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Flugchaos: 66 Millionen Passagiere in Europa von Verspätungen betroffen
Flugzeuge ©Gerald Kaufmann
  • 19. Juli 2022

Flugchaos: 66 Millionen Passagiere in Europa von Verspätungen betroffen

Von Ansel Glenewinkel-Meyer

Berlin –Das Corona-Virus und sämtliche Maßnahmen scheinen in Vergessenheit geraten, obwohl die Fallzahlen wieder rasant ansteigen – währenddessen häufen sich Meldungen über Flugprobleme und Chaos an den Flughäfen: Dass in diesem Jahr bereits 66 Millionen Passagier mit Verspätungen oder Ausfällen zu kämpfen hatten, bestätigt eine Analyse von AirHelp, der weltweit größten Organisation für Fluggastrechte. Damit war jeder vierte Fluggast von Januar bis Juli von Flugproblemen betroffen – rund 100 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.

Nach der Pandemie, aber mitten im Chaos

In diesem Jahr sorgt vor allem der Personalmangel, welcher in Folge des Einbruchs des Flugverkehrs durch Entlassungen seitens der Fluggesellschaften ausgelöst wurde, für ein regelrechtes Flugchaos. So waren rund 66 Millionen Passagiere im Zeitraum Januar bis Ende Juni 2022 von Verspätungen und Flugausfällen betroffen – damit hatte jeder vierte Fluggast mit Problemen zu kämpfen. Davon sind fast zwei Millionen Reisende mehr als drei Stunden verspätet gestartet, von fast 5,5 Millionen sind die Flüge komplett ausgefallen. Etwa vier Millionen Gäste (sechs Prozent aller verspäteten Passagiere) haben dabei Anspruch auf Entschädigungen. Das bedeutet, dass in den Fällen die Probleme von der Airline selbst verschuldet und dementsprechend nicht auf außergewöhnliche Umstände zurückzuführen ist.

Während in diesem Jahr der Personalmangel die meisten Probleme auslöst, waren es im ersten halben Jahr 2021 vor allem Impfpass- und Testkontrollen. In der ersten Hälfte des Jahres 2021 waren rund 6,6 Millionen Passagiere bei Flügen in die EU von Ausfällen oder Verspätungen betroffen. Das sind deutlich weniger als in diesem Jahr, was aber auch mit weniger starkem Flugbetrieb zusammenhängt. Anteilig haben zwölf Prozent aller Fluggäste in dem im Zeitraum in Europa ihre Reisen verspätet gestartet – also nur halb so viele wie in diesem Jahr. Von diesen 6,6 Millionen Passagieren waren 170.000 von Verspätungen über drei Stunden und 780.000 von Ausfällen betroffen, was fünf Prozent aller von Verspätungen und Ausfällen betroffenen Passagieren ein Recht auf Entschädigung nach der EU-Richtlinie EG 261 zuspricht.

Flugprobleme treten vermehrt in den Niederlanden, Belgien und Slowenien auf

Wer von einer Geschäftsreise oder einem Urlaub wieder zurück in die Heimat möchte, sollte sich in drei Ländern besonders auf Stress am Flughafen einstellen: Niederlande, Belgien und Slowenien. Am häufigsten kam es in den Niederlanden zu Verspätungen, dort waren 34 Prozent der Passagiere von Flugproblemen betroffen. Ebenfalls unpünktlich starteten Fluggäste in Belgien und Slowenien mit jeweils 31 Prozent. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2021 lag Belgien auf Platz eins der Länder mit den meisten Verspätungen, damals waren aber nur 22 Prozent aller Passagiere von Verspätungen und Ausfällen betroffen. Platz zwei und drei belegten Aserbaidschan mit 18 Prozent und Frankreich mit 15 Prozent.

