- 20. Februar 2020
Hintergrund: AKW Fessenheim, Teil-Stilllegung
Nach unsäglich langem hin und her soll jetzt am 22.2.2020 (Fasnedssamschdig!) Block I des ältesten französischen AKW in Fessenheim endlich dauerhaft abgestellt werden. Der französische Energiekonzern EDF hat die Stilllegung der beiden Reaktoren in Fessenheim für den 22.2.2020 und den 30.6. 2020 ankündigt.
In der großen, aktuellen Abschaltdebatte stehen die finanziellen Folgen der Stilllegung für die Gemeinde Fessenheim und die Umlandgemeinden im Vordergrund. Das alte AKW war trotz der unglaublichen Schulden der EDF, für einige Gemeindenn tatsächlich eine Gelddruckmaschine.
Vier wichtige Aspekte spielen in dieser Debatte leider nur eine Nebenrolle:
- Da ist der zentrale Anteil der französischen Umweltbewegung an der Abschaltung des maroden AKW
Ohne die frühe, erfolgreiche Bauplatzbesetzung 1977 gegen einen AKW-Neubau in Gerstheim, ohne heutige, AKW-kritische elsässische Abgeordnete, ohne die aktive Rolle von CSFR, Stop Fessenheim, Alsace Nature und ohne Sortir du nucléaire, wäre die Abschaltung nicht möglich gewesen. Auch trinationale Initiativen, insbesondere der TRAS mit seinen Gutachten und Klagen hat eine wichtige Rolle gespielt. - Die Fessenheim-Stilllegung ist kein "Selbstzweck", sondern berechtigte Gefahrenabwehr
In den beiden, immer wieder von Störfällen und Schlampereien heimgesuchten Reaktoren entsteht jährlich die kurz- und langlebige Radioaktivität von ca. 1800 Hiroshima-Bomben. Das unter dem Rheinpegel liegende, überflutungsgefährdete AKW liegt schlecht gesichert in einem Erdbebengebiet, mitten in einer dicht besiedelten Region Zentraleuropas. Ein schwerer Unfall hätte für über eine Million Menschen auf beiden Rheinseiten eine Katastrophe bedeutet. Dazu kommt die ständige Radioaktivitätsabgabe im sogenannten Normalbetrieb und die skandalöse Rheinerwärmung für das kühlturmlose AKW. Das von geschickter Atom-PR eingebrachte Argument des Klimaschutzes ist längst widerlegt. - Wenn die großen Gefahren eines schweren Atomunfalls nach der Entleerung der Zwischenlagerbecken gebannt sind,
werden wir uns um die kommenden "kleineren" Gefahren beim Abriss kümmern. Ein "Billigabriss" ist nicht akzeptabel. Die jetzt zu schaffenden neuen Arbeitsplätze im Elsass müssen umweltfreundlich, nachhaltig und zukunftsfähig sein. - Die Abschaltung des maroden AKW ist Grund zur grenzüberschreitenden Freude, aber kein Anlass für Triumph
Die Reaktoren haben über vier Jahrzehnte Strom, Geld und Gefahren produziert. Der in Fessenheim entstandene Atommüll muss für eine Million Jahre sicher gelagert werden und gefährdet das Leben zukünftiger Generationen auf dieser Erde.
Zum Thema Fessenheim-Abschaltung widerholt (Alt-)BUND-Geschäftsführer und TRAS Vizepräsident Axel Mayer seine "Sektempfehlung"
Kaufen Sie drei gute Flaschen Sekt
- Die Erste öffnen sie am Tag der endgültigen Abschaltung des letzten der beiden Reaktoren
- Die Zweite öffnen am Tag der Entleerung der Brennelemente-Zwischenlager (Erst dann ist die die GAU-Gefahr tatsächlich beseitigt)
- Die Dritte Flaschen sollten Sie gut lagern. In ca. einer Million Jahre ist der Großteil des in Fessenheim angefallenen Atommülls zerfallen. Dann gibt es tatsächlich Grund auf die Fessenheim-Schließung anzustoßen.
Wir bedanken uns bei den französischen Umwelt-Aktiven, ohne die diese Abschaltung nicht möglich gewesen wäre.
Wir freuen uns, werden aber wachsam bleiben...
Nach der Abschaltung des AKW in Fessenheim wird sich die grenzüberschreitenden Umweltbewegung am Oberrhein verstärkt um die Schließung der bedrohlichen AKW in Beznau(CH) und Leibstadt(CH) kümmern und wir müssen uns auch stärker für die zukunftsfähigen Energien vor unserer Haustür einsetzen, die von gut getarnten Lobbygruppen der Kohle- und Atomindustrie massiv bekämpft werden.
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