- 11. Januar 2022
Zu Zusammenhänge zwischen Corona-Politik und psychischen Erkrankungen
Er hat diejenigen, die im milderen Verlauf der Omikron-Variante einen möglichen Ausweg aus der Pandemie sehen, als „naiv“ bezeichnet. Nur wenige Stunden später sitzt Prof. Lauterbach in einer Talkshow und bestreitet einen Zusammenhang zwischen der Corona-Politik und den massiv ansteigenden Betroffenenzahlen psychischer Erkrankungen. Wer austeilt, muss auch einstecken.
Insofern ist es durchaus berechtigt, den Anwurf der Blauäugigkeit postwendend an den Bundesgesundheitsminister zurückzugeben. Denn wer eine Korrelation zwischen wachsendem Vorkommen von Verstimmung, Ängsten und Zwängen einerseits und massiven sozialen Einschränkungen des öffentlichen Lebens andererseits leugnet, der muss sich bei gleichzeitiger Wortwahl gegenüber den Kritikern der eigenen politischen Strategie die Zuschreibung der Heuchlerei gefallen lassen.
Die Amtsführung des ausgewiesenen Mediziners Lauterbach muss in den ersten Wochen seit Übernahme des Ministeriums insgesamt als unglaubwürdig bezeichnet und die Konzeption seiner Aussagen als wankelmütig betrachtet werden. Der Epidemiologe, welcher sich nur auf Studien verlässt und die Empirie und Evidenz in den Adelsstand erhebt, vermag sich wie ein Fähnchen im Wind zu drehen: Jeden Tag in einem neuen Medien vertreten, legt der SPD-Politiker stets nur jene wissenschaftlichen Erkenntnisse offen, die ihm in den Kram und seine jeweilige Verfassung passen. Von Optimismus oder Perspektive ist bei ihm überhaupt nichts zu erahnen, im Gegenteil:
Möglicherweise fürchtet er sich davor, bei einer nachlassenden Dramatik der epidemischen Lage seltener vor den Fernsehkameras auftreten und an etwaiger Aufmerksamkeit verlieren zu können. Ich kann nicht erahnen, dass Herr Lauterbach schlussendlich an einer tatsächlichen Besserung der Situation interessiert ist. Seine Schwarzmalerei und die penetrante Rückweisung jeglicher Skepsis an seinem Kurs sind Ausdruck von einer stringenten Selbstüberschätzung und gleichsam eine Verweigerung zur Einsicht von offensichtlicher Realität.
Gerade sein stets betontes Wissen um nahezu jedes neue Forschungsergebnis sollte ihm schon lange gezwitschert haben, dass Depression erwiesenermaßen ein Resultat von Isolation sein kann. Mit seinen Einlassungen verpasst der Minister allen Menschen, die in der Krise an seelischen Leiden erkranken, einen Schlag ins Gesicht. Statt sich vor das nächstbeste Mikrofon zu setzen, würde es ihm gut tun, endlich für mehr Psychotherapie-Plätze in Deutschland zu sorgen.
Schlussendlich ist es ein Affront für Personen wie mich, die sich jeden Tag um Betroffene der psychischen Auswirkungen der Corona-Maßnahmen kümmern, wenn Wirklichkeiten verharmlost und gerade von denen, die Wahrheit für sich beanspruchen, blind zurückgewiesen werden. Übrigens: Auch ein Politiker hat das Recht, eigene Fehler einzugestehen und umzudrehen…
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