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  • 14. Juni 2016

Ernährungspolitik nachhaltiger gestalten

Von Kira Hollmann | Noir sur Blanc

Gemeinsame Agrarpolitik der EU muss laut einem neuen Bericht zur "Gemeinsamen Nachhaltigen Ernährungspolitik" werden

Ein neuer Bericht der Food Research Collaboration besagt, dass die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union sich zu einer "Gemeinsamen Nachhaltigen Ernährungspolitik" entwickeln muss, um im 21. Jahrhundert relevant zu bleiben.

Das Informationspapier mit dem Titel "Does the CAP still fit?" (Ist die GAP noch zeitgemäß?) spricht sich dafür aus, dass Entscheidungsträger neben Agrarproblemstellungen auch auf die unterschiedlichen aktuellen Ernährungsthemen eingehen und diese in die Politik einbeziehen müssen. Dazu gehören Themen wie die Kohlendioxid-Reduzierung, ein schonender Wasserverbrauch, die Verringerung der Lebensmittelverschwendung, öffentliche Gesundheit und Kundenzufriedenheit.

Die Autoren  – Professor Alison Bailey, Professor Tim Lang und Dr. Victoria Schoen – erklären, dass dieser bereichsübergreifende Ansatz für Großbritannien und Europa dringend erforderlich ist, unabhängig davon, wie das Referendum Großbritanniens zur EU-Mitgliedschaft ausgeht.

Neben der Vorstellung von Möglichkeiten einer künftigen Ausrichtung der GAP untersucht die Studie deren Geschichte, Zweck, Auswirkung, Finanzierungsaspekte und im Laufe der Zeit stattgefundenen Veränderungen.

Die Autoren vertreten die Meinung, dass die GAP keineswegs festgefahren ist, sondern dass sie seit ihrem Inkrafttreten 1962, als ihr die Hauptaufgabe zukam, die Ernährungsunsicherheit der Nachkriegszeit zu beseitigen,  immer wieder reformiert wurde. Sie bemerken jedoch, dass der Ernährungssektor heute ganz anders funktioniert, wobei die Lebensmittelbranche mittlerweile ein viel wichtigerer Arbeitgeber ist als die Landwirtschaft selbst.

"Does the CAP still fit?" ist der Titel der dritten Studie zur vielschichtigen Verbindung zwischen dem Lebensmittelsektor Großbritanniens und der EU von der Food Research Collaboration (FRC), einer Initiative des Centre for Food Policy der City University London, finanziert durch die Esmée Fairbairn Foundation.

Nachfolgend die wichtigsten Erkenntnisse dieses Berichts:

  • Seit ihrem Inkrafttreten im Jahr 1962 hat die GAP bereits mindestens sieben Reformen durchlaufen.
  • Die Generaldirektion für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung in Brüssel beschäftigt lediglich 1.000 Mitarbeiter, macht jedoch ein Drittel des gesamten EU-Budgets aus.  Die Defra in Großbritannien hingegen beschäftigt allein 2.000 Mitarbeiter für England.
  • Die GAP verschlingt weitaus weniger als 70% des EU Budgets, wie dies noch in den 1980er Jahren der Fall war, sondern etwas unter 40%, Tendenz fallend.
  • In Großbritannien erhalten die Landwirte lediglich 10 Mrd. GBP der 198 Mrd. GPB, die die Briten jährlich für Lebensmittel ausgeben.  Viele Landwirte benötigen die Subventionen, um ihre landwirtschaftlichen Betriebe aufrecht erhalten zu können.
  • Es werden vier grundsätzliche Optionen für eine neue Ausrichtung der GAP und nächste Reformphase betrachtet, in der die neue GAP: (a) signifikant geschwächt wird ; (b) sich pragmatisch weiterentwickelt; (c) sich als Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums versteht; oder (d) zu einer “Gemeinsamen (Nachhaltigen)Ernährungspolitik” wird.

Die GAP hat sich verändert, Subventionen gekürzt und setzt sie sich heute besonders für die Finanzierung des ökologischen Fortschritts ein - der Bericht liefert eine Zusammenfassung dieser Reformen und welche Zwecke sie verfolgen.  Die Autoren stellen fest, dass nicht alle Reformen erfolgreich verlaufen sind und dass die GAP noch "viele Probleme" hat und "radikale" Veränderungen nötig sind.

Die Studie konstatiert auch, dass es zwar offensichtlich ist, dass sich der internationale Ernährungssektor weiterentwickelt, aber dass die Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf die öffentliche Gesundheit nicht ernst genug genommen werden.  Die Autoren erklären, dass "Politiker und Entscheidungsträger nicht zu erkennen scheinen wie wichtig diese Veränderungen sind."

Professor Tim Lang, vom Centre for Food Policy der City University London und Senior Advisor beim FRC, meinte:

“Über die GAP hat man sich immer gern lustig gemacht und Geschichten erzählt, sie musste immer als Beispiel für die Ineffizienz von Europa herhalten. Dabei hat sie in den vergangen 60 Jahren immer wieder Reformen durchlaufen.  Wir kritisieren hauptsächlich, dass sie heute zu stark auf die Landwirtschaft ausgerichtet ist und besser stärker auch auf die öffentliche Gesundheit, Ökosysteme und eine gute Ernährung der Menschen ausgerichtet werden sollte.  Unabhängig davon, ob Großbritannien nun in der EU bleibt oder nicht, diese Ziele müssen verfolgt werden.

"Die GAP muss zu einer Gemeinsamen Nachhaltigen Ernährungspolitik werden,  wenn man sich wissenschaftliche Untersuchungen ansieht. Das Problem ist, dass die Entscheidungsträger entweder zu zögerlich reagieren oder geblendet von dem Irrglauben sind, dass man mit moderner Technik schon alle künftigen Ernährungsprobleme lösen wird.  Das wird jedoch nicht der Fall sein.  Auch die Lebensmittelkultur muss sich ändern."

Dr. Victoria Schoen, Forschungsstipendiatin für den FRC, sagte:

"Die GAP hat es ohne Zweifel geschafft, die Ernährungsunsicherheit der Nachkriegszeit zu beenden und versucht, mit dem zeitlichen Wandel Schritt zu halten -  heute ist jedoch die Anpassung ihrer Ziele an neue Realitäten der Bereiche Landwirtschaft, Ernährung und  ländliche Entwicklung erforderlich, um in Zukunft ein gesundes, nachhaltiges Ernährungssystem garantieren zu können."

Professor Alison Bailey, von der Lincoln University in Neuseeland (zuvor an der University of Reading tätig), meinte:

"Bei der GAP kommt es jetzt darauf an, sich wieder darauf zu konzentrieren, wofür sie ursprünglich eigentlich ins Leben gerufen wurde, nämlich um die Menschen zu ernähren, und dies auf eine verantwortungsvolle Weise, indem man darauf achtet wie Lebensmittel produziert werden, dass die Landwirte die erforderliche Unterstützung erhalten, die Verbraucher mit hochwertigen Lebensmitteln versorgt werden, und dabei Umwelt- und Tierschutznormen eingehalten werden."


Ressort: Energie und Umwelt

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