- 06. Oktober 2017
Psychische Erkrankungen sind „richtig teuer“
Konstanz. Seit Jahren registrieren die Krankenkassen eine stetig steigende Zahl psychischer Erkrankungen. Der Internationale Tag der Seelischen Gesundheit am 10. Oktober soll auch in diesem Jahr auf das wachsende Problem aufmerksam machen. Doch das, sagt Dennis Riehle, Psychologischer Berater aus Konstanz, ist zu wenig.
Zwar seien die Zeiten, in denen psychische Erkrankungen tabuisiert waren, weitgehend vorbei. Das liegt aber, glaubt Riehle, nur zum Teil an guter Aufklärungsarbeit: „Dass man inzwischen offen über Depressionen oder Burnout sprechen kann, liegt schlicht daran, dass es so unglaublich viele Menschen gibt, die betroffen sind!“. Nach Einschätzung des Verbandes Freier Psychotherapeuten, Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychologischen Berater (VFP), des größten deutschen Berufsverbandes freier Psychotherapie mit bundesweit mehr als 10 000 Mitgliedern, sind der gesellschaftliche Wandel, unsichere Lebensplanung und die immer schnellere Digitalisierung wichtige Faktoren bei dieser Entwicklung.
Allerdings sei die Wechselwirkung zwischen dem, was krank macht und der eigentlichen Erkrankung nicht immer leicht zu erkennen, meint Dennis Riehle: „Nicht jeder, der an seiner Arbeit oder Lebenssituation leidet, erkennt selbst - und rechtzeitig - den Ernst der Lage!“. Auch der meist schleichend beginnende Alkoholmissbrauch und dessen Folgen seien meist seelisch bedingt und lösten häufig schwere psychische Erkrankungen aus. „Laut DAK-Analyse hat sich die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen in den letzten 30 Jahren mehr als verdreifacht (1997: 77 Tage). Im letzten Jahr erreichte sie mit 246 Fehltagen pro 100 Beschäftigte einen noch nie da gewesenen Höchststand.“
Anders ausgedrückt: „In Deutschland haben psychische Störungen im Jahr 2002 rund 280 Euro pro Einwohner verursacht“, sagt Riehle. „2008 waren es schon 350 Euro – pro Einwohner und 2012 rund 410 Euro! Nicht nur der Einzelne - die Gesellschaft hat ein Problem!“.
Riehle rät dringend, sich im Zweifel zeitig an einen Profi zu wenden: „Wenn ich eine üble Erkältung habe oder Zahnschmerzen, weiß ich, dass etwas nicht stimmt und lasse mir helfen. Psychischen Belastungen sind im Entstehen aber nicht so leicht zu erkennen, und wenn sie manifest sind, glaubt der Erkrankte, man könne eh nichts mehr tun. Aber das stimmt nicht! Es gibt viele Instrumente in der Psychologie!“.
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