- 15. Mai 2023
Queere neue Zeit
In Deutschland gibt es zwar eine Zunahme radikaler Parteien, jedoch ist die Gesellschaft insgesamt offener und toleranter als jemals zuvor. Besonders nicht binäre Menschen erfahren eine größere Akzeptanz und Anerkennung in der Gesellschaft. Die Tonalität in Bezug auf Diversität und Gleichberechtigung ist überzeugend und zeigt, dass Deutschland auf einem guten Weg ist, eine inklusive und vielfältige Gesellschaft zu werden. Dennoch es noch viel zu tun, um Diskriminierung und Vorurteile vollständig auszumerzen. Insbesondere in ländlichen Regionen oder konservativen Milieus ist die Akzeptanz von Diversität oft geringer als in urbanen Gebieten. Hier müssen wir uns weiterhin für Aufklärung und Sensibilisierung einsetzen.
Auch im Bereich der Gesetzgebung gibt es Handlungsbedarf. Zwar wurde 2018 das dritte Geschlechtsoption „divers“ eingeführt, jedoch sind nicht binäre Menschen immer noch rechtlich benachteiligt und haben Schwierigkeiten bei der Anerkennung ihrer Identität.
Auch in der Erotik insgesamt zeigt sich die neue Offenheit
Manch einer wird sich vielleicht noch an die Werbung mit Hella von Sinnen als Supermarktkassiererin erinnern: „Tinaaaa, wat kosten die Kondome?“ brüllt sie darin durch das Geschäft, während der Kunde puterrot anläuft. Das war in den 1990er-Jahren und wirkt heute wie eine Szene aus grauer Vorzeit. Heute schaut man doppelt schmunzelnd auf eine solche Szene. Kondome oder auch Dildos von Beate Uhse kauft man online oder greift mit einer anderen Selbstverständlichkeit im Geschäft zu jenen Produkten, die von der breiten Gesellschaft früher als eher unschicklich betrachtet wurden. Ein eindeutiges Indiz dafür ist, dass sich die Drogeriemärkte längst nicht mehr auf die Präservative beschränken, sondern auch Gleitgel und sogar eine kleine Auswahl an Sexspielzeug im Sortiment führen.
Eine neue Leichtigkeit in der Mode
In der Welt der Mode und des Stylings werden ebenfalls neue Wege ausprobiert. Ein Beispiel hierfür ist die Tatsache, dass Frauen schon seit Jahrzehnten mit Selbstverständlichkeit Männerkleidung tragen. Doch nicht nur das: Auch Männer entdecken immer mehr die Möglichkeiten von figurbetonter Kleidung, Schmuck und sogar Make-up. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass nicht jede Person, die mutig und unkonventionell gekleidet ist, eine außergewöhnliche oder ausschweifende Sexualität hat. Auch dieser Trend zeigt, dass es immer wichtiger wird, sich selbst auszudrücken und seine Individualität zu zeigen, unabhängig von Geschlechterrollen oder gesellschaftlichen Normen. Natürlich gehört manchmal auch ein gewisser Mut dazu, das eigene Styling nicht an der aktuellen Mode oder irgendwelchen Klischees festzumachen, sondern einfach auf die innere Stimme zu hören. Doch man sollte bedenken, dass von der Schlabber-Jogginghose bis zu dein weißen Sportsocken wieder Kleidungsstücke gesellschaftsfähig sind, die Ende der 1990er-Jahren im modischen Giftschrank weggeschlossen werden. Angesichts dessen ist ein stimmiges, individuelles Styling (das gerne auch etwas gewagt sein darf) alles andere als ein Fauxpas!
Der Regenbogen steht für eine bunte Gesellschaft
Der Regenbogen hat eine lange Geschichte und ist nun zu einem Symbol für die Lesben-, Schwulen-, Bisexuellen- und Transgender-Community (LGBTQ) geworden. Aber auch über das LGBTQ-Symbol hinaus steht der Regenbogen für Offenheit, Vielfalt und Toleranz. Es gibt aber noch viel zu tun, um diese Werte tatsächlich zu verbreiten. Insbesondere in der Generation 50+ tut man sich schwer, mit der neuen Akzeptanz für die LGBTQ-Gemeinschaft umzugehen und Toiletten für ein drittes Geschlecht werden oft belächelt – um nur ein plakatives Beispiel zu nennen.
Fazit:
Zwar fällt es einigen Menschen schwer, diese Realität zu akzeptieren, doch das Rad der Zeit wird sich nicht mehr zurückdrehen lassen. Das ist allerdings auch nicht notwendig, denn aus der Vergangenheit weiß man bereits: Dort, wo Menschen in Vielfalt, Offenheit und Toleranz miteinander leben, sind die Menschen glücklicher, gesünder und insgesamt erfolgreicher als in engstirnigen, verbohrten Gesellschaften. Schon diese Fakten dürften Triebfedern sein, um auch anderswo für eine freundliche, zukunftsweisende Leichtigkeit zu sorgen.
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