- 02. Juni 2022
Illegaler Welpenhandel in Hagen vor Gericht
Hamburg/Hagen – Am morgigen Freitag startet vor dem Landgericht in Hagen der Prozess gegen Roman G., der als Mittäter im bisher größten aufgedeckten Fall illegalen Welpenhandels in Deutschland angeklagt ist: dem sogenannten Kreuztal-Fall. Dem ursprünglich aus Hagen stammenden Angeklagten wird gewerbsmäßiger Betrug in zwei Fällen und Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug in fünf Fällen vorgeworfen. Er soll über Monate hinweg Welpen illegal aus Polen nach Deutschland gebracht haben, die dann gewinnbringend maßgeblich über Ebay Kleinanzeigen online zum Kauf angeboten wurden. Mindestens fünf der Welpen starben.
VIER PFOTEN begleitet den Kreuztal-Fall seit Jahren und fordert vom Gericht hohe Strafen für alle Beteiligten. Die globale Stiftung für Tierschutz war 2016 bei der Razzia in Kreuztal dabei. Ihr liegen Beweise vor, dass die Gruppe um Karl-Michael von F. über Jahrzehnte mit Welpen aus Osteuropa gehandelt hat. Das erste Urteil am 08. April 2022 gegen eine Mittäterin fiel mit einer geringen Geldstrafe derart lasch aus, dass sich die globale Tierschutzorganisation mit einem Schreiben ans Gericht gewandt hatte und beim nächsten Termin mit einer medienwirksamen Aktion vor Ort war. Der eigentliche Prozessbeginn rund um den Hauptangeklagten Karl-Michael von F. steht noch aus und wird frühestens nach den Sommerferien erwartet.
„Illegaler Welpenhandel ist kein Kavaliersdelikt! Das Landgericht Hagen hat nun die Chance, dies anhand eines starken Urteils zu verdeutlichen. Wir sprechen hier schließlich vom größten Fall illegalen Welpenhandels in Deutschland – das darf nicht einfach mit einer Geldstrafe vom Tisch gefegt werden. Zudem brauchen wir endlich wirksame Gesetze, die dieses Tierleid zukünftig verhindern. Hier ist das Bundesministerium von Cem Özdemir in der Bringschuld: Damit solche Fälle illegalen Welpenhandels endlich der Vergangenheit angehören, muss eine Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht der Hunde, eine Identitätsprüfung der Tiere mittels Mikrochipnummer sowie eine verpflichtende Verifizierung der Anbietenden eingeführt werden“, sagt Daniela Schneider, Kampagnenverantwortliche für Heimtiere bei VIER PFOTEN.
Hintergrundinformationen
Bei einer großen Razzia im Jahr 2016 wurden auf dem Gelände des Hauptangeklagten in diesem Fall, Karl-Michael von F., in Kreuztal 101 Hunde in katastrophalem Zustand vorgefunden und von den Behörden beschlagnahmt. Auch tote Hunde wurden dabei auf dem Grundstück entdeckt. Der Verkauf der Tiere fand maßgeblich über die Online-Plattformen Ebay Kleinanzeigen statt. Auch eine Tierärztin war in den kriminellen Handel verstrickt. Diese stellte nicht nur die Blanko-Impfpässe aus, sondern war auch als Mitinhaberin der sogenannten „Zucht“ verantwortlich. Außerdem wurden zum Schein verschiedene Vereine gegründet, um so gefälschte Ahnentafeln ausstellen zu können. Viele der Hunde waren krank oder sind gestorben. Meldungen und Beschwerden von VIER PFOTEN und Betroffenen wurden jahrelang seitens der Behörden und seitens Ebay Kleinanzeigen offenbar ignoriert.
Rund sechs Jahre später wurde am 08. April 2022 das erste Urteil im „Schnellverfahren“ gefällt. Verhandelt wurde die Schuld der Händlerin Gabriele B., die in den Handel verstrickt war. Sie kaufte die oftmals schon kranken und zu jungen Welpen von zwei der Angeklagten und verkaufte die Tiere unter falschen Angaben mit immensem Gewinn an ahnungslose Betroffene weiter. Die Strafe für ihr skrupelloses und betrügerisches Handeln: eine Geldstrafe von gerade einmal 1.300 Euro. Das Urteil ist ein Schlag ins Gesicht für den Tierschutz, die Betroffenen und das unermessliche Leid der Hunde.
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