- 24. Februar 2022
Systematische Überwachung des Grundwassers fehlt
Verschmutzung mit Benzidin unterhalb der Chemiemülldeponie Gamsenried
Eine systematische Überwachung der sehr problematischen Benzidin-Verschmutzung des Grundwassers im Abstrom der Lonza-Deponie Gamsenried bei Brig (VS) findet bis heute nicht statt. Das muss sich schleunigst ändern, fordern AefU, die OGUV, Pro Natura Oberwallis und WWF Oberwallis nach einer Begutachtung der Benzidin-Analyseergebnisse durch ihre ExpertInnen. Zudem zeigt die massive Grundwasserverschmutzung: Eine sichere, einmalige und definitive Sanierung der Deponie Gamsenried ist dringend.
Benzidin ist hochtoxisch und verursacht Blasenkrebs. Die Substanz läuft aus der Lonza-Deponie Gamsenried bei Brig VS ins Grundwasser. Sie verschmutzt es unterhalb der Deponie grossflächig und belastet es weit über den Grenzwerten.
35 zusätzliche Grundwassermessstellen seien in der Region Gamsen/Brigerbad installiert worden, um «insbesondere die Mengen und Konzentrationen von Benzidin» zu messen, teilte der Kanton Wallis kürzlich in einer Medienmitteilung mit.
Grundwassermesstellen meist nicht wegen Benzidin, sondern wegen Rhonekorrektur erstellt
Dies erweckt den falschen Eindruck, diese Grundwassermessstellen seien extra wegen der Benzidin-Verschmutzung gebohrt worden. Tatsächlich aber wurden sie meistens im Rahmen der 3. Rhone-Korrektur erstellt. Deshalb sind sie in der Regel nahe an der Rhone platziert. Ob und wo in der Breite der Talebene Benzidin und andere Substanzen vorkommen und wie das Grundwasser im Detail abfliesst, ist ungeklärt und wird auch nicht überwacht.
Kein systematisches Überwachungsnetz
Es existiert also kein durchdachtes, systematisch angelegtes Überwachungsnetz. Grosse Grundwasser-Gebiete zwischen der Lonza-Deponie Gamsenried und der Gemeinde Visp sind deshalb nicht überwacht. Zudem ist mit dem bestehenden Messnetz eine systematische Nachverfolgung der Benzidinverschmutzung des Grundwassers nicht möglich. Das ist das Fazit einer Begutachtung der Benzidin-Analysen, welche der Kanton Wallis den ExpertInnen von AefU, OGUV, Pro Natura Oberwallis und WWF Oberwallis auf Antrag im Januar 2022 zugestellt hatte.
Die Lonza AG hat es also bisher verpasst, eine Grundwasserüberwachung aufzuziehen, die diesen Namen tatsächlich verdient. Diese aber wäre von grösster Bedeutung, wie auch der einzelne Benzidin-Fund von 0.2 ng/l im Tiefenbrunnen des Thermalbads Brigerbad vor Augen führt. Denn das Thermalbad liegt gemäss Gefährdungsabschätzung von Lonza/Arcadis im direkten Abstrom des mit Benzidin verschmutzten Grundwassers aus der Deponie Gamsenried und muss deshalb speziell geschützt werden.
AefU, die OGUV, Pro Natura und WWF fordern:
- Die Erstellung eines Anforderungskatalogs für die systematische Überwachung des Grundwassers durch den Kanton. Sie beinhaltet unter anderem die Erstellung einer Beprobungs- und Analysestrategie (systematisches Probennetz in der gesamten Breite der Talebene, mit zusätzlichen Bohrungen, der Festlegung der Tiefe der Probennahme, dichteren Analyse-Intervallen und einer systematischen Kontrolle der Grundwasserträger auf Benzidin und andere Substanzen).
- Den Aufbau der entsprechenden Laborkapazitäten und der entsprechenden Ressourcen zur Auswertung der Ergebnisse beim Kanton, finanziert von der Verursacherin Lonza.
- Die regelmässige, systematische Überwachung der Wasserqualität des Brigerbads (inklusive der Zuflüsse in seine Brunnen in den unterschiedlichen Tiefen), des Grundwassers in dessen Umgebung und im Abstrom der Deponie. Zudem muss ein Schutzkonzept für das Bad aufgebaut und ein Alarmsystems bei Ausfall der Pumpen der (undichten) Grundwasserbarriere am Rand der Deponie Gamsenried eingeführt werden.
- Die Veröffentlichung aller Benzidin-Analysen. Denn die Benzidin-Verschmutzung in der Talebene im Abstrom der Deponie Gamsenried und der Umgang mit ihr durch Lonza und dem Kanton sind von sehr grossem öffentlichem Interesse, auch, weil sie die Gesundheit der Bevölkerung gefährden kann.
- Die Benzidin-Verschmutzung des Grundwassers zeigt: Es braucht dringend eine schnelle, sichere, einmalige und definitive Sanierung der Deponie Gamsenried auf Kosten der Lonza. Sie soll spätestens in 15 Jahren abgeschlossen sein.
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