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Der Captain übergibt das Ruder
Murat Yakin | ©Roger Albrecht
  • 16. August 2021

Der Captain übergibt das Ruder

Von FC Schaffhausen / Stadion Schaffhausen

Murat Yakin hat am vergangenen Montag als neuer Nati-Trainer eine neue Herausforderung angenommen. Mit einer kleinen Hommage bedankt sich der FC Schaffhausen für die enge Zusammenarbeit.

Bekanntlich ist der Fussball ziemlich schnelllebig und birgt Überraschungen. Von den Medien am Samstag vor einer Woche bereits angekündigt, hat sich der Schweizerische Fussballverband am darauffolgenden Montagvormittag mit FCS-Coach Murat Yakin für eine Zusammenarbeit geeinigt. Der Vertrag besagt, dass er das Amt als Nationaltrainer übernimmt. Mindestens für die WM-Qualifikation und die Nations League-Kampagne. Eine nicht alltägliche Herausforderung, die Yakin annimmt. Hinter dieser Entscheidung steht der FC Schaffhausen voll und ganz, denn es gibt niemanden, der ihm diesen Schritt nicht gönnen würde. Absolut legitim, dass man sich darüber Gedanken macht, wenn man plötzlich im Karussell der Kandidaten als Favorit gehandelt wird. Und es ist verständlich, dass eine solche Chance möglicherweise nur einmal besteht, diese rare Funktion als Headcoach einer Nationalmannschaft wahrzunehmen. Doch Murat Yakin ist selbstbewusst genug, um einer solchen Aufgabe gewachsen zu sein. Er ist fachmännisch derart fundiert, um die Schweizer Nati erfolgreich zu unterstützen. Auch wenn er überrascht reagierte, als Pierluigi Tami ihn erstmals kontaktierte, sei dies für Yakin eine Ehre gewesen, um überhaupt als potenzieller Nachfolger im Visier gestanden zu haben. Die positiven und zielstrebigen Gespräche haben ihm vermittelt, diese Chance wahrnehmen zu wollen. Die Aufgaben sind anspruchsvoll, bietet sich Yakin nur eine Testmöglichkeit gegen Griechenland, ehe es in der WM-Qualifikation mit dem Duell gegen den Europameister Italien gleich richtig losgeht.

Yakin mit zwei bedeutenden Kapiteln

Es war eines der innigsten Wünsche Aniello Fontanas eines Tages Murat Yakin als Trainer nach Schaffhausen zu holen. Es gab immer wieder Kontakte zwischen den beiden, konkret wurde eine Zusammenarbeit erst im Dezember 2016, als der FCS eine sportliche Talfahrt durchlief und als Tabellenletzter in der Challenge League überwinterte. Yakin schaffte es mit ein paar Kniffs das Team derart zu motivieren, dass es in der Rückrunde das Feld wortwörtlich von hinten aufrollte. Zugleich durfte er die Stadioneröffnung im Februar 2017 miterleben. Der FCS schloss die Meisterschaft als beste Rückrundenmannschaft auf dem hervorragenden vierten Schlussrang ab. Die neue Saison 2017/18 startete der FCS mit sieben Siegen fulminant. Yakin erschuf aus dem FCS eine Spitzenmannschaft. Ein Fundament, welches er Ende August 2017 Boris Smiljanic übertrug, der schliesslich mit diesem Team Vizemeister in der Challenge League wurde.

Rückkehr für den Neuaufbau

Zwei Jahre später war Yakin wieder zurück in Schaffhausen. Der FCS war nach der Übernahme von Roland Klein mitten im Aufbau der neuen Strukturen, wo auch Yakin kräftig mit anpackte. Innerhalb kürzester Zeit musste mit schmalem Budget eine schlagkräftige Mannschaft zusammengestellt werden. Diese schwierige Aufgabe wurde - nicht zuletzt auch aufgrund der Corona-Pandemie - für alle sehr anspruchsvoll, weil die geernteten Früchte in der ersten Saison noch nicht ganz gereift waren. Ein Jahr später wusste der FCS dann auch resultat- und leistungsmässig sehr zu gefallen. Bis kurz vor Meisterschaftsende duellierten sich die Munotstädter mit der Konkurrenz um den Aufstieg, schlossen schliesslich mit sieben Punkten Rückstand auf Aufsteiger GC auf dem ausgezeichneten vierten Rang ab und beanspruchten mit Rodrigo Pollero den Challenge League-Torschützenkönig in den eigenen Reihen.

