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Deutschland muss sich für Seenotrettung einsetzen
Auf der Flucht
  • 31. Oktober 2018

Deutschland muss sich für Seenotrettung einsetzen

Von Dr. Michael Hertl | Erzbischöfliches Ordinariat

Freiburg / Aachen (pef). Zum Totengedenken an Allerseelen (02.11.) ruft das Werk für Entwicklungszusammenarbeit MISEREOR dazu auf, der Menschen zu gedenken, die auf der Flucht nach Europa im Mittelmeer und in der Sahara elendig sterben mussten. Bis Juli 2018 sind offiziell bereits über 1400 Menschen dieses Jahr im Mittelmeer gestorben, die tatsächliche Zahl wird deutlich höher liegen. Nicht gezählt sind die Vielen, die bereits vorher in der Sahara verdursten, vergewaltigt, ausgeraubt und ermordet werden.

35.000 Tote seit dem Jahr 2000

„Wir möchten an Allerseelen der Tausenden Toten gedenken, darunter viele Kinder, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben und Sicherheit in Europa Zuflucht suchen und aufgrund der Abschottungs- und Abschreckungspolitik der Europäischen Union ums Leben gekommen sind“, erklärt der für MISEREOR zuständige Freiburger Erzbischof Stephan Burger. „Es ist ein menschliches Gebot, dass wir diesem tausendfachen Tod nicht länger gleichgültig zusehen dürfen und bitten daher die Regierungen in Europa, dem Sterben ein Ende zu bereiten“, so der MISEREOR-Bischof. „Papst Franziskus hat immer wieder davor gewarnt, dass das Mittelmeer kein Massengrab werden dürfe. Leider ist es genau das geworden“. Insgesamt sind nach Angaben von Pro Asyl seit dem Jahr 2000 über 35.000 Menschen an den europäischen Außengrenzen ums Leben gekommen.

Obwohl die Abschottungsmaßnahmen eine Fahrt über das Mittelmeer weiter erschweren, sterben immer noch Tausende Flüchtlinge jährlich beim Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Viele der schlecht ausgestatteten und völlig überfüllten Boote kentern, die Menschen ertrinken im Meer. Eine weitaus größere Anzahl an Flüchtlingen schafft es nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) aber gar nicht mehr bis ans Mittelmeer, sondern kommt auf den Fluchtrouten in der Sahara um, weil sie ohne Wasser und Essen auf tagelangen Märschen durch die Hitze wandern oder von korrupten Schleppern, aber auch Regierungen wie Algerien dort einfach ausgesetzt, bzw. dorthin abgeschoben werden.

Deutschland und die europäischen Staaten müssen selbst handeln

„Wir dürfen uns nicht damit abfinden, dass die Europäische Grenze eine der tödlichsten Grenzen der Welt ist“, erklärt Burger. Stattdessen müssten Such- und Rettungsmissionen im Mittelmeer wieder ernsthaft betrieben werden. „Die Bundesregierung unterschreibt im Dezember zwei UN-Vereinbarungen, den Global Compact für Flucht und für Migration, in denen diese Rettungsmissionen allen Staaten als Aufgabe genannt wird, allerdings unverbindlich. Deutschland und die europäischen Staaten müssen hier jetzt selbst handeln oder nicht-staatlichen Rettern Zugänge ermöglichen. Europa darf diese Arbeit nicht der libyschen Küstenwache zuschanzen, die Menschen in ein unsicheres und nicht befriedetes Land zurückbringt, in dem ihnen Menschenrechtsverletzungen drohen. Zudem brauchen wir legale Möglichkeiten für Geflüchtete und Migranten, um nach Europa zu kommen und Konzepte und Strukturen für eine Integration“, so Burger.


Ressort: Politik

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