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Der Berg kommt nicht zum Propheten…
Kernkraftwerk ©Gerald Kaufmann
  • 30. Dezember 2021

Der Berg kommt nicht zum Propheten…

Von Dennis Riehle | Konstanz

Kommentar — zur Debatte über eine Rückkehr zum Atomstrom in Deutschland

Dass sich grüne Minister in der Ampel-Regierung besorgt und entrüstet über eine Rückkehr der florierenden Atomkraft in Europa zeigen, ist nicht verwunderlich. Doch auch Umfragen in Deutschland machen klar, dass sich viele Bundesbürger mittlerweile fragen, ob der reflexhafte und panikartige Ausstieg aus der Kernenergie sinnvoll ist.

Denn stellt man einmal Pragmatismus vor Ideologie, wird relativ schnell deutlich, dass der Umstieg auf Stromquellen, die vor allem von der ökologischen Bewegung als „erneuerbar“ angesehen werden, in dem anberaumten Zeitplan nicht funktionieren wird. Wir dürften es nicht schaffen, den Bedarf an Energie durch Sonne, Luft und Wasser zu decken – zumindest nicht in absehbarer Zukunft. Schließlich kommen wir mit der Planung und Umsetzung von Stromtrassen, Windrädern und Photovoltaik nicht hinterher.

Wenngleich die Transformation eine schätzenswerte Vision ist, bleibt sie doch im Theoretischen. Die Wirklichkeit holt die Idealisten ein – auch wenn die meisten von ihnen das noch nicht wahrhaben möchten. Und tatsächlich muss man sich fragen, weshalb fast der gesamte Kontinent auch fortan auf Kernkraftwerke setzen will und die Atomenergie als nachhaltig einschätzt, während man bei uns aus Reformeifer die Tatsächlichkeiten verkennt.

Denn was bringt uns das Abschalten von deutschen Meilern, wenn wir anschließend Strom aus maroden Kraftwerken im osteuropäischen Raum zukaufen müssen – und damit deren Weiterbestand indirekt sichern? Weshalb soll man die heutzutage in der Bundesrepublik sehr sicher geltenden und stets in Stand gehaltenen Anlagen stilllegen und zurückbauen, wenn die Technologie in Wahrheit doch zumindest als Übergangslösung fungieren kann?

Wir sind mit Nachdruck dabei, die Frage nach einer Endlagerung von Atommüll zu klären – und letztlich weist die Kernenergie doch eine CO2-Bilanz auf, die vielen alternativen Quellen in kaum etwas nachsteht. Es ist kein Beinbruch, Fehlentscheidungen zu korrigieren und Meinungen zu ändern. An Überzeugungen aber allein aus Prinzip festzuhalten und sich jeglicher Einsicht und Argumentation zu verweigern, hinterlässt einen faden Beigeschmack: Offenbar wollen vor allem die Grünen mit dem Kopf durch die Wand…


Ressort: Energie und Umwelt

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