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Fakten-Check: Umweltbezug Veganer Ernährung
Proband Philip Kuhl beim Tragen der Eyetracking-Brille im Edeka-Center Baur
  • 18. Dezember 2021

Fakten-Check: Umweltbezug Veganer Ernährung

Von Paula Malolepszy, Mona Schulter, Sarah Steeb und Sina Link

Marktforschungsstudie einer Studentinnengruppe der HTWG Konstanz über die Wirkung von Veganen Schildern im Supermarkt

Zentrales Ziel der Studie war es, herauszufinden, ob eine explizite Beschilderung von veganen Produkten dessen Absatz fördern könnte. Um diese Frage zu beantworten, wurde eine Auswahl von Produkten im Edeka Baur Konstanz gekennzeichnet. Daraufhin führten die Studentinnen Kundenbefragungen, Messungen der Absatzzahlen und Eye-tracking durch. Mit den verschiedenen Methoden wurden folgende Fragestellungen untersucht:

Welche Ernährungsform ziehen die Probanden vor? Fällt die neue Beschilderung auf? Ist den Probanden bewusst, dass der Kauf veganer Produkte klimafreundlicher ist als der von tierischen Produkten?

Zudem sollten Kund:innen dazu bewegt werden, ein größeres Bewusstsein für das Thema Veganismus zu entwickeln. Denn wie sich im Zuge der Studie schnell herausstellte, standen viele Teilnehmer:innen dem Thema ablehnend gegenüber oder wussten nicht genau was vegan überhaupt bedeutet. Aussagen wie „Vegan- Nein danke!“ oder „Wir sind ganz normal und essen Fleisch“ waren keine Seltenheit. Denn mehr als 70% der Kunden ernähren sich, laut der Umfrage, fisch- oder fleischhaltig. Zudem sind nur etwa 55% der Befragten der Meinung, dass vegane Produkte klimafreundlicher seien als tierische. Dies war wiedererwartend nicht abhängig von demographischen Eckdaten, wie dem formalen Bildungsstand oder dem Alter.

Die Auswertung der Studie ergab, dass sich nur gut die Hälfte aller Proband:innen eine explizite Beschilderung wünschen. Im Vergleich der Absatzzahlen ist zu erkennen, dass der Verkauf von veganer Ware zum letzten Jahr deutlich angestiegen ist. Dies kann jedoch auch darin begründet werden, dass der Edeka mehr vegane Produkte im Sortiment hat als im Vorjahr. Durch die Beschilderung konnte nur eine leichte Umsatzsteigerung festgestellt werden.

Einige der Proband:innen äußerten explizit den Wunsch nach einer besseren Aufklärung und zeigten Offenheit und Interesse für das Thema Vegan und Nachhaltigkeit. Viele machen sich also doch Gedanken um die Zukunft unserer Welt und wollen etwas dazu beitragen, ihren persönlichen Fußabdruck zu vermindern. Sie waren darüber erstaunt, wie viele Produkte, oft auch zufällig, vegan sind und dies häufig selbst auf der Verpackung nicht ersichtlich wird. Was dagegen spricht ist die Routine im Einkauf, die fehlende Zeit, Mut und Geld etwas Neues auszuprobieren.

Die Studentinnen sehen nach der Auswertung der Untersuchung ein Problem: Mangelnde Aufklärung im Zusammenhang zwischen Ernährung und Klimaschutz. Daher wendet sich das Projektteam nun direkt an das Ministerium für Bildung. „Klimaschutz fängt bei jedem Einzelnen an. Es muss gezeigt werden, welche negativen Auswirkungen unser Konsum auf die Welt hat und was wir dagegen tun können.“ So Mona Schulter, Projektleiterin. „Unsere neue Aufgabe sehen wir nun darin, aufzuklären und das Thema „vegan“ präsent werden zulassen.“ Der erste Schritt soll durch diesen Bericht getan werden: Warum kann denn ein veganer Lebensstil nicht nur unseren Tieren und unserer Gesundheit helfen?

