen. Dann beginnt eine sich jährlich wiederholende Zitterpartie, ob Blüte, Reife und Ernte gelingen.

Je nach Region blühen die Bäume bereits im April. Die Gefahr ist groß, dass zu dieser Jahreszeit Spätfröste die Blüte zerstören. Die Bienen wiederum haben auch nur ein sehr kleines Zeitfenster, um die Blüte zu bestäuben – manchmal nur einen Tag. Spielt das Wetter nicht mit, pausieren sie, und die Ernte ist ein weiteres Mal in Gefahr. Läuft aber alles nach Plan, braucht das anspruchsvolle Obst nun eine Wohlfühl-Witterung aus warmer und feuchter Luft. Andernfalls fallen die noch kleinen, grünen Früchte vom Baum und die Ernte ins Wasser.

Sind die Kirschen fast reif, locken sie Vögel an. Ein Starenschwarm kann innerhalb einer halben Stunde ganze Plantagen abernten. Kirschbauern scheuen deshalb keine Kosten und Mühen, dem Einhalt zu gebieten. Mit Knallapparaten, Klappermühlen, akustischen Vogelscheuchen, Falkenkästen oder teuren Netzen verteidigen sie die Ernte vor den kleinen Räubern.

Präzisionsarbeit: die Kirschenernte

In den sogenannten sieben Kirschwochen von Mai bis August ist schließlich Erntezeit. Doch auch jetzt ist noch nicht alles in Sack und Tüten. Ein plötzlicher Regenguss könnte die prallen Früchte im letzten Moment zum Platzen bringen. Dann kauft sie keiner mehr. Hält sich das Wetter, müssen die edlen Früchte genau auf Termin gepflückt werden – und zwar mit Stiel und per Hand. Kirschen reifen nicht nach und müssen bei der Ernte dementsprechend voll ausgereift sein. Das Zeitfenster für eine Ernte beträgt etwa drei bis vier Tage. Die Sauerkirschenernte ist etwas weniger aufwendig: Da diese Früchte meist weiterverarbeitet werden, können sie maschinell vom Baum gerüttelt werden.

Kirschen kaufen, lagern und haltbar machen

Kirschen sind also viel zu wertvoll für die Tonne. Wer sie kauft, sollte vor allem auf den Stiel achten. Er gibt Auskunft über die Frische. Fest verankert, grün und glatt sollte er sein. Zu Hause lagert man die Kirschen am besten im Kühlschrank. Hier halten sie zwei bis drei Tage. Waschen und Entstielen sollte man die Früchte immer erst kurz vor dem Verzehr, ansonsten faulen sie schneller. Möchte man das ganze Jahr über Kirschen genießen, lassen sie sich durch Einlegen, Einkochen und Einfrieren für viele Monate aufbewahren.

 
Initiative
Zu gut für die Tonne! Jedes achte Lebensmittel, das wir kaufen, werfen wir weg. Pro Person und Jahr sind das rund 82 Kilogramm Lebensmittelabfall. Rund zwei Drittel davon wären vermeidbar. Wie sich Lebensmittelabfälle reduzieren lassen, zeigt die Initiative Zu gut für die Tonne! des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Akteure aus Industrie, Handel, Gastronomie und Landwirtschaft sowie Verbraucherverbände, Kirchen und NGOs unterstützen die Initiative. Unter www.zugutfuerdietonne.de finden sich Tipps zu Lebensmittellagerung und -haltbarkeit, Fakten zur Lebensmittelverschwendung sowie Rezepte für beste Reste.

Ressort: Glaube und Gesellschaft

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