- 26. April 2023
Josha Frey, MdL: „Auch in Namibia führt nur Versöhnung zu Frieden.“
Am vergangenen Samstag wurde auf „Shark Island“ in Namibia ein Gedenkstein enthüllt, welcher an den brutalen Völkermord an den Nama und Herero von 1904 bis 1908 durch die deutsche Kolonialmacht gedenkt. An diesem Ort starben zwischen 1000 und 3000 Frauen, Männer und Kinder – Überlebende des Aufstandes der Nama und Herero, nachdem sie dort von den deutschen Kolonialherren unter unmenschlichen Bedingungen interniert wurden. Dies ist eine von wenigen Gedenkorten in Namibia, welcher an den Völkermord erinnert. Damit wird deutlich, dass für die Aufarbeitung und Versöhnung der gemeinsamen namibisch-deutschen Geschichte noch ein langer Weg zu gehen ist.
Der regionale Namibia Freundeskreis, eine Initiative aus Maulburg, gemeinsam mit dem Posaunenchor Markgräflerland setzt sich dafür ein, dass dieser Versöhnungsweg gelingt. So pflegen sie seit vielen Jahren einen lebendigen Kontakt mit der Bläserarbeit der Evangelischen Lutherischen Kirche in Namibia, in der sowohl Nama, Herero und Damara aktiv sind. So fanden gegenseitige Besuche in Namibia in den Jahren 2016 und 2018 sowie in Deutschland in 2017 und 2019 statt. Im März 2020 besuchte Deodat Dirkse, Generalsekretär der Nama Häuptlingsvereinigung, die Initiative im Landkreis Lörrach. Aktuell unterstützt zudem die Initiative ideell und finanziell eine 20-jährige Nama, die zurzeit ein Freiwilliges Soziales Jahr in Baden-Württemberg absolviert. Die Hoffnung besteht, dass die junge Trompetenspielerin im nächsten Jahr eine Ausbildung als Erzieherin in einem Kindergarten im Landkreis Lörrach beginnen kann.
Der Grünen Abgeordnete Josha Frey begleitet die Initiative seit einigen Jahren auf ihrem Weg. So wandte er sich mit Blick auf den Gedenktag und die Enthüllung des Gedenksteines auf „Shark Island“ in der vergangenen Woche an den Generalsekretär der Nama Häuptlingsvereinigung in Namibia, welchen er beim Besuch im Frühjahr 2020 persönlich in Lörrach kennenlernen durfte.
Josha Frey, MdL: „Es ist wichtig, dass wir durch einen direkten Austausch und persönlichen Begegnungen die Erinnerung und Versöhnung mit der gemeinsamen Geschichte Namibias und Deutschlands leben. Die Initiative in Maulburg tut dies in beispielhafter Weise.“ „Für eine gelingende Versöhnung braucht es mehr Verständigung zwischen Namibia und Deutschland und eine Auseinandersetzung mit unserer gemeinsamen Geschichte. Zum Beispiel ist es wichtig, auch diesen Abschnitt unserer Geschichte zum Teil unserer Bildung zu machen und die Schulbücher mit Fakten dazu zu ergänzen“, fordert der Grünen Abgeordnete und Sprecher für Europa und Internationales der Grünen Landtagsfraktion.
Weitere Informationen:
Im Jahr 1904 erhoben sich die Völker der Herero und Nama im damals sogenannten Deutsch- Südwestafrika gegen die damaligen Kolonialherren. Die deutschen Kolonialherren schlugen den Aufstand brutal nieder. Die überlebenden Männer, Frauen und Kinder beider Völker wurden in Internierungslager, wie das auf „Shark Island“, gepfercht. Vor zehn Jahren erst wurde die erste Gedenkstätte, welche an dieses Verbrechen erinnert in der namibischen Hauptstadt Windhoek errichtet.
Die Aufarbeitung dieser deutschen, kolonialgeschichtlichen Verantwortung hat lange gedauert. Erst 2002 benannte die damalige deutsche Entwicklungsministerin zum ersten Mal, die Ereignisse als Völkermord. Erst 2015 erkannte die deutsche Regierung offiziell den Völkermord an. Es wurde mit der Wiederauflage einer Versöhnungsinitiative begonnen, bei der die deutsche Bundesregierung 1,1 Milliarden Euro anbot, über 30 Jahre verteilt.
Auch in Baden-Württemberg stellt man sich seiner historischen Verantwortung. So hat das Landesministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Jahr 2019 mit der Rückgabe der Familienbibel und Peitsche des Nama-Anführers Hendrik Witbooi an den Staat Namibia einen Prozess begonnen, welcher mit verschiedenen Partnerprojekten zur Versöhnung beider Länder beitragen soll. Weitere Informationen siehe: https://mwk.baden-wuerttemberg.de/de/kunst-kultur/namibia-initiative.
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