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DBU Naturerbe zählt Wendehals und Wiedehopf und zeigt Pflegeerfolge
21 Wiedehopfpaare brüten inzwischen wieder auf der DBU-Naturerbefläche Oranienbaumer Heide. Nistkästen haben den Vögeln geholfen: 2018 nutzten die Hälfte der Paare die vorgefertigten Heime für ihre Aufzucht. © Hans-Joachim Fünfstück/piclease
  • 21. Mai 2021

DBU Naturerbe zählt Wendehals und Wiedehopf und zeigt Pflegeerfolge

Von Klaus Jongebloed | DBU Naturerbe-Pressemitteilung

Internationaler Tag der Artenvielfalt

Osnabrück. Die Ohren gespitzt, mit Fernglas, Klangattrappe und Datenbogen ausgestattet besuchten sie im Laufe von vier Jahren neun DBU-Naturerbeflächen vor allem im östlichen Sachsen-Anhalt mit insgesamt rund 9.000 Hektar (ha). Die Fachleute der Kartierbüros erfassten jeweils von Ende Februar bis Ende Juli mehrere Tage und Nächte, wie viele Brutvogelarten und -paare auf acht ehemaligen Truppenübungsplätzen und einem Teil der Bergbaufolgelandschaft Goitzsche leben. Ihre Auftraggeberin: die gemeinnützige Tochtergesellschaft der Deutschen Bundesstiftung Umwelt, das DBU Naturerbe, Eigentümerin von insgesamt 71 Flächen mit rund 70.000 ha in zehn Bundesländern. Zum Internationalen Tag der Artenvielfalt am 22. Mai stellen die Naturschützer jetzt ihre Auswertungen zu den gesammelten Daten vor. „Die Ergebnisse der Brutvogelkartierungen zeigen die Bedeutung der Flächen des Nationalen Naturerbes für den Natur- und Artenschutz in Sachsen-Anhalt aus Sicht der Vogelkunde“, betont DBU-Generalsekretär Alexander Bonde.

Halboffenland der ehemaligen Truppenübungsplätze selten geworden

Auf den ehemaligen Truppenübungsplätzen hat der militärische Übungsbetrieb über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass offene, bewuchsarme Rohbodenbiotope sowie halboffene Lebensräume erhalten geblieben sind. Nach der Flächenübernahme durch das DBU Naturerbe übernehmen jetzt die Naturschützer die Aufgabe, diese Landstriche zu pflegen. „Dass hier nicht intensiv gewirtschaftet, gedüngt und gepflügt wurde, macht ihren Wert aus“, erklärt Dr. Jörg Tillmann, stellvertretender Fachlicher Leiter im DBU Naturerbe, der gemeinsam mit seinem Kollegen Tobias Leikauf die Daten auswertete. Die Vögel der offenen und halboffenen Lebensräume sind die Gruppe mit den höchsten Anteilen an gefährdeten Arten. Dazu zählen auch die für die DBU-Naturerbeflächen in Sachsen-Anhalt typischen Vogelarten wie Ziegenmelker oder Baumpieper. Ihre Bestandstrends sind seit Jahrzehnten negativ: Sie leben sowohl in lichten Wäldern und Waldrändern als auch im Halboffenland mit vereinzelten Gehölzen und offenen Bereichen. Doch genau diese Lebensräume sind außerhalb von Schutzgebieten selten geworden, insbesondere aufgrund der Intensivierung der Landnutzung.  

