- 22. März 2018
Dinosaurier Museum Altmühltal zeigt den wahren Dracula
Paläontologen präsentieren im Rahmen der Eröffnung der Flugsaurier-Sonderausstellung „Die Herrscher der Lüfte“ ein Fossil, das die Forschung vor neue Herausforderungen stellt: Der Pterosaurier unterscheidet sich im Körperbau von anderen bisher bekannten Arten. Seine gut erhaltenen Überreste zeigen: Es handelt sich um den größten und robustesten je gefundenen Flugsaurier. Die Wissenschaftler sprechen von einer bedeutenden Entdeckung.
Denkendorf - Mit der Flugsaurier-Sonderausstellung „Die Herrscher der Lüfte“ eröffnet das Dinosaurier Museum Altmühltal die neue Museumshalle und präsentiert neben 24 bedeutenden Exponaten aus dem Altmühl-Jura einen Sensationsfund aus Transsilvanien: Der Pterosaurier mit dem an seine Herkunft Transsilvanien angelehnten Spitznamen „Dracula“ unterscheidet sich im Körperbau von anderen bisher bekannten Arten.
Aufgrund seiner hervorragend erhaltenen Überreste aus der spätesten Kreidezeit ziehen die Forscher den Schluss, dass es sich um den gewaltigsten Flugsaurier handelt, der je als Fossil ausgegraben wurde. „Allein der Handwurzelknochen war größer als der eines Mammuts und sein Hals hatte den Umfang eines ausgewachsenen Mannes“, beschreibt der Paläontologe Mátyás Vremir, Mitglied der Transsilvanischen Museumsgesellschaft, seinen Fund. Er entdeckte 2009 den ersten Knochen an einem Steilhang nahe der rumänischen Ortschaft Sebeș und wusste zunächst nicht, welchem Tier er diesen zuordnen sollte. Frühere Funde von Wirbeltierknochen hatten diese Stelle für Vremir interessant gemacht. Die systematische Suche und Ausgrabung unter schwierigen Bedingungen an dem fast 80 Grad steilen Hang erbrachte im Laufe der Jahre Knochenfossilien mehrerer Individuen dieser neuen Gattung.
Der ebenfalls große Hatzegopteryx, ein weiterer rumänischer Riesenflugsaurier, beruht auf sehr wenigen Fragmenten, jedoch ließ ein Oberarmknochen von beiden Funden einen direkten Vergleich zu: Unterschiede in Form und Größe beweisen, dass es sich um verschiedene Gattungen handelt.
Gewichtsschätzungen von einer halben Tonne werden unter den Wissenschaftlern als realistisches Minimum für „Dracula“ diskutiert. Da man bisher keine flugunfähigen Flugsaurier kennt, geht man auch bei „Dracula“ von Flugfähigkeit aus. Die Flügelspannweite muss mindestens 12 Meter betragen haben.
„Die Spannweite dieses Flugsauriers kann bis zu 20 Meter betragen haben und aufrechtstehend war er wohl so groß wie eine Giraffe“, so Mark Norell, Leiter und Kurator der Paläontologischen Abteilung am American Museum of Natural History in New York, der an den Ausgrabungen in Rumänien beteiligt war.
Dank dem Ausgräber und Geologen Raimund Albersdörfer, der als Gesellschafter des Dinosaurier Museums Altmühltal die Arbeit über viele Jahre mitfinanzierte, fand dieser Fund einer neuen Riesenflugsauriergattung den Weg nach Denkendorf in die kürzlich fertig gestellte Ausstellungshalle des Museums. Da der wissenschaftliche Name noch nicht bekannt ist, gaben die Forscher der neuen Gattung den Spitznamen „Dracula“. „In der Region um den Fundort, die in der Kreidezeit wohl eine subtropische Insellandschaft war, wurden keine größeren Raubtiere gefunden. Wir gehen davon aus, dass er an der Spitze der Nahrungskette stand“, erklärt Albersdörfer. Ganz so wie der T. rex, der zur selben Zeit einen anderen Kontinent beherrschte, war „Dracula“ Zeuge und Opfer des Massenaussterbens der Saurier.
Michael Völker, Gründer des Dinosaurier Museums Altmühltal, beschreibt die Bedeutung der Ausstellung: „Mit dieser Sensation unterstreicht das Dinosaurier Museum Altmühltal seinen Anspruch, einer der weltweit bedeutendsten Ausstellungsorte für die Urzeit zu sein. Dazu tragen natürlich auch die 24 weiteren Exponate aus dem Altmühltal, die ‚Juwelen Bayerns‘, bei.“ Die Flugsaurier-Fossilien aus dem Altmühl-Jura zählen zu den besterhaltenen bekannten ihrer Art und stammen aus den Sammlungen renommierter Museen sowie privater Leihgeber. Die Region um das Altmühltal ist eines der drei wichtigsten Flugsaurier-Fundgebiete der Welt. Die Ausstellung „Die Herrscher der Lüfte“ vom 23. März bis zum 4. November 2018 spannt den Bogen vom ersten wissenschaftlich erfassten Flugsaurier überhaupt, der 1784 von Cosimo Alessandro Collini dokumentiert wurde und eine Leihgabe der Bayerischen Staatssammlung für Paläontologie und Geologie ist, bis hin zum neu entdeckten Azhdarchiden „Dracula“.
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