- 31. März 2022
Die "künstliche Lunge" als letzte Hoffnung
Regensburg (obx-medizindirekt) - Am 14. März 2020, vor gut zwei Jahren, erreichte das Coronavirus das Universitätsklinikum Regensburg. Der erste Patient mit einer SARS-CoV-2-Infektion wurde auf der Intensivstation aufgenommen. Auch die ECMO-Therapie ist seitdem stark in den öffentlichen Fokus gerückt. Bereits vor der Pandemie behandelten Mediziner dort jährlich weit über 100 Patienten mittels "Extrakorporaler Membranoxygenierung" (ECMO), wie die "künstliche Lunge" im Medizinerdeutsch heißt.
Die mobile extrakorporale Lungen- und Herz-Kreislauf-Unterstützung ist ein medizinischer Schwerpunkt des Universitätsklinikums Regensburg. Auch deshalb hebt sich das Regensburger Klinikum von diesen Durchschnittszahlen deutlich ab. So gelang es, während der ersten drei Wellen 58 Prozent der COVID-ECMO-Patienten wieder aus dem künstlichen Koma zu holen. "Diese Zahl ist nicht nur im Vergleich mit den vorliegenden Studiendaten beeindruckend, sondern auch im Hinblick auf unser besonderes Patientenklientel ein beachtlicher Erfolg für uns, die wir an der Behandlung beteiligt sind, vor allem aber für unsere Patienten", sagt Privatdozent Dr. Dirk Lunz, Leiter der Anästhesiologischen Intensivmedizin und für die ECMO-Transporte verantwortlich.
Neben Notarzteinsätzen und Patiententransporten in der Coronavirus-Pandemie kommt das ECMO-Verfahren auch bei akutem Lungenversagen infolge von Verletzungen oder Erkrankungen wie Pneumonie oder Sepsis, bei Herzkrankheiten oder während Herzoperationen in der modernen Intensiv- und Notfallmedizin zum Einsatz. Durch ECMO wird die Herz-Lungen-Funktion außerhalb des Körpers unterstützt. Über ein Schlauchsystem wird das sauerstoffarme Blut des Patienten in eine künstliche Lunge außerhalb des Körpers abgeführt, wo es mit Sauerstoff angereichert und Kohlenstoffdioxid entfernt wird.
Anschließend wird das Blut dem Körper mittels einer Pumpe über das Schlauchsystem wieder zugeführt. "Dieses Verfahren entlastet die angegriffene Lunge oder auch das Herz unserer Patienten. Im besten Fall können sich die geschädigten Organe wieder vollständig regenerieren, dann entwöhnen wir die Patienten schrittweise wieder von der ECMO", schildert Dr. Lunz.
"Unser ECMO-Zentrum zählt zu den leistungsfähigsten und kompetentesten Zentren weltweit. Aus diesem Grund wurde uns 2021 auch erneut der ‚Award for Excellence in Extracorporeal Life Support - Platinum Level', die höchste Auszeichnung der internationalen
Extracorporeal Life Support Organization (ELSO), verliehen", sagt Professor Dr. Thomas Müller, Leiter der Intensivmedizin der Klinik und Poliklinik für Innere Medizin II des UKR. Diese Auszeichnung würdige den Einsatz, mit dem das Regensburger Uniklinikum in den vergangenen 20 Jahren aktiv zur Weiterentwicklung der Einsatzmöglichkeiten der ECMObeigetragen habe.
Pionierarbeit hat das UKR unter anderem mit der Entwicklung der weltweit kleinsten, tragbaren Herz-Lungen-Maschine geleistet. Ein weiteres Novum am UKR war die Einführung des ECMO-Mobils, mit dem ein Team aus Anästhesist und Kardiotechniker gezielt zu Notfällen mit einem Herz-Kreislauf-Stillstand gerufen werden können. So kann die Herz-Lungen-Maschine unmittelbar am Einsatzort am Patienten angeschlossen werden. Damit lässt sich eine umgehende und ausreichende Sicherstellung der Herz-Kreislauf-Funktion und der Sauerstoffversorgung des Körpers erzielen lässt.
Um den Patienten eine möglichst große Überlebens- und Genesungschance zu ermöglichen, müssen verschiedene medizinische Fachbereiche eng verzahnt zusammenarbeiten. In Regensburg sind dies Intensivmediziner aus dem Bereich der Anästhesiologie, Kardiologie und Herzchirurgie sowie der Kinder- und Jugendmedizin für unsere kleinen Patienten. Unterstützt werden diese Bereiche stets von der Kardiotechnik, die nach Angaben des Klinikums einen wesentlichen Teil bei der Entwicklung und technischen Umsetzung dieser komplexen Therapieform schultert.
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