
- 13. April 2022
Datenbank für Glücksspieler: Suchtprävention vs. Datenschutz
Seit Sommer 2021 ist das Glücksspiel in Deutschland grundlegend anders geregelt. Online-Casinos und Sportwettenanbieter können sich offiziell lizenzieren lassen und werden so einer absolut legalen Konkurrenz für die staatlichen Lotterien. Im Zuge der Prävention vor Spielsucht wurde mit dem neuen Glücksspielvertrag der Grundstein für eine Spielerdatenbank in Deutschland gelegt. Deren Umsetzung dürfte in puncto Datenschutz jedoch einige Fragen mit sich bringen.
Sinn und Zweck der Spielerdatenbank
Glücksspiel ist als gesellschaftliches Thema verbreiteter denn je. Die Anmeldung bei einer App für Sportwetten oder das Spielen von Online-Games zwischendurch ist gerade bei der jungen Generation beliebt. Während neue Regelungen bei staatlichen Lotterien selten sind, hat der private Spielsektor durch den neuen Glücksspielvertrag einige Neuerungen erfahren.
Bei aller offiziellen Lizenzierung alternativer Anbieter ist die Einrichtung einer Spielerdatenbank vielleicht die größte Revolution. In diesem zentralen Register werden sämtliche Personen mit Namen, Geburtsdatum, Adresse und mehr gelistet, sofern diese bei einem Spielanbieter registriert sind.
Die zentrale Datei macht es möglich, Risiken einer Spielsucht zu erkennen und mit einer Sperrdatei anfällige Spieler vor sich selbst zu schützen. Ohne eine Zentralisierung der Erfassung wäre es für Betroffene einfach möglich, nach Sperre in einem Online-Casino direkt bei einem Konkurrenten weiterzuspielen. Sogar eine Selbstsperre über das Register ist möglich, um aktiv gegen die eigene Spielsucht vorzugehen.
Große Herausforderungen im Bereich Datenschutz
So sinnvoll die Einrichtung der zentralen Datei ist, dürfte der neue Glücksspielvertrag im Konflikt mit dem Datenschutz stehen. Dies äußerten viele Kritiker des Vertrags früh, die in der zentralen Datenbank den nächsten Schritt zu einer Totalüberwachung sehen. Während nur ein geringer Anteil an Spielern eine Suchtgefahr aufweist, findet durch die zentrale Datei eine pauschale Datenerfassung sämtlicher Kunden von Online-Casinos und vergleichbaren Plattformen statt.
Viele Kritiker sprechen sich nicht grundsätzlich gegen eine zentrale Datenbank aus, die einen sinnvollen Beitrag zur Suchtprävention leisten könnte. Vielmehr fehlt die Verhältnismäßigkeit, sämtliche Spieler mit umfassenden Anmeldedaten zu erfassen. Hierzu gehören beispielsweise auch die Einsätze, die über die Datei erfasst werden. Alleine die zentrale Erfassung ermöglicht eine Begrenzung der Einsätze nach oben, selbst wenn diese über mehrere Plattformen und Anbieter verteilt werden.
Was ist für die Zukunft zu erwarten?
In den Augen mancher Datenschützer ist der Glücksspielvertrag definitiv bedenklich. Ob es zu einer Nachbesserung kommt, bleibt abzuwarten und dürfte sich nach einer eventuellen juristischen Auseinandersetzung noch ziehen. Bis zu diesem Zeitpunkt wird die Datenbank bereits mit einer Vielzahl an Spielerdaten gefüllt worden sein.
Zwar willigen sämtliche Spieler in Online-Casinos & Co. freiwillig in diesen Schritt ein. Eine echte Alternative gibt es jedoch nicht, sofern man weiterhin mit Freude das Spielangebot von yWettanbietern oder Casinos im Internet nutzen möchte. Wie in anderen Lebensbereichen muss sich jeder Bürger fragen: Wie wichtig ist mir die Anonymität im Netz? Oder: Für wie problemlos wird die Erfassung der Spieldaten empfunden, um auf Sport aus der Region und weltweit zu wetten oder am virtuellen Roulettetisch zu setzen?
Thema Spielsucht gesellschaftlich ernstnehmen
Allen Diskussionen um den Datenschutz zum Trotz, ist das Thema Spielsucht gesellschaftlich relevant. Die Schutzfunktion seitens der Anbieter und des Staates ist grundsätzlich zu begrüßen, um Menschen vor dem finanziellen Ruin zu bewahren. Und auch für die richtige Behandlung von Spielsucht gibt es längst gute und spezialisierte therapeutische Angebote.
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