- 01. Oktober 2019
Grüner Konsum: Knapp ein Fünftel aller Lebensmitteleinführungen sind Bio
Vom 5. Bis 9. Oktober öffnet die im zweijährigen Turnus stattfindende Lebensmittelmesse Anuga wieder ihre Pforten. Dieses Jahr wird Mintel-Analystin Katya Witham am 7. Oktober dort einen Vortrag über den europäischen Bio-Konsumenten halten. Hier finden Sie einen kleinen Vorgeschmack auf das, was Sie 7. Oktober auf der Anuga Organic erwartet.
Tatsächlich landet weltweit immer mehr „Grünes“ auf dem Teller: Der Mintel Global New Products Database (GNPD) zufolge ist die globale Gesamtzahl der als „Bio“ ausgezeichneten Lebensmittel- und Getränkeeinführungen zwischen August 2009 und Juli 2019 von 6 Prozent auf 10 Prozent gestiegen.
Vor allem in Europa nimmt der Appetit auf Bioprodukte zu – denn wie weitere Forschungsergebnisse von Mintel zeigen, zeichnet sich auf globaler Ebene Europa als führende Innovationskraft für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus. So ist die Anzahl neuer Lebensmittel- und Getränkeentwicklungen mit Bio-Auslobungen im europäischen Markt innerhalb der letzten zehn Jahre von 9 Prozent auf mittlerweile 17 Prozent geklettert. Europäische Vorreiter in Sachen Bio sind dabei Frankreich (22 Prozent aller europäischen Bio-Lebensmittel- und Getränke-Neueinführungen zwischen August 2018 und Juli 2019), Deutschland (20 Prozent) und Spanien (9 Prozent).
Doch nicht nur in Europa ist eine größere Vielfalt an Bio-Lebensmitteln und -Getränken in den Regalen zu finden – auch in Nordamerika hat die Menge an neu eingeführten Bio-Produkten stark zugenommen. Machten Bio-Lancierungen dort vor zehn Jahren gerade einmal 9 Prozent aus, wuchs dieser Anteil in der Zeitspanne zwischen August 2018 und Juli 2019 auf 15 Prozent. Obgleich Bio-Nahrungsmittel in den Wirtschaftsräumen Asien-Pazifik, Lateinamerika und Arabien-Afrika prozentual leicht Aufwind erfahren haben, waren zwischen August 2018 und Juli 2019 dort jeweils nur etwa 4 Prozent der Lebensmittel und Getränke als „Bio“ ausgelobt. Zehn Jahre zuvor betrug dieser Anteil in Lateinamerika und Asien-Pazifik 3 Prozent, in Arabien-Afrika gerade einmal 2 Prozent.
Katya Witham, Global Food & Drink Analystin bei Mintel, erklärt:
„Zunehmende Verbrauchersorgen um die Umwelt und die eigene Gesundheit haben in Europa die Nachfrage nach Bio-Waren verstärkt. Unsere Forschungsergebnisse demonstrieren, dass der europäische Markt in Sachen Bio-Lebensmittel und -Getränke eine globale Vorreiterrolle einnimmt – wobei innerhalb Europas Frankreich, Deutschland und Spanien die Wegbereiter für neue Bio-Innovationen in der Lebensmittel- und Getränkebranche sind. Wenngleich Bio-Produkte mittlerweile ihren festen Platz in den wichtigsten Distributionskanälen haben und bei den Käufern weiterhin an Bedeutung gewinnen, bietet das Bio-Segment in zahlreichen Kategorien nach wie vor noch weitere Innovationsmöglichkeiten. Dies gilt insbesondere für solche, in denen Bio-Auszeichnungen bisher eine untergeordnete Rolle gespielt haben, wie etwa bei Wein.“
Ethische und „Frei-von“-Auslobungen gewinnen im europäischen Bio-Sektor an Gewicht
Weitere Forschungsresultate von Mintel legen offen, dass der Anteil der Markteinführungen von Bio-Lebensmitteln und -Getränken in Europa mit "Frei-von“-Auszeichnungen in den letzten zehn Jahren zugenommen hat und sich zwischen August 2009 und Juli 2019 von 20 Prozent auf 43 Prozent mehr als verdoppelt hat. Auch ethische Positionierungen haben im gleichen Zeitraum ein ähnliches Wachstum erfahren: Während vor zehn Jahren 23 Prozent aller Bio-Lebensmittel und -Getränke in Europa als „ethisch“ und „ökologisch“ ausgelobt wurden, stieg dieser Anteil während der 12 Monate bis Juli 2019 auf 41 Prozent.
