- 05. November 2021
Chefärzte/innen befürchten den Kollaps in den Kliniken für Kinder- und Jugendmedizin/Kinderchirurgie
Kein Bett für kranke Kinder
Die Chefärzte/innen der deutschen Kliniken für Kinder und Jugendmedizin/Kinderchirurgie warnen vor einer dramatischen Überbelastung der Kliniken in den nächsten Monaten. Schon jetzt vor Be- ginn der Wintersaison droht die Situation aus dem Ruder zu laufen. Das zeigt eine deutschland- weite aktuelle Umfrage des VLKKD an 200 Kliniken für Kinder und Jugendliche.
99 Prozent der vom Verband Leitender Kinder- und Jugendärzte und Kinderchirurgen Deutschlands (VLKKD) befragten Chefärzte/innen aus 200 Kinderkliniken befürchten eine weitere Verschärfung des Bettenmangels in den kommenden Wintermonaten. Kranke Kinder können immer häufiger in der wohnortnahen Kinderklinik nur notfallmäßig versorgt werden und müssen wegen Bettensperrungen in eine andere Klinik verlegt werden. Unzählige Anrufe, um endlich ein Krankenhausbett zu finden, dann kilometerlange Reisen mit einem an Luftnot erkrankten Säugling sind inzwischen in Deutsch- land kein Einzelfall mehr. Das sog. RS-Virus ist massiv auf dem Vormarsch und führt neben anderen Virusinfekten zu schweren Erkrankungen bei Kindern.
Nach Einschätzung des VLKKD-Präsidenten Prof. Dr. Andreas Trotter „stehen wir vor einer erhebli- chen Herausforderung in den kommenden Wintermonaten.“ Schon jetzt berichten 78% der Kliniken von Versorgungsengpässen, die zu einem Aufnahmestopp von Kindern geführt haben. In diesem Jahr werden besonders viele Kinder erkranken. Krippen-/Kita- und Schulschließungen ha- ben dazu geführt, dass das Immunsystem der Kinder in keinem guten Trainingszustand ist. Jetzt fehlt das scharfgeschaltete Abwehrsystem gegen die Viren. Die Fallzahlen liegen jetzt schon auf einem Ni- veau, wie wir sie in dieser Jahreszeit überhaupt nicht kennen. „Corona hat unsere Kinder nicht wirk- lich krank gemacht, aber mit dem RS-Virus (Respiratory Syncytial) wird es jetzt richtig ernst. Dieses Virus versteht keinen Spaß speziell mit jungen Kindern. Hochansteckend, schnell und teilweise sehr aggressiv ist das Virus unterwegs“ sagt der Generalsekretär Prof. Dr. Wolfgang Kölfen und ergänzt „wir müssen all unsere medizinischen Ressourcen bereithalten, um diese anrollende Welle in den Griff zu bekommen.“
Ein weiteres Problem kommt hinzu, was sich jetzt als Hemmschuh erweist. Das Bundesministerium für Gesundheit hat auch für Kinderkliniken Pflegepersonaluntergrenzen eingeführt (Pflegepersonal- untergrenzen-Verordnung – PpUGV). Das bedeutet, für eine bestimmte Anzahl an Patienten muss eine feste Zahl von Pflegekräften rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Ist das nicht sichergestellt, muss das Krankenhaus Betten sperren, ansonsten drohen dem Krankenhaus hohe Strafzahlungen. Eigentlich eine gute Regelung mit dem Ziel endlich eine Entlastung der Kinderkrankenschwestern zu erreichen. Diese Verordnung ist aber leider in der jetzigen Situation brandgefährlich und führt zu ei- ner Verschlechterung der Versorgungslage. Nur noch 25% der Kinderkliniken halten aktuell die PpUGV ein. Der weit größere Teil versorgt bereits mehr Kinder als sie laut Verordnung eigentlich dür- fen. Dies führt zu einer zusätzlichen Überlastung durch noch mehr Patienten, die aus den sich PpUGV konform verhaltenden Kinderkliniken zuverlegt werden. Erhöht sich der Anteil der Krankenhäuser, die sich PpUGV konform verhalten, kommt das System zum Kollaps. Dies gilt es unbedingt zu verhin- dern, weil unsere kranken Kinder Anspruch auf eine medizinische Versorgung haben.
„Für die kommende Wintersaison muss JETZT eine zeitnahe Regelung gefunden werden“ betont Prof. Dr. Andreas Trotter, Präsident des VLKKD. „Kranke Kinder abzuweisen und ihnen und ihren Eltern
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