- 31. Oktober 2020
Corona-Pandemie: Zunehmende Belastung für die Psyche
Selbsthilfeinitiative bietet Erstberatung für Betroffene
Konstanz — Die Selbsthilfegruppe zu Zwängen, Phobien und Depressionen im Landkreis Konstanz hat in den vergangenen Wochen eine deutliche Zunahme an Anfragen erlebt, die sich maßgeblich mit dem rasanten Anstieg der Corona-Infektionszahlen erklären lassen. Wie der Leiter des ehrenamtlichen Angebots, Dennis Riehle, ausführt, habe vor allem der Bedarf an Beratung in Bezug auf den Umgang mit Depressionserkrankungen zugenommen. „Wir sind kein Ersatz für eine ärztliche oder therapeutische Konsultation. Aus unserer langen Leidenserfahrung können wir allerdings eine niederschwellige Ergänzung anbieten, denn als Betroffene haben wir das Krankheitsbild oftmals schon Jahrzehnte durchlebt“.
In den Kontaktaufnahmen der Ratsuchenden geht es derzeit vor allem darum, wie die eigene Stimmung in Zeiten des Lockdowns aufgehellt werden kann. „Man merkt deutlich, wie sehr die Maßnahmen gegen die Pandemie das soziale Dasein der Menschen durcheinanderbringen. Vor allem die Kontaktbeschränkungen und der Wegfall von Freizeitangeboten führt zu häufiger Deprimiertheit und emotionalem Rückzug. Das Alleinsein, die Überforderung durch das Nichtstun, aber auch der Stress für Eltern, die sich selbst an das eigene Homeoffice gewöhnen mussten und deren Kinder noch immer durch die vergangene Schließung der Schulen und Kitas in ihrem Lerntempo zurückgeworfen sind – all das stellt uns vor Herausforderungen, die die Psyche nicht auf Dauer zu tragen in der Lage ist.
„Wir sind derzeit bemüht, für die vielen Hilfsgesuche die passenden Antworten zu finden. Oftmals genügen Tipps, um den Alltag auch in Krisenzeiten erfüllend zu gestalten. Sich Indoor-Hobbys zulegen, auf digitalen Kanälen mit Freunden, Familie und Bekannten kommunizieren oder schlichtweg seit längerem aufgeschobene Projekte aus der Mottenkiste holen und sich ihrer Umsetzung widmen. Natürlich reichen solche Hinweise aber nicht in jedem Falle. Wenn ernsthafte Anzeichen auf eine Erkrankung vorliegen, verweisen wir an Hausärzte, Psychotherapeuten und Psychiater. Hierbei leisten wir Unterstützung bei der Suche nach entsprechend zeitnahen Terminen, hören uns die Biografie der Ratsuchenden an, geben Rückmeldung im Sinne der Selbsthilfe, stärken und ermutigen zum Durchhalten in der Pandemie oder geben Wegweisung, welche Schritte unternommen werden können, um nicht vollends in der Spirale aus Ängsten und Niedergeschlagenheit zu verzweifeln“, so der Gruppenleiter, der ebenfalls im Sozialrecht (zertifiziert) fortgebildet wurde und damit auch auf Anliegen eingehen kann, die sämtliche Sozialleistungen im Falle von Krankheit betreffen.
Betroffene und Angehörige können sich kostenlos an die Selbsthilfegruppe wenden, die eine Erstberatung anbietet:
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