- 05. Dezember 2017
Jeder achte kann nicht auf Alkohol verzichten
Leverkusen - Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland trinkt Alkohol: 84 Prozent nehmen zumindest gelegentlich alkoholische Getränke zu sich. Jede(r) Fünfte tut dies sogar mindestens einmal pro Woche. 13 Prozent aller Befragten geben an, sich ein Leben ohne Alkohol nicht vorstellen zu können. Dies räumen Männer mit 17 Prozent der Nennungen rund doppelt so häufig ein wie Frauen. Die Ergebnisse basieren auf der aktuellen repräsentativen Studie "Die Süchte der Deutschen 2017", die im Auftrag der Krankenkasse pronova BKK im August 2017 durchgeführt wurde.
Alkohol ist die Droge, die weltweit am häufigsten zu Suchterkrankungen führt. Zugleich löst sie bei übermäßigem Konsum schwere, mitunter tödliche Folgeschäden aus. Dennoch ist die gesellschaftliche Akzeptanz von Alkohol ungebrochen: Mehr als 70 Prozent der jüngeren BundesbürgerInnen unter 50 Jahren sind der Meinung, dass Alkoholkonsum gesellschaftlich akzeptiert ist. Bei älteren Befragten sinkt dieser Wert allerdings deutlich bis auf 55 Prozent. Dies könnte daran liegen, dass die Folgen einer Suchterkrankung erst nach zehn bis 15 Jahren offen sichtbar werden. In der zweiten Lebenshälfte haben also schon mehr Menschen in ihrem Umfeld die Folgen intensiven Alkoholkonsums miterleben müssen.
Strengeres Reglement gefordert
So groß die Offenheit für den Alkoholkonsum in der Gesellschaft allgemein ist, so hoch ist aber auch die Erwartung, verantwortungsvoll mit der Alltagsdroge umzugehen. Dies gilt insbesondere für den Straßenverkehr. 91 Prozent der Befragten sprechen sich für eine Erhöhung des Strafmaßes für Fahren unter Alkoholeinfluss aus. 64 Prozent befürworten sogar die Einführung einer Null-Promillegrenze, also ein völliges Alkoholverbot für Autofahrer. Klare Mehrheiten finden sich zudem für eine Heraufsetzung des Mindestalters für den Kauf alkoholischer Getränke. Drei Viertel sprechen sich dafür aus, alkoholische Getränke nur noch an Volljährige zu verkaufen. Für Hochprozentiges wie Schnaps oder Likör möchten zwei Drittel das Mindestalter für den Kauf sogar auf 21 Jahre erhöhen. Auf wenig Gegenliebe stößt hingegen eine Kontrolle der Verkaufsstellen nach schwedischem Vorbild: Nur 36 Prozent halten staatlich lizenzierte Spezialgeschäfte für eine gute Idee.
"Alkohol ist deshalb so gefährlich, weil die Abhängigkeit schleichend eintritt und sich die schädlichen Auswirkungen auf die Gesundheit und das soziale Umfeld erst nach vielen Jahren manifestieren", sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt der pronova BKK. "Zu diesem Zeitpunkt ist es jedoch oft schon sehr schwer, gegenzusteuern. Alkoholabhängige ahnen häufig schon sehr viel früher als ihr Umfeld, dass ihr Konsum aus dem Ruder läuft. In einem ersten Schritt können ein anonymer Online-Test oder ein vertrauliches Gespräch mit einem Arzt helfen, Klarheit zu gewinnen und rechtzeitig etwas gegen die Sucht zu unternehmen."
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