Zum Hauptinhalt springen
Regionalportal und Internetzeitung für Pressemeldungen!
Mystische Misteln: Wirkung gegen Krebs nicht belegt
Die MistelDie Mistel
  • 09. Dezember 2019

Mystische Misteln: Wirkung gegen Krebs nicht belegt

Von Dr. Sibylle Kohlstädt | Deutsches Krebsforschungszentrum

Schon seit hundert Jahren wird der Mistel Wirksamkeit gegen Krebs zugeschrieben. Laut Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums lässt die aktuelle Studienlage allerdings keine eindeutige Aussage zur Wirksamkeit von Mistelpräparaten zu.

Um die immergrüne Pflanze ohne irdische Wurzeln ranken sich seit jeher Legenden und Mythen. Zum Schutz vor dem Bösen, als Symbol für Fruchtbarkeit oder die ewige Liebe – gerade zur Weihnachtszeit haben die grünen Zweige mit den weißen Früchten Hochsaison. Auch eine heilende Wirkung wird der Mistel nachgesagt: Sogar gegen Krebs sollen Arzneien aus der Mistel helfen. Laut Krebsinformationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums lässt die aktuelle Studienlage aber keine eindeutige Aussage zur Wirksamkeit von Mistelpräparaten zu.

Neu ist der Ansatz nicht: Schon seit hundert Jahren wird der Mistel Wirksamkeit gegen Krebs zugeschrieben. Gegen den Tumor sollen vor allem komplexe Eiweißstoffe, die Lektine, aktiv sein. Fachleute sehen die Anwendung von Mistelpräparaten in der Krebsbehandlung eher kritisch. Ihre Argumente: Bis heute gibt es keinen zweifelsfreien Beweis für die Wirksamkeit gegen Tumorerkrankungen. Außerdem weist die Durchführung der vorliegenden klinischen Studien qualitative Mängel auf –es lässt sich nicht immer nachvollziehen, wie die Ergebnisse im Einzelnen zustande gekommen sind. Zur Bewerbung der Misteltherapie werden manchmal auch Forschungsergebnisse herangezogen, die nicht, wie üblich, in Fachzeitschriften nach einer Überprüfung durch Experten veröffentlicht wurden. Auch zur vermeintlich verbesserten Lebensqualität unter Misteltherapie sind wissenschaftlich fundierte Belege noch Mangelware. Aufgrund der schlechten Datenlage spielt die Mistelbehandlung in den derzeit gültigen Leitlinien zur Krebstherapie keine Rolle. Diese geben Empfehlungen für die jeweils bestmögliche Therapie – auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen.

Nur ergänzend, nicht alternativ

Dr. Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes am Deutschen Krebsforschungszentrum, stellt klar: „Alle, auch anthroposophische Ärzte und die Hersteller von Mistelpräparaten in Deutschland, sind sich einig – die Misteltherapie stellt keine Alternative zu geprüften Standardverfahren, wie zum Beispiel einer Chemotherapie dar. Sie kann allenfalls als eine begleitende und unterstützende Behandlung eingesetzt werden. Wir empfehlen Ratsuchenden, die Misteltherapie nicht ohne Rücksprache mit dem behandelnden Arzt einzusetzen.“ Der Krebsinformationsdienst ist der Ansprechpartner zu allen Fragen zum Thema Krebs. Jeder kann sich täglich von 8 bis 20 Uhr telefonisch unter 0800-420 30 40 an die Ärztinnen und Ärzte wenden oder eine E-Mail an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein. schreiben.

Bei einigen Krebsarten sogar riskant

Mistelpräparate werden gespritzt – in der Regel in oder unter die Haut. Die meisten Menschen vertragen die Behandlung gut. Die wahrscheinlichsten Nebenwirkungen sind Schmerzen und Entzündungen an der Injektionsstelle, Kopfschmerzen und grippeähnliche Beschwerden. Ein Problem stellen Wechselwirkungen mit Krebsmedikamenten und allergische Reaktionen dar. Bei einigen Krebserkrankungen scheint besondere Vorsicht geboten zu sein. Zum Beispiel raten Experten Patienten mit Leukämien, Lymphomen, einem Nierenzellkarzinom oder schwarzem Hautkrebs (malignes Melanom) explizit von der Misteltherapie ab. Es gibt Hinweise aus klinischen Studien, dass sich diese Krebserkrankungen unter einer Misteltherapie verschlechtern könnten. Auch für Patienten mit Hirntumoren und -metastasen ist die Misteltherapie keine Option. Denn es kann dabei zu Flüssigkeitseinlagerung rund um das Tumorgewebe kommen, wodurch bei diesen Patienten das Risiko für ein Hirnödem steigt.


Ressort: Lifestyle & Wohlbefinden

Comments powered by CComment

Weitere Nachrichten


ADAC zieht in Sindelfingen um

März 28, 2025
Auto in Landschaft
Die ADAC Geschäftsstelle & Reisebüro in Sindelfingen schließt am 4. und 5. April aufgrund eines Umzugs innerhalb des Breuningerlands. Ab 7. April ist sie an neuer Stelle im Obergeschoss wieder für…

Klettgau surft nun über Glasfaser

März 14, 2025
Inbetriebnahme des Glasfasernetzes
Die ersten 70 Stiegeler-Kunden sind bereits online Klettgau, 13. März 2025. Große Freude in Klettgau: Das Glasfasernetz ist nun aktiv. Zusammen mit Vertretern der Gemeinde und des Landkreises übergab…

Ersatz ist dringend und problemlos möglich

März 27, 2025
Medikamente
Umweltschädliches Schmerzmittel Dicolfenac Das Schmerzmittel Diclofenac schädigt die Umwelt stark. Trotzdem ist es der weltweite Spitzenreiter im Verkauf. Das muss sich ändern. Diclofenac zu…