- 16. Juli 2024
Wen interessiert schon, dass Lehrkräfte fehlen?
Ständig problematisiert die grün-schwarze Landesregierung, dass es an Lehrkräften im Land fehlt. An Nachforschungen, warum das so ist und was anderswo besser funktioniert, ist sie aber wenig interessiert. Das zeigt eine Anfrage von SPD-Landespolitiker Jonas Hoffmann ans Kultusministerium.
Landauf, landab macht es sich für Schülerinnen, Schüler und Eltern bemerkbar, dass Lehrkräfte fehlen. Der Personalmangel belastet Familien, benachteiligt junge Menschen und ist auch für Lehrpersonen, die deshalb Mehrarbeit leisten müssen, eine Bürde. Mehrere Gründe sind für den Mangel ausschlaggebend: Lehrkräfte gehen aus Altersgründen in Rente, die Zahl an Schülerinnen und Schülern nimmt zu. Und natürlich sind auch die Rahmenbedingungen im Beruf entscheidend.
Die sind etwa in der Schweiz oft attraktiver. Deshalb hat SPD-Politiker Jonas Hoffmann die Landesregierung dazu befragt, wie viele Lehrkräfte in die Schweiz abwandern, was dort besser gemacht und was eventuell abgeschaut werden kann. Die Antwort aus dem Kultusministerium zeigt: Die Landesregierung weiß es nicht und es interessiert sie auch nicht.
In der Statistik der letzten fünf Jahre sind die Landkreise Lörrach mit 78 und Waldshut mit 81 Personen nach Stuttgart die Regionen, in denen die meisten Menschen den Lehrberuf in Baden-Württemberg aufgegeben haben. Jonas Hoffmann stellt fest: „In Grenzlandkreisen gibt es eine auffällige Fluktuation. Warum? Das interessiert die Landesregierung nicht.“ Sie behauptet stattdessen auf die Frage, was von der Schweiz gelernt werden könne, wie gut es Lehrkräfte in Baden-Württemberg hätten und dass die Schweiz nicht für einen Vergleich tauge.
Für Nicolas Bühler und Romy Engst, regionale Co-Vorsitzende der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), ist klar: „Natürlich ist bekannt, dass die Arbeitsbedingungen in Baden-Württemberg schlechter sind als in der Schweiz.“ Sie listen auf: „Das betrifft etwa Klassengröße, Ausstattung der Schulen, Personal im Inklusionsbereich und multiprofessionelle Teams. Auch wenn das Kultusministerium erklärt, wie toll das Arbeiten in Baden-Württemberg und dass in der Schweiz nicht alles Gold sei: Die Arbeitsbedingungen an Schulen müssen wieder grundsätzlich besser werden.“ Die GEW fordert zudem, dass besonders in ländlichen Gebieten der Lehrberuf attraktiver gemacht werden müsse.
„Es spricht von großer Arroganz, wenn die grün-schwarze Landesregierung Maßnahmen, die anderswo helfen, aktiv ignoriert. Der Lehrkräftemangel sollte eigentlich groß genug sein, um sich gute Beispiele anzuschauen,“ stellt Jonas Hoffmann fest. Er kritisiert: „Familien mit Schulkindern und engagierte Lehrkräfte brauchen Unterstützung. Grüne und CDU haben nicht den Mut, jetzt politische Entscheidungen zu treffen, die helfen.“
Maßnahmen, die helfen würden, sind jedenfalls bekannt. Die SPD fordert deshalb eine Unterrichtsgarantie. Sie will etwa die Krankheitsvertretungsreserve ausbauen und Lehrkräfte von Sonder- und Organisationsaufgaben entlasten sowie durch neue Arbeitszeitmodelle und multiprofessionelle Fachleute unterstützen.
Weitere Informationen zu den Forderungen der SPD: Unterrichtsgarantie-für-Baden-Wuerttemberg
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