- 07. November 2025
Bürgerenergie in NRW: Umfrage zeigt Fortschritte
– aber auch dringenden Handlungsbedarf
Eine Umfrage des Genoverband e.V. unter Energiegenossenschaften in Nordrhein-Westfalen zeigt ein interessantes Stimmungsbild: Die Bürgerenergie erfährt zunehmend Rückenwind, steht jedoch weiterhin vor erheblichen Herausforderungen. Zwischen dem 14. August und dem 25. September 2025 nahmen 71 Vorstandsmitglieder von Energiegenossenschaften in NRW an der Umfrageteil.
Positive Impulse durch das Bürgerenergiegesetz
Nur etwa ein Drittel der Befragten sehen Verbesserungen. Wenn Verbesserungen gesehen wurden, sind diese am häufigsten durch die geregelten finanziellen Beteiligungsmöglichkeiten durch das Bürgerenergiegesetz in NRW wahrgenommen worden. Die Mehrheit der befragten Energiegenossenschaften bieten direkte Beteiligungen an, dicht gefolgt von Direktzahlungen an Gemeinden. Derartige Beteiligung ist ein wichtiger Schritt für mehr lokale Teilhabe und Akzeptanz der Windenergie.
Genehmigungsprozesse und Netzausbau als zentrale Hürden
Als Hemmnis bei den Genehmigungsverfahren geben die meisten der Befragten die Dauer von Genehmigungsverfahren an und sehen Verbesserungsbedarf. Besonders das sogenannte „Lex Sauerland“ – eine landesrechtliche Übergangsregelung in NRW – hat die Genehmigungen außerhalb geplanter Windgebiete in Konflikt mit Bundesrecht gebracht, was viele Windenergie-Projekte in NRW verzögert oder beendet hat.
Auch der schleppende Netzausbau und fehlende Speicherlösungen bereiten Sorgen: Die Mehrheit der befragten Windenergiegenossenschaften in NRW sehen hier ein zentrales Problem. Der Ausbau erneuerbarer Energien kann nur dann Wirkung entfalten, wenn die erzeugte Energie auch eingespeist und gespeichert werden kann. In offenen Antwortfeldern forderten die Genossenschaften, gezielte Flächenausweisungen in der Nähe von Netzeinspeisepunkten zu ermöglichen, sowie eine netzdienliche Anbindung von Speichern.
Ungleiche Wettbewerbsbedingungen bei der Flächenvergabe
Zudem kritisieren viele Genossenschaften in der Befragung die Konkurrenz mit großen, kapitalstarken Unternehmen bei der Flächenvergabe. Sie fordern faire Rahmenbedingungen und eine gezielte Förderung, um die Bürgerenergie als demokratische Säule der Energiewende zu stärken.
„Energiegenossenschaften sind das Modell für Bürgerbeteiligung. Die Akzeptanz von Windenergieanlagen steigt, wenn die Menschen vor Ort in die Projekte eingebunden werden“, betont Peter Götz, Vorstandsmitglied beim Genoverband e.V.
Die Umfrage zeigt: Die Bürgerenergie in NRW ist auf einem guten Weg, braucht aber weiterhin politische Unterstützung und faire Rahmenbedingungen. Das Land NRW arbeitet intensiv an Lösungen und hat durch Leitfäden, Checklisten und Standardisierungen schon vieles auf den Weg gebracht. Ein Expertenworkshop 30. September 2025 im Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr (MUNV NRW) diente der Evaluation dieser Maßnahmen und für den Erfahrungsaustausch weitere Lösungen zu entwickeln.
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