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Ausstellung in Neuss feiert Visionär der Abstraktion
Beate Düsterberg ©Beate Düsterberg
  • 26. November 2020

Ausstellung in Neuss feiert Visionär der Abstraktion

Von Jörg Schwarz | Journalismus, PR & Lyrik

100 Jahre Gerhard Hoehme

"Bilder sind eine Lebenshilfe, man soll sich ihrer bedienen zur Erkenntnis über sich selbst, denn die Bilder sind nicht auf der Leinwand, sondern im Menschen." Gerhard Hoehme

Eigenwillig, vielschichtig, abstrakt: Gerhard Hoehme, Künstler und Philosoph, prägte die deutsche Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig mit bildnerischen und plastischen Arbeiten, Zeichnungen und Rauminstallationen. Sein Credo: Neugier ist das Tor zur Freiheit. Konsequent verweigerte er sich dem Dogma des Abbilds, der Ideologie, des Stils und des Künstlers.

In diesem Jahr wäre der 1989 verstorbene "Visionär der Abstraktion" 100 Jahre alt geworden. Grund genug für Beate Düsterberg, Initiatorin der Kunstinitiative "Wurzeln und Flügel e.V.", das beeindruckende Werk von Gerhard Hoehme in einer spektakulären Ausstellung zu würdigen.

"Wir freuen uns sehr, diesen bedeutenden Künstler anlässlich seines 100. Geburtstags auf Schloss Reuschenberg  in Neuss präsentieren zu können", erklärt Kunstexpertin und Kuratorin Beate Düsterberg. Sie betont: "Die Ausstellung liegt mir ganz besonders am Herzen, weil ich im persönlichen Gespräch mit seiner Ehefrau viel über die faszinierende Persönlichkeit und Arbeitsweise von Gerhard Hoehme erfahren durfte. Besonders eindrucksvoll finde ich, dass er die Kunst permanent neu erfunden und immer weiterentwickelt hat.“

Gezeigt werden mehr als 120 Ölbilder, Papierarbeiten, Installationen und Objekte - wie zum Beispiel die 155 cm hohe und 307 cm breite Arbeit "Frühes Licht" aus dem Jahr 1968, für das Gerhard Hoehme PVC-Folie und Spiegelfolie an eine Holzleiste heftete. Schnell wird dem Besucher klar: Phantasie und Kreativität des Künstlers scheinen schier grenzenlos gewesen zu sein.

Ob Acryl, Bleistift, Tusche oder Ölkreide, ob Plexiglas, Damast, Pergament, Bütten, Kunststoff, Holz, Hartfaserplatten, Karton oder Polyester - Gerhard Hoehme kombinierte unterschiedlichste Stile und Materialien. Farbe setzte er als materielle Substanz ein. Aus Bildern ließ er Schnüre in den Raum baumeln, erweiterte so die zweidimensionale Fläche ins Dreidimensionale.  Selbst Schnittmuster aus den Frauenzeitschriften der 50er und 60er Jahre dienten ihm als Inspiration.

Gerhard Hoehme war einer der Wegbereiter des deutschen Informel. Er entwickelte die informellen Bildkonzepte jedoch schon früh weiter, löste sich schließlich zunehmend daraus und beschritt eigene, experimentelle Wege. Für ihn war das Bild ein offenes energetisches Feld, das sich auf die Umgebung hin ausdehnt. So hat er Kunst geschaffen, die im besten Sinn anarchistisch und radikal ist. Dabei ging es ihm vor allem um das Knüpfen von Beziehungen – zwischen Bild, Betrachter und Raum, zwischen materieller und spiritueller Welt.

"Wenn man nichts sieht, schaut man genauer hin", soll Gerhard Hoehme einmal gesagt haben. Wie Recht er damit hatte, zeigt sich gerade in der Corona-Pandemie. Ein Visionär eben.

Gerhard Hoehme wurde 1920 in Greppin/Sachsen-Anhalt geboren. Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörte er zu den wichtigsten Vertretern der abstrakten Kunst und des Informel. Hoehme studierte an der Kunstakademie Düsseldorf und nahm 1959 an der documenta II in Kassel teil. Ein Jahr später ging er als Stipendiat der Villa Massimo nach Rom, wo er Kontakte zu Künstlern wie Cy Twombly oder Schriftstellern wie Paul Nizon unterhielt. Italien und Rom wurden nach diesem prägenden Aufenthalt zu Hoehmes zweiten Heimat. 1960 erhielt er eine Berufung an die Staatliche Kunstakademie in Düsseldorf als Lehrer und wurde dort 1965 zum Professor für Freie Malerei ernannt. Zu seinen Schülern gehörte u.a. Sigmar Polke. 1967 veröffentlichte Gerhard Hoehme sein viel beachtetes Kunst-Manifest "Relationen".


Ressort: Bildung und Kultur

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