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Cholesterin senken ohne Tabletten: Rotschimmelreis als "falscher Hoffnungsträger"
Rotschimmelreis ©Adobe Stock
  • 28. April 2022

Cholesterin senken ohne Tabletten: Rotschimmelreis als "falscher Hoffnungsträger"

Von Jens Henning-Billon | obx-medizindirekt

Regensburg  - Vielen gilt er als das neue Wundermittel im Kampf gegen zu hohe Cholesterinwerte: Rotschimmelreis. Die Werbung verspricht, Nahrungsergänzungsmittel, die diesen mit einem roten Schimmelpilz fermentierten Reis enthalten, senken den Cholesterinspiegel auf natürliche Weise und ohne Nebenwirkungen. Ein gefährlicher Trugschluss, wie die Experten des Verbraucherzentrale Bundesverbands klar machen: "Es gibt keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Am sichersten ist der Verzicht auf ein solches Produkt", sagen die Verbraucherschützer und beziehen sich dabei unter anderem auf eine Stellungnahme des Bundesinstituts für Risikobewertung.

Erhöhte Blutfettwerte sind heute eine Volkskrankheit in Deutschland: Mehr als zwei Drittel leben mit einem zu hohen Cholesterinspiegel. Bei jedem dritten Bundesbürger sind die Werte sogar deutlich zu hoch. Erhöht heißt, dass sich zu viel von dem "schlechten" LDL-Cholesterin im Blut befindet. Das kann zu dramatischen Folgen führen: In Blutgefäßen können sich Ablagerungen bilden. Diese behindern den Blutfluss und können ihn sogar vollständig zum Erliegen bringen.

Die Verkalkung der Arterien erhöht so das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle - in der westlichen Welt immer noch Todesursache Nummer 1. Rund fünf Millionen Deutsche nehmen auch deshalb so genannte Statine ein. Diese Medikamente drücken den Cholesterinspiegel. Die Statine enthalten Enzyme, die die Produktion von Cholesterin hemmen. Allerdings haben diese Arzneien zahlreiche Nebenwirkungen: von Muskelschmerzen über Muskelschwäche, einem erhöhten Diabetesrisiko bis hin zur Gefahr von Leberschädigungen, Magen-Darm-Beschwerden oder auch Erkrankungen der Augen.

Jeder zweite Deutsche setzt auf natürliche Nahrungsergänzung

Auch deshalb suchen immer mehr Menschen nach natürlichen Alternativen auch im Kampf gegen das Cholesterin. Eine Forsa-Umfrage im Auftrag der Verbraucherzentralen kam im Dezember 2021 zu dem Schluss, dass fast jeder zweite Befragte innerhalb der vergangenen sechs Monate ein oder mehrere Nahrungsergänzungsmittel gekauft hatte. Fünf Jahre zuvor, 2016, lag dieser Wert noch bei gut einem Drittel. Rotschimmelreis-Produkte schwimmen seit neuestem auf dieser Welle mit, wenn es um die Hoffnung geht, etwas gegen zu hohe Blutfettwerte zu tun. "Nahrungsergänzungsmittel mit Rotschimmelreis sollen den Cholesterinspiegel durch das enthaltene Monacolin K auf ‚natürliche‘ Weise senken und dabei frei von Nebenwirkungen sein", fasst die Verbraucherzentrale zusammen.

Rotschimmelreis: Identische Nebenwirkungen wie Statine

Das in Rotschimmelreis enthaltene Monacolin K ist demnach identisch mit dem verschreibungspflichtigen Arzneistoff Lovastatin. Oder anders formuliert: Es handelt sich dabei pharmakologisch um dieselbe Substanz. "Sowohl Lovastatin als auch Monacolin K können erhebliche Nebenwirkungen auslösen", so die Verbraucherzentrale, und weiter: "Nahrungsergänzungsmittel mit rotem Reis können die gleichen Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen entfalten wie Arzneimittel mit Lovastatin." Das seien Muskelschmerzen und -krämpfe, Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Schwäche, Hautausschläge sowie Störungen der Nieren- und Leberfunktion.

Auch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte warnte bereits vor den zahlreichen unerwünschten Wirkungen wie "Schädigungen der Skelettmuskulatur und der Leber". Wechselwirkungen mit einer Vielzahl von Medikamenten wie Blutverdünnern sind demnach ebenfalls möglich und auch eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels ist denkbar.

"Sichere Dosierung ist nicht möglich"

Das Fazit der Verbraucherschützer ist eindeutig: "Eine sichere Dosierung der Produkte ist nicht möglich." Fraglich sei zudem, ob durch Einnahme von niedrigeren Mengen an Monacolin K im Vergleich zur Dosierung eines Statins noch eine wirksame Cholesterinsenkung stattfindet. Weiter kritisieren die Verbraucherschützer unter anderem, dass Rotschimmelreis-Produkte "weitere potenziell gefährliche Substanzen wie das nierenschädigende Mykotoxin Citrinin enthalten" könnten. Dieses gilt unter anderem als krebserregend.

Mit Apfelpektin Cholesterinwerte dauerhaft um ein Viertel senken

Lässt sich auf natürliche Weise überhaupt etwas tun gegen zu hohe Blutfettwerte? Bei der Antwort auf diese Frage rückt der Apfel zunehmend in den Fokus des Interesses. Verschiedene Studien haben den Nachweis erbracht, dass sich erhöhte Cholesterinwerte tatsächlich auf natürliche Weise reduzieren lassen. Als Schlüssel gelten dabei Pektine, wie sie unter anderem in hoher Konzentration in Schalen und im Gehäuse von Äpfeln vorkommen. Durch Apfelpektin lassen sich Cholesterinwerte dauerhaft um etwa ein Viertel senken. Nachgewiesen haben diesen positiven Effekt unter anderem Wissenschaftler der Florida State University.

Pektine sind unverdauliche Fasern und Gerüststoffe von Pflanzen. Sie dienen im menschlichen Organismus als Ballaststoffe. Im Darm binden Pektine Gallensäure, die dann über den Stuhl ausgeschieden wird. Um neue Gallensäure zu bilden -notwendig für die Verdauung von Fetten - benötigt der Organismus Cholesterin. Bei diesem Prozess wird vorhandenes Cholesterin "verbraucht" - und der Blutfettspiegel sinkt. Hinzu kommt ein weiterer Effekt: Wenn Bakterien im Darm das Pektin abbauen, entstehen so genannte kurzkettige Fettsäuren. Diese wiederum können die Neubildung von Cholesterin in der Leber hemmen.

Wirkung ab sechs Gramm Apfelpektin pro Tag

Die cholesterinsenkende Wirkung des Pektins ist ab einer täglichen Aufnahme von sechs Gramm nachgewiesen. In Deutschland ist pharmazeutischen Standards entsprechendes Apfelpektin unter dem Handelsnamen "ApfelCholest" erhältlich. Das Präparat, hergestellt in der Bundesrepublik, enthält in der empfohlenen Tagesdosis von fünf Komprimaten sechs Gramm Apfelpektin und somit den Pektin-Gehalt von zehn Äpfeln.


Ressort: Lifestyle & Wohlbefinden

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