- 16. Februar 2023
Millionenförderung für Regensburger Gehirnforscher
Regensburg — Das menschliche Gehirn weist eine erstaunliche Fähigkeit auf: Es kann sich verändern und dadurch an neue Herausforderungen anpassen. Diese Fähigkeit zur dynamischen Veränderung bezeichnet man als neuronale Plastizität. Neuronale Plastizität ist die Voraussetzung dafür, neue Fähigkeiten zu erlernen. Wissenschaftler versuchen, mehr darüber herauszufinden. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert ein Projekt an der Universität Regensburg jetzt bis zum Jahr 2027 mit mehr als einer Million Euro.
Konkret unterstützt wird die Arbeit von Dr. Sebastian Frank. Er forscht am Institut für Psychologie der Universität Regensburg. Die Forschergruppe will besser verstehen, wie neuronale Plastizität im menschlichen Gehirn funktioniert und wie sie sich über die Lebensspanne verändert. Hierfür soll neuronale Plastizität in verschiedenen Altersgruppen (Kinder, junge Erwachsene und ältere Erwachsene) untersucht werden. Eine weitere Fragestellung der Gruppe wird sein, ob ältere Erwachsene bei einer beginnenden Demenz noch über neuronale Plastizität verfügen und wie sich diese von gesunden Erwachsenen unterscheidet. "Ich freue mich über die Förderung", sagte Dr. Frank. Er könne so seine Forschung mit einer eigenen Nachwuchsgruppe nach langer Zeit in den USA und in Deutschland fortführen.
Die Regensburger Wissenschaftler wollen neuronale Plastizität anhand visuellen Wahrnehmungslernens als Beispielmodell untersuchen. Die bisherige Forschung konnte zeigen, dass gezieltes visuelles Training an einem visuellen Merkmal - zum Beispiel eine visuelle Orientierung oder eine visuelle Bewegungsrichtung - zu visuellem Wahrnehmungslernen führt und Plastizitätsprozesse in visuellen Arealen des Gehirns anregt. Diese neuronalen Prozesse sollen mit der nicht-invasiven Methode der Magnetresonanztomographie untersucht werden. So wollen die Forscher die Gehirnaktivierung während des visuellen Lernens messen. Unter anderem wollen die ostbayerischen Wissenschaftler auch ergründen, ob Kinder, wie oft vermutet, tatsächlich effizienter lernen als Erwachsene.
Dr. Sebastian Frank studierte von 2006 bis 2012 Psychologie an der Universität Regensburg. Danach promovierte er von 2012 bis 2017 in Cognitive Neuroscience am Dartmouth College in den USA. Nach seiner Promotion arbeitete er von 2017 bis 2021 als Postdoktorand an der Brown University ebenfalls in den USA. Sein Forschungsinteresse gilt den Mechanismen der neuronalen Plastizität im Menschen sowie deren Veränderung über die Lebensspanne.
Comments powered by CComment