Der Trainer Plus

Nicht nur im sportlichen Bereich zog Yakin die erfolgreichen Fäden, sondern er brachte sich in diversen Angelegenheiten in Position. Sowohl in der Rolle als Getränkeherausgeber am Andrea Berg-Konzert, als Ansprechperson für die FCS-Fans. Als pragmatischer Denker und Umsetzer wird er bestimmt einigen Personen in Erinnerung bleiben. Doch war Yakin auch an Gesprächen und Verhandlungen mit Sponsoren und Partnern involviert. Ihn interessiere auch die Seiten in einem Verein, die nicht direkt mit dem Sportlichen zu tun haben, erklärte er. Weil beim FC Schaffhausen die interne Struktur sehr übersichtlich gestaltet ist, erhält man entsprechend tiefen Einblick ins Geschehen. Und Yakin ist wissensdurstig, will über ein Thema, in dem er nicht sehr bewandert ist, alles wissen, um sich eine fundierte Meinung zu bilden. Auch spiele er mit dem Gedanken, eines Tages eine andere Funktion in einem Verein zu übernehmen. Unternehmerische Qualitäten besitzt Yakin alleweil und das wird ihm im weiteren Verlauf seiner Karriere mit seinem Erfahrungs-Rucksack entscheidend weiterbringen.

Yakin bleibt «Freund des Hauses»

Doch mit 46, fast 47 Jahren gehört Yakin noch zu den jüngeren Trainer, ist voll im Saft und bestückt mit Tatendrang. Und hat mit seinem Schaffen beim FC Schaffhausen Erfolg bewiesen. Er hat sehr viele Spieler entwickelt und weitergebracht, die die Grenze ihres Potenzials noch nicht ausgeschöpft haben. Und wer weiss, ob eines Tages der eine oder andere Akteur mit starken Leistungen ein Wiedersehen mit Yakin forcieren kann. Der Trainer wechselt die Farben von Gelb-Schwarz auf Rot-Weiss und vertritt fortan eine ganze Nation. Im Herzen, versichert Murat Yakin, bleiben die Schaffhauser Farben ein wichtiger Bestandteil. Wenn immer es ihm möglich sei, will er weiterhin so oft als möglich in die Munotstadt kommen. Er wird weiterhin ein «Freund des Hauses» bleiben.

Danke Muri
Und nun überreicht Murat Yakin das Ruder. Wer das Amt als FCS-Trainer übernimmt, ist noch nicht bekannt. Der Nachfolger findet auf jeden Fall ein intaktes Team vor, welches mit grossen Ambitionen geführt werden will. Für Murat Yakin gilt es dafür einen ausserordentlichen Dank auszusprechen. Für die hochgekrempelten Ärmel, um an allen Fronten mit anzupacken, um den FCS wieder in die Spur zu lotsen. Herzlichen Dank für die spannende Zusammenarbeit mit einer einzigartigen Persönlichkeit, die dem Verein einen grossen Mehrwert beschert hat. Der FC Schaffhausen wünscht Murat Yakin allen erdenklichen Erfolg mit der Schweizer Nati.
Zum Abschluss dieser Hommage möchten wir Murat Yakin selbst auch noch zu Wort kommen lassen. Folgende Zeilen widmet der frisch gebackene Schweizer Nationaltrainer seinen neu gewonnenen Freunden, den Fans und allen, die dem FC Schaffhausen nahestehen.

«Liebe FCS-Familie

 Wahrscheinlich habt Ihr genauso überrascht reagiert, wie ich, als mein Name als potenzieller Nachfolger für den Posten als Nati-Trainer gefallen ist. Ein solches Angebot gibt es nur selten, vielleicht nur einmal im Leben. Kurz bevor Vladimir Petkovic vor sieben Jahren als Nati-Coach evaluiert wurde, gab es zwischen dem Verband und mir bereits lose Kontakte, doch ich merkte, dass die Zeit noch nicht reif dafür war. Im Nachhinein bin ich froh, denn ich durfte dadurch in Schaffhausen nicht nur sportliche Herausforderungen meistern, sondern Einblick hinter die Kulissen werfen, die mich letztlich menschlich weitergebracht haben. Ich habe eine herzensgute FCS-Familie kennenlernen dürfen, Freundschaften haben sich entwickelt. Schaffhausen, das kleine Paradies, wie auch die gelb-schwarzen Vereinsfarben sind mir ans Herz gewachsen. Ich bin dankbar für die vielen Erfahrungen, die ich hier machen durfte. Ganz weg aus Schaffhausen werde ich nicht sein. Wenn immer es mir möglich ist, werde ich Euch besuchen kommen. Ich wünsche dem FCS viel Erfolg in dieser Saison und drücke kräftig die Daumen. Hopp Schaffhuuse!» Murat Yakin


Ressort: Konstanz

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