- 06. Oktober 2023
Auch Jagdhunde brauchen ihren Schwanz
VIER PFOTEN protestiert während FDP-Wahlkampfveranstaltung in Frankfurt am Main
Forderung: Christian Lindner muss seine Blockadehaltung zum Aussetzen der Sonderreglung für das Kupieren von Jagdhunden aufzugeben
Hamburg/Frankfurt am Main, 06. Oktober 2023 – Finanzminister Christian Lindner droht die Novellierung des Tierschutzgesetzes zu blockieren, wenn die Ausnahmeregelung für das Kupieren von Jagdhunden gestrichen werden sollte. Außer aus medizinisch notwendigen Gründen, ist das sogenannte Kupieren bei Hunden in Deutschland verboten. Jagdhunde sind jedoch durch eine Ausnahmeregelung von diesem Verbot ausgenommen. Darum hat VIER PFOTEN gestern Nachmittag vor dem Palmgarten in Frankfurt a. M. protestiert, in dem die FDP unter Anwesenheit Christian Lindners ihre Wahlkampfabschlussveranstaltung beging. Die Tierschützer:innen forderten den Bundesfinanzminister zu einem Umdenken auf, da Hunde unter der Jagdtradition des Schwanzkupierens stark leiden.
„Minister Lindner, Finger weg von Jagdhundschwänzen“, stand auf dem Banner, das die Tierschutzaktivisten vor dem Palmgarten in die Kamera halten. Daneben war ein „Jäger“ mit Christian-Lindner-Maske zu sehen, der einem Deutschen Drahthaar, ein Jagdhund als Hartschaumplatten-Aufsteller, die Rute mit einer überdimensionalen Schere abschneidet. Passanten blieben stehen, nahmen Fotos und kamen zum Teil mit den Aktivist:innen ins Gespräch. Mit dieser Aktion will die internationale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN auf den Missstand hinweisen, dass Jagdhunde von dem Kupierverbot, das in Deutschland seit 1997 besteht, ausgenommen sind. Der Bundesfinanzminister, der selbst leidenschaftlicher Jäger ist, möchte, dass die Ausnahmeregel bestehen bleibt und hat gedroht, die Novellierung des Tierschutzgesetzes zu blockieren, sollte die Sonderregelung für Jagdhunde aufgehoben werden.
VIER PFOTEN setzt sich für strengeren Tierschutz ein
Meist aus fragwürdigen ästhetischen Gründen wurde Hunderassen wie zum Beispiel Dobermann, Dogge und Boxer früher die Ruten und sogar die Ohren teilweise kupiert. Das Kupieren der Ohrmuschel ist in Deutschland jedoch seit 1987 und seit 1997 auch eine Amputation der Rute verboten, wenn es nicht als medizinisch notwendig angesehen wird. Ausgenommen von diesem Verbot sind Jagdhunde, für die eine Sonderregelung greift. Die Argumentation: Die Tiere könnten sich bei der Jagd im Unterholz leicht ihre Rute verletzen, und diese würde nur schwierig heilen. Er machte klar, dass er einen Verbot nicht zustimmen würde. Es gibt mittlerweile eine rege Diskussion darüber, ob das Kupieren von Jagdhunden noch zeitgemäß ist. VIER PFOTEN setzt sich für die Aufhebung dieser Ausnahmeregelung ein. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) will diese Ausnahmeregelung bei der anstehenden Novelle des Tierschutzgesetzes streichen. Leider gibt es auch prominente Befürworter des Kupierens. Zuletzt sprach sich Bundesfinanzminister Christian Lindner, der selbst Jäger ist, in einem Interview mit der Online-Ausgabe des Magazins PIRSCH für das Kupieren von Jagdhundeschwänzen aus. Seitdem blockiert er den Gesetzentwurf des BMEL.
Die Tiere leiden unter kupierten Ruten
„Diese Begründung ist absurd“, sagt Femke Hustert, Leiterin der Haupstadtrepräsentanz von VIER PFOTEN Deutschland. „Das ist als würde man Sportlern vorsorglich den Arm amputieren, da sie sich diesen bei Ihren Aktivitäten brechen könnten“, erklärt die Tierschützerin.
Auch wenn man mit dem Amputieren des Hundeschwanzes bei kurzhaarigen Jagdhunderassen eventuelle Verletzungen vorbeugt, leiden die Tiere stark unter den abgetrennten Gliedmaßen. Gefühle wie zum Beispiel Freude oder Angst bringen Hunde unter anderem durch ihren Schwanz zum Ausdruck, denn er ist ein wichtiges Kommunikationsmittel. Ist dieses nicht mehr vorhanden, sind die Tiere stark eingeschränkt, was zu Verhaltensstörungen und im schlimmsten Fall auch zu Auseinandersetzungen mit anderen Hunden führen kann. So konnte aggressives Verhalten bei Hunden mit kupierten Ruten häufiger nachgewiesen werden, als bei unkupierten Hunden. Hinzu kommen noch chronische Gesundheitsschäden wie zum Beispiel Phantomschmerzen.
Unnötiges Hundeleid vermeiden
Beim Kupieren werden Blutgefäße und Nervenstränge zwischen zwei Wirbeln durchtrennt. Dieser Eingriff findet zwar meist unter Narkose statt, die Schmerzen halten jedoch bis mehrere Wochen nach der Operation an. Die internationale Tierschutzstiftung VIER PFOTEN fordert deshalb von der Bundesregierung , dass diese unnötige Praktik gänzlich eingestellt und die Ausnahmeregelung vom Kupierverbot für Jagdhunde aufgehoben wird. Die Streichung der Ausnahme, wie derzeit geplant, muss bestehen bleiben.
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