Wenn der Ziegenmelker ruft, schnurrt er wie ein Motor und ist für einen Bodenbrüter gut getarnt. Wachsen allerdings die Offenlandflächen zu, verliert er seinen Lebensraum. Mit über 200 Revieren kommt etwa ein Fünftel des Landesbestands des Vogels in Sachsen-Anhalt auf DBU-Naturerbeflächen vor. © Martin Schulze/DBU Naturerbe

Ziegenmelker und Wiedehopf: Gefährdete Vogelarten im DBU Naturerbe

Der Fokus bei der Kartierung lag auf seltenen und mittelhäufigen Brutvögeln sowie planungsrelevanten Arten. „Knapp 4.000 Brutvogelreviere wurden erfasst. Der Baumpieper ist mit über 900 Revieren quasi die charakteristische Naturerbe-Art, was auch die aktuellen Strukturen und Lebensraumbedingungen unseren Flächen anschaulich macht“, erläutert Leikauf. Auf den neun DBU-Naturerbeflächen, zu denen neben der Goitzsche bei Bitterfeld, die Kühnauer Heide, Oranienbaumer Heide und die Roßlauer Elbauen in der Nähe von Dessau-Roßlau, die Glücksburger Heide im Landkreis Wittenberg, der Biederitzer Busch und die Ringfurther Elbauen bei Magdeburg, Teile der Hohen Schrecke nordwestlich von Lossa und Kellerberge bei Gardelegen zählen, dokumentierten die Experten landesweit bedeutende Brutvogelbestände – unter anderem vom Ziegenmelker, Wiedehopf, Schwarzkehlchen, Heidelerche, Schellente und Raufußkauz. Mit über 200 Revieren kommt etwa ein Fünftel des Landesbestands des Ziegenmelkers mit seinem schnurrenden Gesang in Sachsen-Anhalt auf DBU-Naturerbeflächen vor. Zwei Steinschmätzer-Reviere lieferten zudem den Nachweis für eine Art, die deutschlandweit nicht nur gefährdet, sondern vom Aussterben bedroht ist. 

Pflegeerfolg in der DBU-Naturerbefläche Oranienbaumer Heide

Dass sich der Negativtrend immerhin für einige Arten stoppen lässt, zeigen die Daten zur Oranienbaumer Heide. 1992 endete dort die militärische Nutzung. Offene Bereiche vergrasten, Gehölze breiteten sich aus. Die Folge: Bis 2005 schrumpften die Heidelerche-Reviere von 92 auf 56. 2008 wurde im Rahmen eines durch die DBU geförderten Projekts die Beweidung mit Heckrindern und Konikpferden auf etwa 770 ha der Fläche eingerichtet. Seitdem nahmen die Bestände von Ziegenmelker und Raubwürger zu, der Bestand des Neuntöters blieb etwa konstant. Von der Heidelerche gibt es inzwischen sogar 155 nachgewiesene Reviere. In der DBU-Naturerbefläche finden sich zudem 21 Reviere des Wiedehopfes, was rund 17 Prozent des Landesbestandes darstellt und für das DBU Naturerbe hohe Priorität hat. Geholfen haben den Vögeln neben den Beweidungseffekten vor allem auch Nistkästen: Die vorgefertigten Heime nutzten 2018 die Hälfte der Brutpaare für ihre Aufzucht. 

Ohne Förderung keine langfristige Pflege

„Die biologische Vielfalt ist die Grundlage für das Leben der Menschen. Wenn wir unsere Lebensqualität erhalten wollen – gute Ernährung, Gesundheit, Erholung – müssen wir auf unsere Ökosysteme achten und sie schützen“, so Bonde. Sachsen-Anhalt ist das erste Bundesland, in dem jetzt ein fast vollständiger Datensatz zu den Brutvogelarten auf DBU-Naturerbeflächen vorliegt. Zahlen, die ein langfristiges Monitoring ermöglichen. Für die langfristige Pflege sei aber ein förderfähiges Management wichtig. Bonde: „Halboffene, beweidete Landschaften sind für die Artenvielfalt wichtig und haben großes Potenzial, um europarechtliche Verpflichtungen im Natur- und Artenschutz nachzukommen. Sie sollten daher bei der zukünftigen Ausgestaltung von Förderprogrammen stärker berücksichtigt werden.“


Ressort: Energie und Umwelt

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