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Klimaneutral bis 2035: Vier Vorreiterkommunen in Baden-Württemberg ziehen Zwischenbilanz
„Denzlingen – wo Ideen flügge werden“: Die als Storchenturmgemeinde bekannte Kommune bündelt in ihrer Klimaschutzkampagne Beratungs- und Förderangebote rund um Energie, Mobilität und Gebäudesanierung ©Peter Herrmann / PH-otography
  • 13. November 2025

Klimaneutral bis 2035: Vier Vorreiterkommunen in Baden-Württemberg ziehen Zwischenbilanz

Von Axel Vartmann, PR-Agentur Solar Consulting GmbH

Denzlingen, Freiburg, Ludwigsburg und Landkreis Calw punkten nach zwei Jahren Projektlaufzeit mit Vielzahl an Aktivitäten

Kostenloser Solar-Check, Klimaquartier, Parkraumkonzept, Innovationsfonds und vieles mehr: Alle vier Kommunen des Förderprojekts „Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035“ ziehen nach zwei Jahren Laufzeit eine positive Zwischenbilanz. Mit der finanziellen Unterstützung in Höhe von insgesamt bis zu 11,5 Millionen Euro durch das Umweltministerium Baden-Württemberg haben die die Gemeinde Denzlingen, Städte Freiburg im Breisgau und Ludwigsburg sowie der Landkreis Calw seither eine Fülle von Klimaschutzprojekten entwickelt und umgesetzt. Sie umfassen die Sektoren Strom, Wärme, Verkehr und Ernährung/Landwirtschaft. Denzlingen setzte eine innerörtliche Photovoltaik-Freiflächenanalyse um. Freiburg punktet mit der Konzeption von Klimaquartieren, die sich durch eine Vielzahl von Beteiligungsformaten für Bürgerinnen und Bürger auszeichnen. In Ludwigsburg etwa lassen die Bürgerinnen und Bürger inzwischen prüfen, ob ihre Dächer tauglich für Solaranlagen sind. In den 25 Gemeinden des Landkreises Calw bezuschusst der Landkreis 19 Projekte über einen Innovationsfonds. Koordiniert wird das Förderprojekt von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW). Es läuft bis Februar 2027. Am 13. November trafen sich die beteiligten Kommunen mit Ministerien und Verbänden zum gegenseitigen Austausch in Freiburg.

Im Jahr 2023 wählte das Umweltministerium Baden-Württemberg gemeinsam mit einer Fachjury in einem Wettbewerb die Kommunen Denzlingen, Freiburg, Ludwigsburg und den Landkreis Calw als Siegerinnen aus. Ziel: Die vier Kommunen auf ihrem Weg zur Klimaneutralität bis zum Jahr 2035 zu begleiten. Zwei Jahre nach Start zeigt ein Blick in die Kommunen, dass die zur Verfügung gestellten Gelder für eine Vielzahl an Projekten mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2035 eingesetzt werden. Eine Zwischenbilanz:

Denzlingen: Fokus auf Mobilität, Sanierung, Solarenergie

Die Gemeinde Denzlingen hat rund 14.000 Einwohnerinnen und Einwohner und liegt nördlich von Freiburg. Mit der neuen Klimaschutzkampagne „Denzlingen – wo Ideen flügge werden“, in Anlehnung an den als Storchenturmgemeinde bezeichneten Ort, schafft Denzlingen mehr Aufmerksamkeit für Klimaschutz. Zu den Angeboten zählt die Möglichkeit, Alternativen zum Auto auszuprobieren. Dabei werden kostengünstig Leihräder angeboten, es steht ein gemeindeeigenes Lastenrad zur Verfügung, und es wird auf die Möglichkeiten von Carsharing hingewiesen. Ein Fahrradkino mit einem Klimaschutzfilm für die Bürgerinnen und Bürger sowie ein Klimaspaziergang zur Erderhitzung und den Folgen für Denzlingen ergänzen die Angebote. Das Erstellen eines Parkraumkonzepts ist ein weiterer wichtiger Schritt in Richtung CO2-Reduktion und mehr Nachhaltigkeit im Verkehr.

Im Rahmen des Vorhabens „Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035“ führte Denzlingen außerdem eine Photovoltaik-Freiflächenanalyse durch. Sie zeigte, dass es zu wenig Photovoltaik-Potenzial auf Denzlinger Parkplätzen gibt. Um die anvisierten Klimaziele zu erreichen, setzt Denzlingen nun auf Freiflächen-Photovoltaik. Dafür konnte die hiesige Bürgerenergiegenossenschaft im Gewann „Weihermatten“ nahe dem Schwimmbad eine bislang ungenutzte Fläche pachten. Sie will darauf eine Anlage errichten. Gefördert werden diese und weitere Projekte mit bis zu 500.000 Euro.