1. Der Ausstoß von Treibhausgasen mindern:

Ganze15 % der weltweiten Treibhausgase werden durch die Fleischindustrie emittiert. Das entspricht etwa so viel wie der Schadstoffausstoß aller PKWs, LKWs, Schiffe und Flugzeuge zusammen. Ausschlaggebende Faktoren sind neben dem CO2 das Lachgas und Methan, was den Verzehr von Milchprodukten besonders klimaschädlich macht, da das von Kühen ausgestoßene Methan eine 25 mal stärkere Treibhauswirkung hat. Durch eine vegane Ernährung kann eine einzige Person im Jahr 1 Tonne CO einsparen. Hochgerechtet auf die gesamte deutsche Bevölkerung könnten so etwa 80 Millionen Tonnen CO2 jährlich eingespart werden.1

2. Der Welt ihre Natur zurückgeben:

Insgesamt werden ca. 26 % der Landfläche unserer Erde für Futterpflanzen und Weidefläche genutzt. Um die Nutzung dieser Menge an Fläche zu ermöglichen, werden Wälder gerodet und Sümpfe trockengelegt, was sich zusätzlich negativ auf die CO2 Bilanz auswirkt. Mit der Nutzung der Bodenfläche gehen außerdem weitere Problematiken der Belastung durch Versalzung und Überdüngung des Bodens und einer damit verbundenen Grundwasserverschmutzung einher.2

3. Mehr Menschen mit weniger Ressourcen ernähren:

Der Konsum von tierischen Produkten ist sehr ineffizient. Durchschnittlich bekommt man aus 10 pflanzlichen Kalorien nur 1 tierische Kalorie. Somit könnte man bei völligem Verzicht auf tierische
Produkte 3,5 Mrd. Menschen zusätzlich ernähren. 3

4. Unsere Ressourcen schützen:

Neben der Grundwasserverschmutzung bedeute die Tieraufzucht auch eine immense Menge an Wasserverbrauch. So steckt beispielsweise in einem einzigen 180 Gramm-Burger-Patty aus Rindfleisch 2800 Liter Wasser. Würde man auf dieses Patty verzichten, könnte man im Schnitt vier Wochen lange 10 Minuten duschen. Generell könnte man die Nutztierhaltung beinahe als ein Schwarzes Loch für Ressourcen bezeichnen. 4

5. Warum der Regenwald nicht wegen den Veganer:innen dran glauben muss

Deutschland gehört zu den größten Abnehmern von Soja innerhalb der EU. Dabei wird das importierte Soja fast vollständig für die Fütterung der Tiere verwendet.
Pro Kopf werden in Deutschland im Jahr rund 60kg Fleisch (variiiert zwischen 2000 und 2019 nur zwischen 61,5 und 59,5kg) verzehrt. Hierfür benötigt man neben weiteren Futtermitteln ca. 42 kg Soja
als Futtermittel. 5

1 Krause, N. (2016): Vegetarische und vegane Ernährung – Potenziale auf der Makroebene. Hamburg,
S.34 & CO2- Rechner des Umweltbundesamts: https://uba.co2-rechner.de/de_DE/
2 Statistisches Bundesamt (Hrsg.) (2019): Bodenflächen nach Art der tatsächlichen Nutzung,
Wiesbaden, S.7ff
3 Krause, N. (2016): Vegetarische und vegane Ernährung – Potenziale auf der Makroebene. Hamburg, S.34
4 vgl. Studieninhalt: Herr Rothstein: Vorlesung Globaler Wandel, 2020
5 Statista (2021): https://de.statista.com/statistik/daten/studie/36573/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-fleisch-in-deutschland-seit-2000/ & OroVerde – Die Tropenwaldstiftung: https://www.regenwald-schuetzen.org/verbrauchertipps/soja-und-fleischkonsum


Ressort: Lifestyle & Wohlbefinden

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