„Bio-Auszeichnungen werden zunehmend Teil einer umfassenderen Gesundheits- und Ethik-Positionierung. Veganismus und pflanzenbasierte Ernährung liegt derzeit klar im Trend, und für Hersteller scheint es daher naheliegend, diese beiden Themen mit Bio zu verbinden. In unseren Untersuchungen haben wir herausgestellt, dass knapp die Hälfte der in den letzten zwölf Monaten eingeführten veganen Lebensmittel- und Getränke als „Bio“ positioniert waren. Durch den Verzicht auf tierische Inhaltsstoffe eröffnet sich für Biomarken die Chance, ihre Nachhaltigkeit auch um eine ethische Komponente zu erweitern“, fügt Witham hinzu.
Millennials und Gen Z zeigen größte Kaufbereitschaft für Bioprodukte
Von Mintel geführte Online-Umfragen in Spanien, Frankreich, Deutschland, Italien und Polen ergaben, dass Millennials (25-34 Jahre) und Verbraucher der Generation Z (16-24 Jahre) die größte Kaufbereitschaft für Bio-Lebensmittel und -Getränke aufweisen. Innerhalb dieser fünf Länder zeigen italienische Millennials die größte Kaufbereitschaft (87 Prozent), gefolgt von ihren deutschen (86 Prozent), spanischen (85%) und französischen (81 Prozent) Altersgenossen. Indessen scheint in Polen die jüngere Gen Z etwas mehr an Bio-Lebensmitteln und -Getränken interessiert zu sein: 83 Prozent dieser Altersgruppe geben an, „Bio“ einzukaufen, im Vergleich zu 80 Prozent der dortigen Millennials.*
Bei den jüngeren Konsumenten landen mehr Bio-Lebensmittel und -Getränke im Einkaufskorb, für deren höhere Preise sie außerdem mehr Akzeptanz als andere Generationen entgegenbringen. Dies gilt insbesondere für die spanische Generation Z: So finden im Vergleich zu 26 Prozent aller befragten Spanier 38 Prozent der dortigen 16-24-Jährigen, dass Biowaren ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten. Junge Deutsche sind hingegen weniger bereit als ihre spanischen Altersgenossen, für diese Produkte einen Zuschlag zu zahlen: In Deutschland akzeptieren 27 Prozent der Generation Z höhere Preise für Bio-Artikel; in der deutschen Gesamtbevölkerung sind es gerade einmal 21 Prozent.**
„Die Generation Z ist in einer Zeit aufgewachsen, in der Gesundheit und Wellness im Vordergrund stehen. Zudem sind für die jüngeren Generationen die sozialen und ökologischen Auswirkungen des Konsums von großer Bedeutung, was das zukünftige Wachstum des Bio-Sektors weiterhin fördern könnte. Da sich immer mehr Menschen dieser Altersgruppen als „Foodies“ verstehen, haben Premium-Convenience-Produkte mit Bio-Auszeichnung noch Marktpotenzial: Diese Produkte richten sich an jene Feinschmecker, die auch unterwegs oder unter Zeitdruck keine Kompromisse eingehen wollen und auf der Suche nach gesunden und schnell verzehrbaren Nahrungsmitteln sind“, wie Katya Witham abschließt.
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