Über die Aktivitäten dieses Projekts hinaus fördert Denzlingen seit einigen Jahren aktiv Wärmenetze. Die Stadt erhielt hierfür kürzlich den KfW Award Leben 2025. Geplant ist, mehrere Gemeindegebiete an ein neues Wärmenetz anzuschließen. Dafür erhalten 500 Haushalte erneuerbare Wärme aus zwei Grundwasserwärmepumpen.

Freiburg: Klimaquartiere, Aufklärung zu Windenergie und der Ernährungsrat

Die südbadische Großstadt mit ihren 230.000 Einwohnerinnen und Einwohnern nutzt die Gelder aus dem Fördertopf des Vorhabens unter anderem für eine Klimakommunikationskampagne. Die Klimaschutzkampagne soll vor allem Transparenz schaffen: Sie macht sichtbar, welche Maßnahmen Freiburg bereits umgesetzt hat, welche aktuell geplant sind und welche noch bevorstehen. Ziel ist es, einheitlich und offen über alle Aktivitäten im Klimaschutz zu informieren und die Menschen in der Stadt zu motivieren.

Eine wichtige Maßnahme ist der Ausbau der Windkraft, die Stadt treibt dies stark voran. Um alle Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und mögliche Vorurteile gegenüber Windenergie abzubauen, wurde eine eigene Fachkampagne entworfen. Darüber hinaus organisierte die Stadt moderierte Veranstaltungen für Bürgerinnen und Bürger, um auch mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die Windkraft ablehnen oder kritisch sehen.

Auch das im Oktober gestartete Klimaquartier in Zähringen begleitet die Stadt im Rahmen der vom Land geförderten Kommunikationskampagne. Bei den Klimaquartieren wird jeweils ein Stadtteil für einen bestimmten Zeitraum zum Klimaquartier. Während dieser Phase gibt es Veranstaltungen und Beteiligungsformate. Sie alle vereint das Ziel, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern eine Vision für einen nachhaltigen und klimafreundlichen Stadtteil zu entwickeln und umzusetzen. Ein Klimaquartier zeichnet sich idealerweise aus durch eine energieeffiziente Bauweise, den Einsatz erneuerbarer Energien, viel Grünraum und eine klimafreundliche Mobilität.

Ein weiterer Schwerpunkt in Freiburg liegt in der Unterstützung des Ernährungsrates Freiburg und Region e.V. und der Etablierung eines zukunftsfähigen und regenerativen Ernährungssystems. Der Ernährungsrat fördert die direkte Beziehung zwischen Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Erzeugerinnen und Erzeugern in Stadt und Region. Ein wichtiges Anliegen ist das Verbreiten regionaler und nachhaltiger Lebensmittel. Eine Förderung erhielt die Kampagne „Iss besser – aus der Nachbarschaft. Lokal Hero“: Freiburger Restaurants und Kantinen setzten im Juli 2025 ein Aktionsgericht mit regionalen, saisonalen Zutaten auf die Karte. Der Zuschuss für Freiburg für diese und weitere Projekte liegt insgesamt bei bis zu vier Millionen Euro.

Ludwigsburg: Solar-Checks, Wärmeatlas und Klimaschutz in Unternehmen

Die Stadt Ludwigsburg mit rund 93.000 Einwohnerinnen und Einwohner ist in den drei klimaschutzrelevanten Sektoren Strom, Wärme und Verkehr tätig. Mit einem kostenfreien Solar-Check, einer ehrenamtlichen Solarberatung und Solarparties sorgt die Stadt für mehr Aufmerksamkeit und Interesse an Photovoltaikanlagen und Solarstrom. Auf der Solarparty klären die Anlagenbesitzer über die Vorteile ihrer Photovoltaik-Anlage auf und geben Tipps für die Planung. Ein weiteres Projekt der Stadt ist ein Thermografie-Tool. Mit ihm können Bürgerinnen und Bürgern Wärmebilder ihres Hauses als Startpunkt für eine energetische Sanierung machen. Das Angebot ist kostenfrei. Bis November 2025 gab es bereits über 240 Photovoltaik-Eignungsprüfungen von Hausdächern und 950 Wärmebildaufnahmen von Gebäuden.

Auch die Sanierungsoffensive „Wir Energiewender“ unterstützt energetische Gebäudesanierungen. Hier kommen Energieberaterinnen und Energieberater direkt ins Haus. Zusätzlich können potenzielle Anschlussnehmer für ein Wärmenetz auf einer Webseite ihr Interesse bekunden. Darüber hinaus fördert Ludwigsburg die Verankerung von mehr Klimaschutz in Unternehmen. Es gab bereits mehrere Netzwerkveranstaltungen zu den Themen Nachhaltigkeitsberichterstattung, Gebäudeenergiegesetz und nachhaltige Lieferketten. Für diese und weitere Projekte erhält die Stadt bis zu zwei Millionen Euro.

