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Headhunting neu gedacht: Avatare jagen Führungskräfte
Berater ©Gerald Kaufmann
  • 10. Januar 2022

Headhunting neu gedacht: Avatare jagen Führungskräfte

Von Lothar Grünewald | Grünewald Consulting GmbH

Ihre jüngsten Weihnachtsgrüße gestaltete die Solinger Personalberatung Grünewald Consulting so persönlich wie nie. Doch nicht Geschäftsführer Lothar Grünewald und sein designierter Nachfolger Cedric Schütz übermittelten die guten Wünsche. Sondern deren Avatare. Die virtuellen Doppelgänger im Cyberspace sind ihren Vorbildern zum Verwechseln ähnlich – und kommen im neuen Jahr bei den Dienstleistungen des Beraterunternehmens zum Einsatz.

Solingen — Einen neuen Job empfehlen, einen potenziellen Arbeitgeber oder Kandidaten vorstellen, Einblicke in Arbeitsabläufe rund um eine ausgeschriebene Stelle geben: Um diese und weitere Aufgaben kümmern sich bei Grünewald Consulting künftig an ausgewählten Stellen Avatare – virtuelle Verkörperungen der Mitarbeiter vor Ort. „Sie wirken erstaunlich echt“, sagt Lothar Grünewald, geschäftsführender Gesellschafter des gleichnamigen Headhunting-Unternehmens.

Innovation in einer konservativen Branche

Der Wow-Effekt sei aber nicht der Grund für den Kurswechsel von Grünewald Consulting. Mit der Einführung von Avataren als Dienstleistungs-Bestandteil betritt die Beratung im Umfeld ihrer bislang eher konservativen Branche als eine der ersten ganz bewusst Neuland. „Es gibt immer mehr disruptive Faktoren im Headhunting“, sagt Grünewald. „Unternehmen nutzen verstärkt interne Ressourcen sowie Social-Media-Tools für ihre Akquise von neuen Mitarbeitern. Für externe Dienstleister bleibt da wenig Spielraum. Auf der Bewerberseite bestimmen weiterhin Kandidaten den Markt und können sich ihre Jobs fast nach Belieben aussuchen. „Klassische Mailings mit Stellen-Empfehlungen erzielen bei ihnen kaum noch Resonanz, weil sie sich nicht ausreichend individuell und selektiv angesprochen fühlen.“, so Cedric Schütz.

Systematische Kundenbefragung als Grundlage

Was wünschen sich vor diesem Hintergrund Kunden und Kandidaten in Zusammenarbeit mit externen Headhuntern? Mit künftigen Anforderungen an Personalberater beschäftigte sich Mitarbeiterin Tessa Trinh in ihrer Abschlussarbeit, fragte unter anderem gezielt in der Branche nach. „Aus den Ergebnissen haben wir eine Strategie entwickelt“, schildert Grünewald. Die klassischen Anforderungen wie Schnelligkeit und hohe Qualität erfülle seine Agentur bereits. „Für uns war die Frage: Wie können wir die Kunden und Kandidaten nicht nur zufriedenstellen, sondern regelrecht begeistern?“.

Cyberspace-Doubles: flexibel, vielseitig, skalierbar

Eine Analyse der eigenen Kommunikationsprozesse ergab, dass die zunehmende Digitalisierung immer mehr Generationen treibt. Die Ansprüche an eine erfolgreiche Ansprache sind unterschiedlich; seitens Unternehmen, die Fach- und Führungskräfte suchen, und seitens Kandidaten, die offen für einen Job- oder Arbeitgeberwechsel sind. Ein grober Trend, so Schütz: „Je jünger, desto aufgeschlossener für neue Technologien und desto affiner für bewegte Bilder.“ Um diese neuen Bedürfnisse zu bedienen, die Ansprache individueller sowie innovativ zu gestalten und wieder mehr Resonanz zu erzeugen, setzt Grünewald Consulting künftig Avatare ein: eigene Doppelgänger im Cyberspace. Ob diese bei der Erstansprache oder im weiteren Kommunikationsprozess aktiv werden, bestimmen Zweck und Zielgruppe. Der Launch – eine vom virtuellen Geschäftsführer und seinem designierten Nachfolger moderierte Weihnachtskarte – sei bereits gut angekommen. „Avatare lassen sich bei vielen Gelegenheiten einsetzen und sind zudem beliebig skalierbar“, sagt Grünewald. „Trotzdem nutzen wir weiterhin auch analoge Maßnahmen. Die Lösung liegt in der Kombination verschiedener Eindrücken. Die visuelle Ansprache ist aber eindeutig auf dem Vormarsch. Deshalb werden wir künftig an vielen Stellen unseren digitalen Ebenbildern den Vortritt lassen.“


Ressort: Wirtschaft

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