
- 21. Februar 2022
Die Geschichte der Couch – eine Geschichte der Bequemlichkeit
Begriffe wie Couch-Potato prägen hierzulande den Wortschatz und zweifelsohne gehört das Sofa zu den beliebtesten Rückzugsorten. Die Couch ist mehr als nur ein Möbelstück, sondern nahezu ein kulturelles Symbol dafür, was das Zuhause für den Menschen bedeutet. Von harten Sitzgelegenheiten bis zum heutigen Komfort war es allerdings ein relativ langer Weg.
Die lange Ära vor der ersten Couch
Die Römer und Griechen wussten viel über Philosophie, Architektur, Ingenieurwesen und Staatsbürgerkunde, aber sie neigten noch dazu, auf Stein, Bronze und Holz zu sitzen, wenn sie nach einem harten Tag nach Hause kamen. Sie dekorierten ihre Möbelstücke mit Stein, farbigem Glas oder Metall und verwendeten Dampftechniken, um ihre Möbel zu formen. Vorläufer des Sofas waren zwar vorhanden, doch waren diese eher für wohlhabende Menschen bestimmt. Zudem diente noch ein Sammelsurium an Kissen als Polsterung.
Im Mittelalter gab es in einem durchschnittlichen Haus, wie wir es heute kennen, noch nicht einmal Wohnzimmer. Was die Menschen damals hatten, waren Gemeinschaftsräume. Dort waren Tische üblich, die um ein gemeinsames Feuer angeordnet wurden. Zu den bequemsten Sitzgelegenheiten gehörten Holzbänke, die mit etwas Glück über komfortable Kissen verfügten.
Seinerzeit war noch nicht mal im Traum an ein modulares Sofa zu denken, das flexibel auf die räumlichen Gegebenheiten angepasst werden kann. Produkteigenschaften wie fleckenresistent und strapazierfähig waren im Mittelalter so fremd, wie sich heutzutage niemand eine Couch aus Holz und ohne Polsterung vorstellen kann.
Polstermöbel und die Renaissance
Die Idee, weiche Materialien zu nehmen und sie in Stoffe und Tierhäute zu stopfen, um etwas Bequemes zum Sitzen zu erhalten, war um 1400 natürlich nichts neues. Bereits in der Antike gab es Kissen. Allerdings wurden erst einige Jahrhunderte später Möbelstücke konzipiert, die das Prinzip konsequent umsetzten. Polstermöbel wurden gegen Ende der elisabethanischen Periode, somit zwischen 1558 und 1603, zu einer festen Größe in der Innenarchitektur und entwickelten sich in England über Jahrhunderte weiter. In dieser Zeit war das Handwerk des Polsterers mit allen Stoffen verbunden, darunter Wandbehänge, Teppiche und Bettwäsche.
Während der Renaissance entstanden frühe Versionen des Sofas, die auf eine höchstmögliche Bequemlichkeit ausgelegt waren.
Das Chesterfield-Sofa – der Startschuss
Eine markante und wichtige Figur in der Geschichte des Sofas war Lord Phillip Stanhope, der vierte Earl of Chesterfield. Lord Chesterfield war nicht nur Politiker, Schriftsteller und Förderer der Kunst, sondern auch ein Trendsetter, dessen Name noch heute von einem besonderen Möbelstück getragen wird. Chesterfield-Sofas zeichnen sich durch die gleich hohen Arm- sowie Rückenlehnen und ihre typische rautenförmige Steppung aus. Ein Ziel bei der Kreation des Möbelstücks war es, etwas zu schaffen, auf dem viele Menschen zusammensitzen können, ohne dass ihre Kleidung dadurch knittert. Lord Chesterfield war sowohl ein Modephänomen als auch ein Innovator.
Die Wohnzimmer der georgianischen (1714–1836) und viktorianischen Zeit (1837–1900) waren wie Empfangsbereiche für den Haushalt, wo sich die Mitglieder zum Gespräch versammelten. Das moderne Wohnzimmer wurde aus dem Modell entwickelt, das von der Oberschicht, Regierungen und sogar Königen vorgegeben wurde. Es handelte sich um einen Ort des „Rückzugs“, der aufgesucht wurde, wenn das Geschäft des Tages oder große Besucheransammlungen vorbei waren.
Unverändert dient die Couch als Ort der Entspannung und als Rückzugsort vom Stress des Alltags.
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