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E-Autos laden: Projekt ELEMENT erarbeitet Lösungen für große Wohnkomplexe
Die Stadtfelder Wohnungsgenossenschaft (DSW) hat am 15. September 2021 mit ihren Partnern das national bedeutsame Forschungsprojekt ELEMENT gestartet.
  • 29. September 2021

E-Autos laden: Projekt ELEMENT erarbeitet Lösungen für große Wohnkomplexe

Von Judy Kolberg | Die Stadtfelder Wohnungsgenossenschaft eG

Magdeburg — Die Stadtfelder Wohnungsgenossenschaft (DSW) hat am 15. September 2021 mit ihren Partnern das national bedeutsame Forschungsprojekt ELEMENT gestartet. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geförderte Projekt soll eines der größten Probleme in der Ladeinfrastruktur Deutschlands lösen. Mieter in größeren Mehrfamilienhäusern haben heute das Problem, dass keine oder nicht genug Ladesäulen an den Häusern zur Verfügung stehen. Bei einem zügigen Ausbau der Ladeinfrastruktur droht vielerorts eine Netzüberlastung. Zudem gilt es eine Lösung zu erarbeiten, die den erhöhten Ladebedarf zu bestimmten Tageszeiten abfedert und zugleich ein netzdienliches Verhalten der Bewohner belohnt.

Das mit 1,2 Millionen € geförderte Forschungsprojekt ELEMENT (der Begriff steht für „Energiemanagementsystem für das gesteuerte Laden von Elektrofahrzeugen in Mehrparteienhäusern auch unter Nutzung von selbsterzeugtem Strom zur Reduzierung des Aufwands für den Netzausbau) hat sich in der Bewerbung beim Bundeswirtschaftsministerium unter Konsortialführung der DSW gegen über fünfzig weitere Bewerber aus der Industrie durchgesetzt. Der Auswahlkommission gefiel besonders der genossenschaftliche Ansatz, die E-Mobilität der Mitglieder mit selbst erzeugtem Strom zu erhöhen und gleichzeitig das Problem zu lösen, dass eine hohe Anzahl von Mietern gleichzeitig laden möchte. Es geht also zusätzlich um die Mitwirkung der Mieter, um günstigen Ladestrom für alle durch Steuerung des eigenen Verhaltens zu ermöglichen.

 

Partner aus Vermietung, Forschung, E-Mobilität und Netz

„Wir erforschen bei ELEMENT als Konsortialführer über drei Jahre lang mit Partnern aus Wissenschaft, Forschung und Industrie, wie sich der Kern des Projektes – genossenschaftliches Verhalten – am besten in die Praxis umsetzen lässt“, berichtet DSW-Vorstand Jens Schneider. Für das Projekt konnte der Initiator namhafte Partner gewinnen: Der Lehrstuhl für Innovations- und Finanzmanagement der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, das Institut für Automation und Kommunikation (ifak), das innovative Start-up DiLiCo engineering GmbH, der Energieversorger für die Wohnungswirtschaft GETEC mobility solutions GmbH sowie die Netze Magdeburg GmbH steuern ihre Erfahrungen und Kompetenzfelder zum Projekt bei.

Pilotprojekt in Magdeburg

Die DSW verfügt in der Landeshauptstadt Magdeburg über einen Bestand von fast 5.000 Mietwohnungen, davon sind viele in modernisierten, industriell gebauten Mehrfamilienhäusern. In diesen Gebäuden, die bis zu 10 Stockwerke und mehrere Eingänge haben, leben bis zu 120 Mietparteien. Bei der zu erwartenden steigenden Anschaffung von Elektrofahrzeugen wird es für die Mitglieder schwierig, ihre Fahrzeuge zu laden. „Als Wohnungsgenossenschaft sind wir gefordert, eine Lösung für die steigende E-Mobilität unserer Mitglieder zu entwickeln und diese rasch umzusetzen“, sagt DSW-Vorstand Jens Schneider, „das geht nur, wenn die Mitglieder mitziehen.“

Das Pilotprojekt startet in der Magdeburger Stolzestraße 6 und 6a, hier befinden sich Mehrfamilienhäuser mit Satteldach aus den 60er Jahren. In beiden Häusern zusammen leben 20 Mietparteien. „Wir nutzen hier zentrale Brennwerttechnik, um Wärme für die Wohnungen zu liefern und in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern gleichzeitig den Strom für die Ladestationen von Elektrofahrzeugen selbst zu erzeugen“, erklärt Jens Schneider.

Günstiger Strom durch dezentrale Herstellung

Ein wesentlicher Punkt bei der E-Mobilität sind die Stromkosten für das Laden der Fahrzeuge, vielerorts sind die Tarife an öffentlichen Ladesäulen deutlich gestiegen. Auch hier setzt das Projekt an: Der Strom für die 11-kW-Ladeplätze wird mit Blockheizkraftwerken und Photovoltaikanlagen auf dem Dach dezentral produziert. 20 bis 25 Cent pro Kilowattstunde wird der selbst erzeugte Strom die Mitglieder kosten. „Das macht es für die Mitglieder interessant, bei uns zu laden“, sagt Jens Schneider.

Netzdienliches Verhalten

Das Projekt erforscht auch das individuelle Verhalten der Genossenschaftsmitglieder im Umgang mit der Ladung ihrer Elektrofahrzeuge. Dabei sollen finanzielle Anreizsysteme zu einem netzdienlichen Verhalten animieren.  „Wer volllädt zahlt mehr als jemand, der nur den benötigten Strom für die Fahrt zur Arbeit nachlädt. Wer eine Ladesäule über mehrere Stunden blockiert, zahlt ebenfalls einen Aufschlag“, erklärt Schneider. Einen besonders günstigen Tarif erhalten diejenigen, die auch Strom zurückgeben. Dieses bidirektionale Laden und Strom-einspeisen wird in immer mehr Elektrofahrzeugen ermöglicht.

Eine App zum Energie- und Lademanagement für Smartphones und Tablets zeigt jedem Mitglied an, wann es am günstigsten ist, das Auto aufzuladen. Stromangebot und Nachfrage haben so direkte Auswirkungen auf den Preis einer Kilowattstunde. Jens Schneider erklärt: „Durch die Eigenerzeugung des Stroms haben wir nur eine bestimmte Kapazität zur Verfügung, die geteilt werden muss, deshalb möchten wir unsere Mitglieder dazu motivieren, sich gemeinschaftlich und klimafreundlich zu verhalten.“

Lösung für ganz Deutschland

Das Projekt ELEMENT wird in ganz Deutschland relevant sein. Überall im Land, vor allem in den Großstädten, gibt es große Mehrfamilienhäuser, für die dringend eine Lösung im Bereich Ladeinfrastruktur, Netzauslastung und Lademanagement gefunden werden muss. „Auch wenn die aktuelle Nachfrage von unseren Mitgliedern noch nicht so hoch ist, zeigen die kontinuierlich steigenden Zulassungszahlen von Elektroautos, dass die Wohnungsgenossenschaften und Wohnungsunternehmen sich auf eine schnell wachsende Zunahme von Anforderungen an die Ladekapazität einstellen müssen“, so Jens Schneider, „das Projekt startet also zum richtigen Zeitpunkt und wird für die Vermietungsbranche und alle Mieter*innen eine hohe Wichtigkeit haben.“


Ressort: Wirtschaft

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