Landkreis Calw: Viele Gemeinden aktiv für mehr Klimaschutz

Der Landkreis Calw umfasst 25 Städte und Gemeinden. Im Rahmen eines eigens eingerichteten Innovationsfonds unterstützt der Landkreis 19 Klimaschutzprojekte in seinen Gemeinden finanziell. Die Förderung beträgt insgesamt 960.000 Euro.

Die Gemeinde Ebhausen etwa organisiert Lastenräder für ihre Bürgerinnen und Bürger. Außerdem wurde ein E-Fahrzeuge für den dortigen Bauhof gekauft. Bad Herrenalb unterstützt für eine nachhaltige Wärmeversorgung eine Machbarkeitsstudie zur Wärmeversorgung durch Geothermie und setzt mit mehreren Projekten auf die Digitalisierung der Verwaltung. Darüber hinaus hat die Gemeinde Neubulach eine bestehende Photovoltaik-Anlage auf einer Sporthalle nach dem Auslaufen der EEG-Förderung übernommen und hat diese mit einem Speicher für den Eigenverbrauch umgerüstet. Höfen an der Enz finanzierte eine Machbarkeitsstudie zur Wärmeversorgung durch Geothermie und durch eine Flusswärmepumpe.

Eine weitere innovative Aktion: Der Landkreis finanziert aus den Geldern des Förderprojekts eine Social-Media-Kampagne für mehr Nachwuchs im Handwerk. Diese zielt vor allem auf Berufe, die für Klimaschutzprojekte gesucht werden. Dazu gehören Heizungstechnik, das Elektrohandwerk, Dachdecker und Zimmerleute, Stuckateure sowie die Glaser. Flankiert wird die Kampagne von einer Klima-Challenge, bei der im September 2025 sechs Schulklassen in handwerklichen Spielen gegeneinander antraten. 150 Schülerinnen und Schüler als Nachwuchskräfte von morgen hatten so die Gelegenheit, die verschiedenen Berufe näher kennenzulernen. Die Förderung für diese und weitere Projekte liegt bei bis zu fünf Millionen Euro.

Kommunen sollen von den Vorreiterkommunen lernen können

Die vier Kommunen demonstrieren im Rahmen des Wettbewerbs unterschiedliche Wege zum Ziel der Klimaneutralität. Damit andere von den Ergebnissen profitieren können, achtete das Umweltministerium als Geldgeber darauf, Konzepte von Kommunen verschiedener Größe auszuwählen. So lassen sich die Erfahrungen und Erfolge von Denzlingen, Freiburg, Ludwigsburg und dem Landkreis Calw übertragen und können als Inspiration dienen.

Weitere Informationen zum Vorhaben „Auf dem Weg zur Klimaneutralität bis 2035“ und Porträts der vier Kommunen und ihren Klimaschutzaktivitäten gibt es unter: www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz/angebote/kommunenwettbewerb

Ansprechpartnerin bei der KEA-BW für das Förderprojekt „Auf dem Weg zur Klimaneutralität 2035“ ist Lisa Schmieder, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein..

Über die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW)

Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) trägt dazu bei, den Klimaschutz im Südwesten umzusetzen. Die Landesenergieagentur ist eine zentrale Anlaufstelle bei Fragen zur Energiewende, Wärmewende sowie zu nachhaltiger Mobilität und treibt den Gewässer- und Bodenschutz voran. Sie berät Kommunen, Ministerien, Energieversorger, Netzbetreiber sowie kleine und mittelständische Unternehmen, wie sie weniger Energie verbrauchen, Energie effizient nutzen, erneuerbare Energien ausbauen und Mobilität menschenfreundlicher gestalten können. Auch Gebäudeeigentümerinnen und -eigentümer, Flächeneigentümerinnen und -eigentümer sowie kirchliche Einrichtungen gehören zu den Zielgruppen.

Die Energieagentur des Landes ist unterteilt in die Bereiche „Kommunaler Klimaschutz“, „Energiemanagement“, „Contracting“, „Wärmewende“, „Zukunft Altbau“, „Nachhaltige Mobilität“, „Wasser und Boden“ sowie „Erneuerbare BW“. Zu letzterem zählt auch das „Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg“. Die KEA-BW wurde im Jahr 1994 gegründet und ist seit 2017 eine 100-prozentige Tochter des Landes. An den Standorten in Karlsruhe und Stuttgart arbeiten über 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. www.kea-bw.de




Ressort: Energie und Umwelt

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