Am pünktlichsten waren derweil Passagiere aus Malta (11 Prozent betroffene Passagiere), Weißrussland (13 Prozent betroffene Passagiere) und Irland (15 Prozent betroffene Passagiere). Dabei sollte betont werden, dass in dem Land mit den wenigsten Flugproblemen trotzdem fast jeder zehnte Fluggast mit Schwierigkeiten konfrontiert war. Im vergangenen Jahr lagen noch 13 Länder unter der zehn-Prozent-Marke, ganz vorne mit dabei Irland (vier Prozent), Kroatien und Malta (jeweils sieben Prozent).

Julian Navas, Rechtsexperte von AirHelp, resümiert: „Die Reisebeschränkungen 2020 sorgten für einen historischen Einbruch der Passagierzahlen – und um Kosten zu sparen, kam es zu Entlassungswellen. Diese rächen sich nun darin, dass die Fluggesellschaften die Reisewelle im Jahr 2022 nicht bewältigen können. Die Folge sind extrem viele Einschränkungen des Flugverkehrs, wie man an den Flugdaten sieht: Bei rund vier Millionen von Verspätungen und Ausfällen betroffenen Gästen sind die Airlines verantwortlich.  Hier haben es die Fluggesellschaften eindeutig verschlafen, für ausreichendes Personal zu sorgen. Dass Fluggäste hier ein Recht auf Entschädigungen haben, dürfte angesichts des gestörten Sommerurlaubs ein schwacher Trost sein.” 

Die gesamten Flugdaten können Sie hier einsehen.

Flugprobleme: Diese Rechte haben Passagiere

Flugausfälle und -verspätungen können zu Entschädigungszahlungen in Höhe von bis zu 600 Euro pro Fluggast berechtigen. Die Höhe der Entschädigungszahlung berechnet sich aus der Länge der Flugstrecke. Der rechtmäßige Entschädigungsanspruch ist abhängig von der tatsächlichen Verspätungsdauer am Ankunftsort sowie dem Grund für den ausgefallenen oder verspäteten Flug. Betroffene Passagiere können ihren Entschädigungsanspruch rückwirkend durchsetzen, bis zu drei Jahre nach ihrem Flugtermin.

Außergewöhnliche Umstände wie Unwetter oder medizinische Notfälle können bewirken, dass die ausführende Airline von der Kompensationspflicht befreit wird. Geplante wie spontane Streiks bei den Fluggesellschaften zählen nicht dazu.

Über die Untersuchung

Die Studie basiert auf den Flugdaten von 2021 und 2022. Es wurde untersucht, wie viele Passagiere von Januar bis Juli in Europa von Verspätungen und Flugausfällen betroffen waren. Die Anzahl Passagiere und die Prozentangaben wurden gerundet. Für präzise sowie aussagekräftige Daten nutzt AirHelp eine Vielzahl von Quellen und kombiniert sie in einer globalen Flugdatenbank, um u. a. Deckungslücken in den Daten einiger Anbieter zu beseitigen. Die Anbieter werden nach der Qualität ihrer Daten priorisiert. Bei Datenkonflikten (z. B. unterschiedliche Ankunfts- oder Abflugzeiten) wird statt eines Durchschnitts die Quelle mit der höchsten Autorität verwendet.

Über AirHelp

AirHelp ist die weltweit größte Organisation für Fluggastrechte. Seit der Gründung 2013 hilft das Unternehmen Reisenden dabei, Entschädigungen für verspätete oder ausgefallene Flüge sowie im Falle einer Nichtbeförderung durchzusetzen. Zudem ergreift AirHelp juristische und politische Maßnahmen, um die Rechte von Fluggästen weltweit weiter zu stärken. Das Unternehmen hat bereits mehr als 16 Millionen Menschen geholfen und ist weltweit tätig. Seit 2019 kooperiert AirHelp mit Verbraucherschutz Deutschland (www.verbraucherschutz.de/airhelp) und hilft bei der Durchsetzung der Fluggastrechte von Verbrauchern, die sich an den Verbraucherschutz Deutschland gewandt haben. Mehr Informationen über AirHelp finden Sie unter: www.airhelp.com/de/


Ressort: Reise und Verkehr

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