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zur Rede von Bundespräsident Steinmeier anlässlich des Volkstrauertages im Bundestag
Panzer in der Landschaft ©Gerald Kaufmann
  • 15. November 2021

zur Rede von Bundespräsident Steinmeier anlässlich des Volkstrauertages im Bundestag

Von Dennis Riehle | Konstanz

Kommentar

Weil ich mir der Vergangenheit gewahr bin, bleibe ich der Bundeswehr skeptisch gegenüber!

Ich bin nicht zum ersten Mal zumindest über Teile von Reden des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier irritiert. Auch bei der Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertrag sprach er im Bundestag und fand mahnende und bewegende Worte gleichermaßen. Er hat recht, dass unser Gedächtnis mit der Brutalität deutscher Verbrechen in der Historie überfordert ist.

Daher ist es richtig, dass wir die abstrakte Barbarei in unseren Köpfen mit Beispielen konkreter Taten der deutschen Wehrmacht unterfüttern, um überhaupt in die Lage versetzt zu sein, über die vielen Einzelschicksale der Menschen, die auf allen Seiten des Weltkrieges zu Tode gekommen sind, trauern zu können. Ich gehe mit Steinmeier aber keineswegs in der Frage konform, weshalb große Teile der deutschen Bevölkerung bis heute ein ambivalentes Verständnis gegenüber unserer Bundeswehr haben.

Nicht, weil ich die grausame Vergangenheit verdränge, sondern weil ich ihr gewahr bin, stehe ich der deutschen Truppe mit großer Skepsis gegenüber. Die Distanz vieler Bürger zu unserer Armee speist sich nicht aus der Scham, nichts mehr mit dem Militarismus des letzten Jahrhunderts zu tun haben zu wollen – wie es der Bundespräsident in seiner Ansprache meinte. Ganz im Gegenteil: Die Bilder und die Tatsachen, die uns von Zeugen aus den großen Schlachten überliefert werden, sind der alleinige Grund dafür, dass viele Deutsche mit der Bundeswehr hadern. Denn ihnen ist das Martyrium Warnung genug, sie setzen sich für einen stringenten Pazifismus ein.

Und wenn man Steinmeiers Worte weiter dekliniert, dann scheint aus seiner Sicht Frieden oftmals nur mit militärischen Mitteln durchzusetzen zu sein. Diese Haltung vertrete ich explizit nicht und bedauere sie besonders aus dem Munde eines Außenpolitikers, von dem ich eigentlich erwarte, dass er sich vehement und uneingeschränkt für diplomatische und waffenlose Konfliktlösungen in der Welt einbringt.

Dass in manch einem Krisengebiet militärisch interveniert werden muss, um überhaupt eine Grundlage für Friedensgespräche zu schaffen, gehört zur pragmatischen Wirklichkeit ebenso dazu, wie die Wahrheit, dass wir wohl auch künftig mit UN-Missionen den Frieden in fernen Ländern schützen müssen. Doch der Grundtenor vieler Deutscher ist klar: Sie entfernen sich von der Bundeswehr als Verteidigungsarmee, weil sie ein Zeichen für eine gewaltlosere Welt setzen möchten. Dabei schieben wir eben gerade nicht das zur Seite, was in den Kriegen durch unsere Soldaten verbrochen wurde.

Viel eher argumentiere ich aufgrund dieser Bilder und Eindrücke, dass es ein neues Verständnis unserer Bundeswehr bedarf. Der einzelne Soldat als Mensch von heute ist nicht derjenige, der für die todbringenden Jahrzehnte verantwortlich gemacht werden kann. Doch eine Armee als Institution steht solange in einer unmittelbaren Nachfolge zu dem Heer, das von Hitler zum Morden in die Welt geschickt wurde, wie sie den Kurs von Kriegstreiberei in den heutigen Konfliktregionen zumindest durch mittelbares Eingreifen unterstützt.

Deshalb würde die Bundeswehr nur dann zu einer von weiteren Teilen der deutsche Bevölkerung wertgeschätzten und angenommenen Truppe werden, wenn sie sich zunehmend auf Katastrophenhilfe im Inland und ausschließlich unter UN-Mission stehende Friedenseinsätze beschränkte. Unsere Armee muss diplomatische Beiträge zur Konfliktentschärfung leisten und sollte als Friedensbotschafter ohne Waffengewalt in die Kontinente geschickt werden. Das mag wie Utopie klingen, ist letztlich aber der Wunsch vieler Deutscher, die Vergangenheit nicht verdrängen, sondern nie wieder Krieg erleben wollen.


Ressort: Glaube und Gesellschaft

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