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Nach 20 Jahren Qualen: VIER PFOTEN rettet ehemalige Gallebärin in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam
So lebte Bärin Na jahrelang, bevor sie von VIER PFOTEN gerettet wurde ©VIER PFOTEN I Hoang Le
  • 23. Oktober 2023

Nach 20 Jahren Qualen: VIER PFOTEN rettet ehemalige Gallebärin in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam

Von Magdalena Scherk-Trettin | VIER PFOTEN

Schwer kranke Bärin wurde jahrelang Galle abgezapft

VIER PFOTEN fordert Ende dieser Praxis und Schließung vietnamesischer Bärenfarmen

Hamburg/Hoh-Chi-Minh-Stadt, Vietnam, 23. Oktober 2023 – Die globale Tierschutzorganisation VIER PFOTEN hat am 17. Oktober eine Kragenbärin aus privater Haltung in Ho-Chi-Minh-Stadt in Vietnam gerettet. Nach einer zweitägigen Reise ist die Bärin mit Namen Na sicher in ihrem neuen Zuhause, dem von VIER PFOTEN geführten BÄRENWALD Ninh Binh, angekommen. Na wurde 20 Jahre lang in einem winzigen Käfig in einem Lagerraum eines Privathauses gehalten. Bevor ihr letzter Gefährte vor einigen Monaten starb, lebte sie dort mit fünf anderen Bären. Na hatte keinen Zugang zu Trinkwasser und kaum Tageslicht. Neben anderen gesundheitlichen Problemen muss ihr linkes Auge aufgrund eines vermuteten Glaukoms möglicherweise entfernt werden. Nas Geschichte zeigt, dass Kragenbären in Vietnam immer noch auf Farmen leiden. Hilfe kommt oft zu spät, da viele Bären allein und in stillem Schmerz sterben. VIER PFOTEN fordert die Behörden aller Provinzen auf, endlich alle Bärenfarmen zu schließen und das Leiden der Gallebären ein für alle Mal zu beenden.

Vor der Rettung untersuchte eine VIER PFOTEN Tierärztin Na aufgrund ihres besorgniserregenden Zustands. Der ehemalige Besitzer zeigte sich bei der Übergabe der Bärin kooperativ und befolgte vorab die Anweisungen zur Fütterung mit den notwendigen Medikamenten. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, wurde Na schließlich in ihr neues Zuhause gebracht. Sie hat die 40-stündige Reise gut überstanden. Nun befindet sie sich 30 Tage lang in Quarantäne, um eine mögliche Krankheitsübertragung zwischen ihr und den anderen Bären zu verhindern.

„Na wurde in einem trostlosen Zustand gefunden. Ohne Beschäftigungsmöglichkeiten in ihrem Käfig hatte sie sich offensichtlich mit ihrem traurigen Schicksal abgefunden. Sie leidet an mehreren schweren, für Gallebären typischen Gesundheitsproblemen, wie chronische Arthrose, Zahn-, Leber- und Herzerkrankungen. Wir vermuten auch, dass sie ein schmerzhaftes Glaukom in ihrem linken Auge hat. Sie hat sich das gesamte Fell auf dieser Seite ihres Gesichts abgerieben, wahrscheinlich wegen der unerträglichen Schmerzen. Wir werden so bald wie möglich weitere Untersuchungen und eine anschließende Operation durchführen. Auch die meisten ihrer Zähne müssen entfernt werden, da sie alle gebrochen und entzündet sind. In unserer Obhut erhält Na nun die Pflege und medizinische Behandlung, die sie so dringend braucht", sagt Lesley Halter-Gölkel, Tierärztin im BÄRENWALD Ninh Binh.

Nicht alle geretteten Bären erhalten eine zweite Chance

Anfang September eilte VIER PFOTEN zur Rettung eines weiteren ehemaligen Gallenbären aus privater Haltung in die Provinz Hai Duong. Trotz unermüdlicher Bemühungen und tierärztlicher Betreuung rund um die Uhr im BÄRENWALD Ninh Binh konnte Khanh nicht gerettet werden. Am Ende konnte ihm das Team zumindest Trost und Würde spenden. Khanhs Schicksal steht stellvertretend für unzählige Gallenbären in Vietnam, die bereits gestorben sind oder weiterhin leiden müssen.

„Alle Bären auf Bärenfarmen mussten das qualvolle Abzapfen des Gallensafts über sich ergehen lassen und leben in winzigen Käfigen, die kaum größer sind als die Bären selbst. Den Bären fehlt es an allem. Sie kennen nur dieses Leben voller Qualen. Wenn die Behörden nicht verstärkt Maßnahmen ergreifen, werden die auf Farmen gehaltenen Bären langsam sterben. Die Zeit läuft gegen uns, denn die verbliebenen Bären werden schon viel zu lange vernachlässigt und misshandelt. Wir wollen so viele Bären wie möglich retten, aber wir sind darauf angewiesen, dass die Behörden endlich alle übrigen Bärenfarmen schließen", sagt Magdalena Scherk-Trettin, Projektkoordinatorin für Wildtierrettungen bei VIER PFOTEN.

Hintergrund: Gallebärenfarmen in Vietnam

In Vietnam wurden Bären ursprünglich für die Gewinnung von Gallensaft erworben, eine Praxis, die seit 3.000 Jahren in der traditionellen Medizin verwurzelt ist. Jüngste Studien zeigen, dass die Konsument:innen von Bärengalle in Vietnam bereit sind, bei der Behandlung von Krankheiten auf Produkte ohne Galle auszuweichen, einschließlich pflanzlicher Alternativen und westlicher Medizin. Die Haltung von Bären ist in Vietnam legal, vorausgesetzt, die Bären wurden 2005 mit einem Mikrochip versehen und bei den Behörden registriert. Die Gewinnung von Gallensaft ist jedoch illegal. Aufgrund der hohen Zahl der in Gefangenschaft gehaltenen Bären und des Mangels an artgemäßer Unterbringung war es den Behörden damals nicht möglich, die Haltung der Bären auf Farmen zu verbieten. Seit 2005 ist die Zahl der auf Bärenfarmen gehaltenen Bären von 4.300 auf 225 bis Ende Juli 2023 gesunken. 45 von 63 Provinzen sind jetzt frei von Bärenfarmen. Mit einer Ausnahme sind im ganzen Land Fortschritte zu verzeichnen: In der Hauptstadt Hanoi werden nach wie vor 115 Bären auf 22 Farmen unter grausamen Bedingungen gehalten. Nur durch verstärkte Anstrengungen der Behörden können alle Farmen geschlossen und dieses Tierleid bekämpft werden.

BÄRENWALD Ninh Binh: Ein artgemäßes Zuhause für gerettete Bären

VIER PFOTEN arbeitet seit 2017 mit lokalen Partnern zusammen, um so viele Bären wie möglich von ihrem traurigen Schicksal zu befreien. Mit seinem BÄRENWALD Ninh Binh unterstützt VIER PFOTEN die vietnamesische Regierung dabei, Bärenfarmen in Vietnam endgültig zu schließen und geretteten Bären ein artgemäßes Zuhause zu bieten. Der BÄRENWALD Ninh Binh ist aber nicht nur ein Schutzzentrum, er soll auch als Bildungs- und Aufklärungsstätte den Tier- und Artenschutz in Vietnam voranbringen. Aktuell leben 45 gerettete Bären in dem Schutzzentrum. Kragenbären sind in Vietnam beheimatet und lokal auf Grund von Wilderei und der Nachfrage nach ihren Körperteilen im illegalen Wildtierhandel vom Aussterben bedroht.




Ressort: Energie und Umwelt

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