- 18. Februar 2022
Zeit für den digitalen Aufbruch
„Deutschland braucht einen umfassenden digitalen Aufbruch“ – so steht es im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung. In der deutschen Wirtschaft ist diese Aufbruchstimmung angekommen. Die Unternehmen haben die Chancen der Digitalisierung erkannt und ihre Anstrengungen im vergangenen Jahr auch angesichts der Pandemie verstärkt. Doch die digitale Transformation bleibt für die Betriebe eine echte Herausforderung. Grund dafür sind zahlreiche interne Hindernisse bei der Umsetzung im Betrieb sowie unzureichende Rahmenbedingungen. Das zeigt die aktuelle DIHK-Digitalisierungsumfrage unter bundesweit knapp 4.300 Unternehmen.
Als Hauptmotiv für die Digitalisierung nennen die Betriebe die Ausweitung des flexiblen Arbeitens, das nicht zuletzt durch die Covid-19-Pandemie besonders dringlich geworden ist. Auch sich verändernde Kundenansprüche und angestrebte Kosteneinsparungen sind wichtige Treiber. Doch Digitalisierung dient nicht nur der Optimierung und Flexibilisierung bestehender Prozesse – enormes Potenzial sehen die Unternehmen auch in der strategischen Unternehmensentwicklung sowie in neuen Geschäftsmodellen, Produkten und Dienstleistungen.
Unternehmen sehen weiterhin Defizite bei sich
Doch trotz intensiver Bemühungen fällt es den Betrieben schwer, mit der rasanten Geschwindigkeit des Wandels mitzuhalten. So schätzen sie ihren eigenen Digitalisierungs-Stand wie schon im Vorjahr insgesamt als eher nur „befriedigend“ ein. Größere Digitalisierungssprünge bleiben über die Branchen hinweg aus.
Innerhalb des Unternehmens bereiten die hohe Komplexität bei der Umstellung von Prozessen sowie fehlende zeitliche und finanzielle Ressourcen Schwierigkeiten. Auch der Mangel an IT-Fachkräften und digitalen Kompetenzen macht den Unternehmen zu schaffen. Bei der Frage, welche Kompetenzen vor allem geschult werden sollten, nennen die Unternehmen an erster Stelle das Digitale Mindset. Sie haben erkannt, dass die Digitalisierung mit einem Kulturwandel einhergeht und tiefergreifende strukturelle Veränderungen erfordert. Das macht die digitale Transformation zu einer Daueraufgabe.
Bedrohung durch IT-Risiken nimmt zu
Die Unternehmen müssen sich zudem mit den Gefahren durch IT-Risiken auseinandersetzen und entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen. Die Cyber-Angriffe im vergangenen Jahr haben die Notwendigkeit deutlicher denn je gezeigt. Zwar haben die Betriebe die Gefahren erkannt und technische Vorkehrungen getroffen, in dem sie zum Beispiel konsequent Back-ups (Sicherheitskopien) erstellen. Insbesondere bei den innerorganisatorischen Anpassungen wie etwa regelmäßigen Mitarbeiterschulungen sehen sie noch Luft nach oben.
Unternehmen benötigen Unterstützung beim digitalen Aufbruch
Aus Sicht der Betriebe fehlt es aber auch an den richtigen Rahmenbedingungen, um die digitale Transformation erfolgreich umsetzen zu können. Ein besonders großes Defizit wird im Bereich der digitalen Infrastruktur gesehen: 29 Prozent der Unternehmen geben an, über kein ausreichend schnelles Internet am eigenen Standort zu verfügen. Dadurch können wesentliche Digitalisierungspotenziale nicht genutzt werden. Auch die komplexen regulatorischen Rahmenbedingungen und daraus resultierende rechtliche Unsicherheiten bremsen den digitalen Aufbruch.
Damit dieser gelingen kann, benötigen die Betriebe bessere Voraussetzungen. Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur (Glasfaseranschlüsse und Mobilfunk) hat für sie dabei höchste Priorität. Eine digitale Verwaltung und gut ausgebildete Fachkräfte mit Digitalkompetenzen sind weitere zentrale Voraussetzungen. Die Unternehmen wünschen sich außerdem mehr Unterstützungsangebote – zum Beispiel beim Thema IT-Sicherheit. Viele dieser Punkte verspricht die neue Bundesregierung laut Koalitionsvertrag anzugehen. Nun heißt es, keine Zeit zu verlieren, denn der digitale Wandel wartet nicht.
Comments powered by CComment