- 27. März 2022
Innovation statt Restriktion!
Kommentar zu den neuesten Streiks der „Fridays for Future“-Bewegung
Ja, ich begrüße grundsätzlich auch weiterhin das Engagement vieler junger Menschen, sich weltweit für eine ökologische Wende einzusetzen. Gleichwohl irritiert mich die Instrumentalisierung des Krieges durch „Fridays for Future“ für die eigenen Anliegen: Natürlich müssen wir langfristig von den fossilen Energieträgern losgelöst werden. Wer allerdings den sofortigen Stopp von russischen Öl- und Gaslieferungen unter dem Deckmantel der Ukraine-Krise fordert, nutzt eine abscheuliche Invasion mit all ihren Folgen für lobbyistische Zwecke.
Es fehlt der Umweltbewegung weiterhin an jeglicher Form des Pragmatismus. Natürlich sind die Ideale einer schnellstmöglichen Klimaneutralität berechtigt und gleichermaßen nachvollziehbar. Allerdings mangelt es Thunberg, Neubauer und anderen Vertretern insofern an Glaubwürdigkeit, als dass sie auch weiterhin nicht in der Lage erscheinen, realistische Szenarien des Umstiegs zu zeichnen. Dazu gehört unter anderem die Berücksichtigung der Sozialverträglichkeit einer Abwendung von Kohle und Atomstrom. Daneben aber auch praxisnahe Alternativen.
Ob Elektroautos, Fernwärme oder Photovoltaikanlagen: Sie sind längst nicht überall einsetzbar und für jeden alltagstauglich. Wir brauchen mehr Anstrengungen in Wissenschaft und Forschung, um schnellstmöglich Speicherfähigkeit und Infrastrukturen ausbauen zu können. Der überhastete Rückzug aus bisherigen Energieträgern allein birgt nicht nur die Gefahr von Wohlstandsverlust, sondern auch zunehmender gesellschaftlicher Verwerfungen. Dass sich gerade die Vorreiter der Klimabewegung mit ihren satten Vermögen um diese Aspekte nur wenig Gedanken machen, ist letztlich bezeichnend.
Der Erderwärmung muss mit mehr Nachdruck, aber gleichsam nicht nur mit der Vision von bloßem Verzicht begegnet werden. Mit Kasteiung allein gewinnen wir keine Herzen und Verstand. Stattdessen darf es nicht nur um die Frage gehen, wie wir unabhängig werden, sondern ob es uns gelingen kann, einen veränderten Lebensstil schmackhaft zu machen, der sowohl von einem nachhaltigen und umsichtigen, keinesfalls aber nur von einem enthaltsamen Ansporn getrieben wird.
Wir sind Gewohnheitstiere und tun uns entsprechend schwer mit Veränderung. Doch Trägheit allein lässt sich mit dem immer weiter steigenden Ausstoß von Treibhausgasen nicht vereinbaren. Deshalb sind Anreize nötig, die Sicherheit und qualitative hohe Existenzstandards bewahren, aber auch den Anforderungen an ein verantwortungsvolles Miteinander des 21. Jahrhunderts gerecht werden. Wir müssen nicht alles Liebgewonnene über Bord werfen, sondern uns neu erfinden.
Die nächste Generation wird ihr Dasein nicht daran messen, wie viel Abstinenz wir gelebt haben, sondern ob wir innovative Vorreiter für die Zukunft waren.
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